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1 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230809

Ludwig bestätigt den Empfang zweier Briefe F. Christians (FG 51) und hofft, daß seine italienisch geschriebene Anwort eingetroffen ist. Hempo v. dem Knesebeck (FG 88), der Überbringer des vorliegenden Schreibens, wird über den Zustand in Anhalt und die Lage von Christians Eltern berichten. Den kaiserlichen Pardon für Christians Vater, F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26), erwartet man täglich. Christian II. soll sich nicht zu weit von Deutschland entfernen, da er für seinen kranken Vater vielleicht an den Kaiserhof reisen muß. Gf. Georg Friedrich v. Hohenlohe-Neuenstein-Weikersheim (FG 44), den Ludwig auf der Durchreise durch Anhalt sprach, muß auch dorthin gezogen sein. — Anstatt sich von eitlen Schmarotzern in Padua Fesseln anlegen zu lassen, soll Christian — ungeachtet der auch für seinen Bruder F. Ernst v. Anhalt-Bernburg (FG 47) angeführten Gründe — seine Freiheit an einem anderen Ort suchen. Auch wegen des Umgangs, der Sprache und der Gelegenheit zu kavaliersmäßigen Übungen ist Florenz zu empfehlen. Dort müsse sich Christian mit Hilfe von Ludwigs Sekretär Giovanmaria Bissini ein Haus mieten und einrichten, ehe er der Großherzogin v. Toskana seine Aufwartung mache. Bastiano de' Rossi, der Sekretär der Accademia della Crusca, werde den Brüdern auch behilflich sein. Er hat Ludwig sehr für das Exemplar von Campanellas Gedichten (La Cantica) gedankt, das Christian ihm durch Bartholomäus Viatis d. J. in Venedig hatte aushändigen lassen. Mit Rossi und Bissini könne Christian auch über die ihm durch Knesebeck vorzulegende Liste der von Ludwig gewünschten Bücher sprechen. — Die geplante Reise nach Rom billigt Ludwig, rät von Sizilien und Malta jedoch insbesondere wegen der Piratengefahr ab. — Ludwig sendet wegen der Größe des Buchs nur ein Exemplar von Tobias Hübners (FG 25) Du Bartas-Übersetzung, von anderen Werken jedoch zwei. Christian könne den Du Bartas nach Belieben der Deutschen Nation in Padua oder Siena oder der Accademia della Crusca schenken. — Nach dem Tatareneinfall sind die Kosaken in ihr Land zurückgekehrt. Knesebeck werde Einzelheiten über die Niederlage und den Rückzug Hz. Christians v. Braunschweig berichten. Im Braunschweigischen hält sich Kg. Christian IV. v. Dänemark auf, der die ihm angetragene Verteidigung des niedersächsischen Kreises akzeptiert hat. Oberst Fuchs v. Bimbach dient jetzt Hz. Friedrich Ulrich v. Braunschweig (FG 38) in Wolfenbüttel. Dessen Gemahlin hat sich von dem Herzog wegen der Briefe getrennt, die bei der Niederlage Hz. Franz Albrechts von Sachsen-Lauenburg (FG 194) abgefangen wurden. — Gott verleihe dauerhaften Frieden! — In Kürze werde Ludwig Pz. Christian eine in Köthen zur Zeit gedruckte italienische Übertragung von Marie Le Gendres Le cabinet des saines affections und Hans Ernsts von Börstel (FG 41) deutsche Übertragung dieses Werks zusenden. — Ludwig vergnüge sich mit der Lektüre einer italienischen Übersetzung von Philostratos' Lebensbeschreibung des Apollonios v. Tyana. Unter Boccaccios Schriften habe er den Corbaccio entdeckt, der auch gut auf die niederträchtigen Frauen der eigenen Zeit passe. — Ludwig hofft, daß Pz. Ernst im Italienischen Fortschritte macht. Der Prinz müsse sich zum Erlernen der Sprache für ein paar Jahre fest in Italien niederlassen.


2 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230809

Am 24. 7. 1623 notierte Christian II. wohl aufgrund des erwähnten Briefs F. Ludwigs vom 4./14. 7. 1623 in seinem Tagebuch: Mein g. hl. h. vatter, ligt gar starck, am podagra darnieder. [...] Meines hn. vattern perdon ist noch nicht im Kayß. geheimen Raht erlediget, doch hoft man in kurtzen. (Christian: Tageb. III; vgl. KT 151). Am 25. 7. 1623 plante Christian sofort zu seinem Vater F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) zurückzureisen, wurde aber durch Krankheit an der Ausführung seines Entschlusses gehindert. Vgl. 230913 u. 231006. Nach Italien hatte Christian I. seinen Sohn im Mai 1623 überhaupt nur widerwillig reisen lassen. Christian II. wies daher den bernburgischen Oberhauptmann Heinrich v. Börstel (FG 78), der ihn in Kulmbach auf den diplomatischen Einsatz beim Kaiser warten lassen wollte, am 22. 5. 1623 auf einen Rat des kaiserlichen Reichshofratspräsidenten F. Johann Georg v. Hohenzollern-Hechingen (s. 231006) hin: Das meiste aber so mich in meinem vorhaben bestätigett, ist, daß mich der Furst von hohenzollern kurtz vor meinem auffbruch, in meines vatern außöhnungs sache, ausdrucklich, auff den tagk zu Franckfurtt remittiret, alda möchten wirs ferner suchen, Und soll sich derselbe convent erst im halben Augusto oder zuende deßelbigen Monats beginnen, Wie lang wirdt denn nochmaln der schlus währen, Also das Jch nicht absehen kan was Jch indeßen vor sonderlichen nutzen darbei schaffen kan, vndt solte auch gleich der tagk seinen fortgangk erreichen wirdt doch mehr durch Gesandten, als durch Persönliche gegenwardt tractiret werden, Weis also nichtt ob Jch mit reputation mich dahin begeben werde können, Jch bin in nahmen Gottes entschloßen, mich auf den wegk zu machen, [...]. (LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 44v). Am 19. 5. 1623 hatte Christian II. schon an seinen Oheim Ludwig geschrieben: Auf allen fall, kan ich gar leichtlich nach Wien kommen, in 5 tagen von Venedig, vndt verhoffe es werde sich noch alles ob Gott will, zum besten schicken. LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 47r. Am 10. 10. 1623 erfuhr Christian II: Meines herren vattern perdon ist zwar resolviret vndt der salvus conductus bewilliget, aber mit dem bedinge daß sich M. h. vatter in der person am kayß. hoffe stellen soll. (Christian: Tageb. III; 10./20. 10. 1623). Vgl. 231101. Christian I. war zusammen mit Mgf. Johann Georg v. Brandenburg-Jägerndorf und Gf. Georg Friedrich v. Hohenlohe (s. Anm. 3) am 22. 1. 1621 n. St. geächtet worden. Londorp II, 311-314. Er floh nach Stade, hielt sich einige Zeit bei Kg. Gustav Adolf v. Schweden auf und versteckte sich schließlich bis 1624 unter dem Schutz des dänischen Königs in Flensburg. Beckmann V, 330-332. Die Absicht, Christian I. zu verzeihen, hatte Ks. Ferdinand II. im März 1623 auf dem Kollegialtage von Regensburg verkündet und dafür die Zustimmung der Kurfürsten gefunden. Klopp: Dreißigjähr. Krieg II, 355f. Die Acht wurde erst am 7. 6. 1624 aufgehoben. Vgl. 240717.

3 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig / 231101

Ç'a estè asseurè nj de la continue, ni de la (tertiane) tierce ni de la fievre quarte. J'espere de me reigler en sorte qu'elle ne reviendra plus, & certes cela me couste assèz. Monsr. mon Oncle le Prince Louys dit, qu'il l'a eu tout de mesmes, & qu'a peine l'on en peut estre quitte, si tost, m'escrivant qu'elle est plus dangereuse en Italie qu'en Allemaigne.

4 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig / 231203

Da F. Ludwig seinem Neffen kaum eine italienische Petrarca-Ausgabe nach Italien geschickt haben dürfte, kann F. Christians (FG 51) Aussage vielleicht als Bestätigung einer Nachricht im Nachlaßinventar Ludwigs gewertet werden: Francisci Petrarcha Sigpracht der Ewigkeit Ao. 1623 (IP 335v). Ein Exemplar dieses 1650 in F. Ludwigs Bibliothek vorhandenen Büchleins, das wohl in Köthen gedruckt worden war, ist nicht nachgewiesen. Vgl. Conermann: Nachlaßinventar, 80. Das Werk dürfte eine frühe Fassung der sechsten Siegespracht aus Ludwigs vollständig erst 1643 erschienener Nachdichtung der TrionfiPetrarcas enthalten haben: Francisci Petrarchæ, Des vornemen alten Florentinischen Poeten/ Sechs Triumphi oder Siegesprachten/ I. Der Liebe/ II. Der Keuschheit/ III. Des Todes/ IV. Des Gerüchtes/ V. Der Zeit/ und VI. Der Ewigkeit/ ... Von neüem übersehen/ mit beliebung und gutheissen der Fruchtbringenden Geselschaft/ jetzo erst an den tag gegeben und gedruckt. (Cöthen 1643). In der Vorrede erklärt F. Ludwig, die Trionfi schon vor 20 Jahren übertragen zu haben: DJese des vornemen alten Florentinischen Poeten Francisci Petrarchæ sechs Triumphi oder Siegesprachten/ seind albereit für zwantzig Jahren aus dem [!] Jtaliänischen eilfsylbigen Reimen/ zweymal dreyfacher geschrenckter weiblichen endung/ welche art in Sicilien erst sol aufgekommen seyn/ in dreytzehen und zwölffsylbige gleich nach einander gehende Reime/ weiblicher und mänlicher endung/ übergesetzet gewesen; Jn diesem Jahre aber erst wieder von neüem von ihrem Verfasser und andern Reimverständigen übersehen worden/ und werden hiermit an den tag gegeben. [...] Es ist auch die rechte Helden und Jambische art darinnen mit allem fleisse beobachtet worden/ ausgenommen in den nahmen/ da man sie überal nicht endern oder auslassen können. Es geschahe zwar anfangs auch ein versuch/ sie nach der Jtalänischen art/ in lautere eilfsilbige weibliche und zweymal dreyfach geschrenkete endungen zu bringen/ weil sich aber darbey kein geschicke / noch anmut für unsere Deütsche Landsprache finden wollen/ gestalt in den Jtaliänischen reimen die mänlichen endungen sich auch nicht fugen können/ so ist solches muster/ da es gar nicht klingen mögen/ abgethan/ und gegenwertige fliesserige art an deren stat genommen worden. (Bl. A 2v)

5 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig / 231203

[Antonio de Guevara: Reloj de príncipes, ital. Übers. u. Bearb. v. Mambrino Roseo da Fabriano (d. i. Collenuccio Costo)]: L'institutione del prencipe christiano, dt. übers. [v. F. Christian II] u. d. T.: Die Vnterweisung Eines Christlichen Fürsten/ Aus dem Spanischen ins Jtaliänische erstlich übergesetzt/ Durch Mambrinum Roseum von Fabriano, Vor Jahren verdeutschet durch ein Mitglied der Fruchtbringenden Geselschaft/ Vnd anetzo im Druck gegeben. (Cöthen 1639). Christian hatte seine Übersetzung vielleicht schon bald nach seiner Aufnahme in die FG (25. 2. 1622; KT 29) begonnen (vgl. z. B. KT 42 u. 43) und während seines Aufenthalts in Italien fortgeführt. In F. Ludwigs Nachlaß Verzeichnis fand sich 1650 neben dem Köthener Druck von 1639 (IP 329r u. 334r) auch die italienische Ausgabe „Instutitione del Principe Christiano di Mambrino roseo tradetto di Spagnuola in Mantova 1577" (IP 324r). Conermann: Nachlaßinventar, 78.

6 - Bericht einer Prinzessin von Anhalt-Dessau an die Prinzessinnen Juliana und Magdalena von Hessen-Kassel / 240718 240718.1

Fn. Anna Maria v. Anhalt-Dessau (PA; TG 34) — oder deren Schwester Sibylla Christina (PA) — beschreibt die Begebenheiten beim Besuch verschiedener fürstlicher Personen in Dessau in der Zeit vom 30. 6. bis etwa zum 15. 7. 1624. Sie bedient sich der Gesellschaftsnamen der Académie des Parfaits Amants. — Auf einer Vergnügungsreise nach Weimar überrascht Pgf. Ludwig Philipp v. Simmern (FG 97; PA) den anhaltischen Hof durch einen Abstecher nach Dessau just in dem Moment, als F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10; PA) mit seinem Gefolge nach Köthen ziehen will, um von dem verreisenden F. Ludwig (FG 2; PA) und dessen Begleitern Abschied zu nehmen und seine Schwestern Eleonora Dorothea (PA; TG 4) und Kunigunde Juliana (PA; TG 26) nach Dessau zu holen. — Der Maler Augustus fertigt im Kabinett Fn. Agnesas v. Anhalt-Dessau (PA; TG 25) ein Miniaturporträt des Pfalzgrafen an. Da die beiden Schwestern noch am 30. Juni in Dessau eingetroffen sind, holt man zu den abendlichen Spielen auch die junge Kunigunde Juliana, welche in die Obhut Margarethes v. Kötschau gegeben worden war. Zum Vergnügen des Hofs flirtet Ludwig Philipps Hofmeister Gleissenthal (Hans Jacob v. G. [FG 195]?) mit dem etwas säuerlichen Mädchen. — Der Pfalzgraf reist nach zweitägigem Aufenthalt nach Weimar zurück. Wenige Tage später trifft Mgfn. Dorothea v. Brandenburg (PA) in Dessau ein — in ihrem Gefolge ihre Schwester Hzn. Anna Augusta v. Braunschweig-Wolfenbüttel, welche sich während der Reise ihrer Mutter Elisabeth (?) nach Dänemark an Dorotheas Hof begeben hatte. Die Markgräfin wird nach der Abreise Melides (PA) zu ihren Eltern nur von zwei adligen Jungfern, dem Kammerjunker Werner (v.) Hahn (FG 42), dem Pagen Wüstenhoff, einem anderen Edelknaben und dem jetzt zum Rat des Administrators des Erzbistums Magdeburg aufsteigenden Joachim Caesar begleitet. Die geplante Überraschung mißlingt der Markgräfin, da der Dessauer Hof von ihrer Ankunft erfahren hat und die Fürsten, Kavaliere und sechs Damen, darunter die Verfasserin und deren Schwestern Eleonora Dorothea und Kunigunde Juliana, ihr entgegenreiten. Eine der Damen, die ,Zähnwehtagerin', verliert bei dieser Gelegenheit die Kontrolle über den von ihrem Vetter Célion geborgten Hengst. Unter allgemeinem Gelächter fällt ihr Hut, gleichsam als Ausdruck der Höflichkeit, genau vor der Kutsche Dorotheas zu Boden. Die von der Besucherin erwarteten Vergnügungen lassen sich nur langsam an, zumal die Gesellschaft allein durch den aus Italien zurückgekehrten Lysis vergrößert wird. Am Tage nach Dorotheas Ankunft spaziert man im Garten und tanzt auf ihren Wunsch hin. Der ihretwegen am folgenden Tage herbeigeeilte Thilo v. Vitzenhagen (FG 95; PA), dazu Célion, Diederich v. dem Werder (FG 31, PA) und Juliana Ursula v. Krosigk (PA) drängen Fn. Agnesa so lange, bis sie von ihrem Gatten Johann Casimir, der selbst mit den Kavalieren auf die Jagd reitet, die Erlaubnis für ein Fest einholt. Man verlost schließlich für eine Maskerade Rollen aus den Metamorphosen Ovids und bestimmt die Tisch- und Tanzordnung. Fn. Agnesa und Célion können kaum die Verwirrung und Ratlosigkeit meistern, in die die Eitelkeit der Spieler und der Mangel an Kostümen die Gesellschaft stürzen. Die Verfasserin des Berichts und Diederich v. dem Werder schaffen es jedoch, mit List die besonders schwierige Markgräfin als Europa und deren Schwester als Salmacis zu verkleiden. Nur wenige bemerken, daß Dorotheas Figur und Bewegungen im Widerspruch zu ihrem Putz stehen. Den besten Eindruck machen Juliana Ursula v. Krosigk (Proserpina), Tobias Hübner (FG 25; Pluto), Hahn (Actaeon), Maximus v. Kötschau (Hermaphroditus) und Salmacis. — Aus Weimar treffen überraschend Pgf. Ludwig Philipp und Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30, PA) mit einer Schar von Kavalieren (Tersandre, Cleomer, Squilindre und Georg Friedrich v. Brandenstein, FG 84) ein. Durch Pluto und die übrigen Kostümierten selber überrascht, helfen sie, die Gesellschaft zu vergrößern. Nachdem zwei Verkleidete ihren Maskenanzug dem Pfalzgrafen und dem Herzog abgetreten haben, nehmen die Paare nach ihrem Rang an einer kreuzweise aufgestellten Tafel Platz, obenan Jupiter (F. Johann Casimir) und Dorothea. Nach dem Mahl vergnügt man sich bei deutschen und französischen Tänzen. Die Laune der plumpen Markgräfin setzt dem Tanzen ein Ende, dennoch wird es ein lustiger Abend. — Dorothea verschiebt ihre Abreise um einen Tag und reitet, nachdem die Briefschreiberin die Scheu der Markgräfin durch Abtretung ihres geduldigen Fuchses besiegt hat, mit der Gesellschaft aus. Man fängt drei Hasen und tanzt nach der Rückkehr bis in die Nacht. Fast vier Tage nach ihrer Ankunft zieht Dorothea mit ihrem Gefolge ab, während Ludwig Philipp und Bernhard noch drei Tage in Dessau bleiben und sich mit Ringelrennen und Tanzen vergnügen. Damen und Herren reiten gemeinsam aus und erfreuen sich bei Reimspielen besonders an den Erfindungen Squilindres. Solche Spiele hätte man im Beisein Dorotheas nicht veranstalten dürfen, da es ihr dazu eher an Esprit als an Bereitschaft mangle. Am letzten Abend mit den Gästen offenbaren alle Spieler reihum ihre Gefühle gegenüber den Anwesenden. Die Berichterstatterin inszeniert dabei eine kleine Kabale, um den eingebildeten Brandenstein durch allgemeines Bekunden seiner Mißliebigkeit zu provozieren. Er fällt tatsächlich aus der Rolle und muß sogar durch ein Eingeständnis der Prinzessin beschwichtigt werden. — Hz. Bernhard reist am folgenden Tag ab. Der Pfalzgraf reite zur verwitweten Fn. Dorothea v. Anhalt-Dessau (⚭ FG 9; † 1618; PA; TG 24) nach Sandersleben und kehrt am dritten Tag aus ihrem Dorf Radegast berauscht mit seinem Gefolge und etlichen anhaltischen Hofleuten nach Dessau zurück. Man vergnügt sich bis um ein Uhr nachts bei Spielen, wobei es zu Annäherungsversuchen des Pfalzgrafen an die Briefschreiberin(?) und seines Hofmanns Hüht an Pzn. Kunigunde Juliana kommt. Um vor der für zwei Uhr nachts geplanten Abreise Ludwig Philipps noch ein wenig zu ruhen, legen sich Kunigunde Juliana mit der Schreiberin und Eleonora Dorothea mit Johann Casimir angekleidet um ein Uhr zu Bett. Da Fn. Agnesa bereits schwanger ist, sagt die Magd Cattrin im Scherz eine zweite Kindtaufe voraus. Der Pfalzgraf weckt die Geschwister aber bereits nach einer halben Stunde. Im Zimmer der Berichterstatterin, die die Laute schlägt, tanzen die Genannten, dazu Pz. Georg Aribert v. Anhalt-Dessau (FG 24; PA) und andere, noch bis zur Abfahrt Ludwig Philipps nach Berlin um zwei Uhr morgens. Erst dann begibt sich der Hof zur Ruhe. — Die Verfasserin entschuldigt sich für ihr langes und einfältiges Schreiben und bittet um Diskretion.


7 - Bericht einer Prinzessin von Anhalt-Dessau an die Prinzessinnen Juliana und Magdalena von Hessen-Kassel / 240718 240718.1

F. Ludwig (Mérovée; vgl. 240301), seine Frau Fn. Amoena Amalia (s. Anm. 14) und seine Tochter Loysa Amoena (TG 6) dürften am 1. 7. 1624 zu einer Reise in die Niederlande aufgebrochen sein. Da F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) erst am 5. 7. aus Wien kommend in Bernburg eintraf (s. 240717), verpaßte er die Abfahrt Ludwigs. F. Ludwig unterrichtete F. Johann Casimir, F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46) und F. Christian I. v. Anhalt von seiner Reise unter dem 30. 6. 1624 (LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 10, Bl. 1-2, ohne Ortsangaben). Pz. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) hatte auf seiner Rückreise von Italien in Köthen vom 22. - 24. 6. Station gemacht und den Fürsten und dessen Gattin wiederum in Altona bei Hamburg am 6., 7. und 8. Juli besucht (Christian: Tageb. XXIV, Bl. 169v u. 170v; vgl. Nr. 14a, S. 482 u. 484 [falsch dat.]). In deren Begleitung befand sich auch Friedrich v. Schilling (FG 21).

8 - Adolph von Börstel an Honoré d'Urfé / 240400

Jürgensen, 363f. nimmt dagegen an, daß die Bekanntschaft Pz. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) mit d'Urfé es den Mitgliedern der Hirtenakademie erlaubt habe, an den französischen Marquis einen Brief im vertrauten Ton zu schreiben, der über Adolph von Borstel [ !] vermittelt wurde, der 1617 den Sohn des Bernburger Herzogs [!] in Paris betreute. Obgleich d'Urfé den Prinzen 1617 in Norditalien getroffen hat, steht der Satz Börstels (und unten das Versprechen auf Mitteilung der wirklichen Namen) der Schlußfolgerung entgegen. Christian konnte sich außerdem später an der Gründung der Akademie (s. 231206) und an der Abfassung ihres Schreibens an d'Urfé nicht beteiligen, da er damals in Italien weilte (s. 240718 K). Vgl. Heinrich Max Regel: Christians II. von Anhalt Gesandtschaftsreise nach Savoyen. (1617). In: Wissenschaftliche Beilage zum 10. Jahresbericht d. Hzl. Karls- Gymnasiums Bernburg Ostern 1890, 1-25.

9 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürstin Anna von Anhalt-Bernburg / 200318

In einem Schreiben aus dem Feldlager der Böhmen an seine Mutter, Fn. Anna v. Anhalt-Bernburg (AL 1617; TG 16), beklagt sich Pz. Christian (FG 51; 1622) darüber, daß ihm ein Brief seiner Schwester Eleonora Maria (AL 1617; TG 17) vom 28. 2. 1620 durch (Burkhard v. ?) Erlach (FG 52; 1622) erst am 18. März ausgeliefert worden ist. — Voraussichtlich wird Christian bald mit seinem Vater, F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26), nach Prag reisen und bei dieser Gelegenheit auch seine Mutter in Amberg besuchen. Der Feind wird sich dem Vernehmen nach über die Donau zurückziehen. — Christian übersendet ein Anagramm auf den Namen seines Vaters. — Falls der Kaiser keinen Waffenstillstand mit F. Gabriel Bethlen v. Siebenbürgen schließt, ist militärische Hilfe aus Ungarn zu erwarten. Die Nachrichten aus Italien sind so vielversprechend, daß Christian auf einen Romzug hofft.


10 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürstin Anna von Anhalt-Bernburg / 200318

Ainsy nous passons le temps, quelquesfois, a ceste heure, que le beau printemps, ne nous permet de garder le logis, ains l'on va pourmener dehors. Certes c'est un beau pays, & dommage, d'estre tellement gastè, Le secoursLe secours auch Kustode. d'HongrièF. Gabriel Bethlen v. Siebenbürgen hatte zwar am 8. 1. 1620 n. St. auf dem Reichstag von Preßburg den Titel eines Fürsten v. Ungarn akzeptiert, die Annahme der Königswürde aber verschoben. Er schloß am 15. 1. ein Bündnis mit Kg. Friedrich v. Böhmen und den Konföderierten, hielt sich aber am folgenden Tage durch eine Übereinkunft mit dem Kg. v. Ungarn, Ks. Ferdinand II, die Möglichkeit eines Ausgleichs offen. Es wurde ein Waffenstillstand bis zum 29. 9. vereinbart. Ein für den 31.5. geplanter ungarischer Reichstag sollte dann über Frieden oder Abfall und damit über das Königtum Bethlens entscheiden. Ritter: Deutsche Geschichte, 73-75. Vgl. 200826. Zu Pz. Christians Bemerkung vgl. auch seine Eintragung im Tagebuch (S. 67) am 26. 3. 1620 n. St.: Le prince Bethlen Gabor mande, qu'il envoyera 10000 Copies pour avantcoureurs, de sorte qu'il semble qu'il nous assistera puissamment et plus que ne desirons, à cause que nous craignons qu'ils joueront trop de maistre et mangeront le pays, que nos gens n'auront rien. arrivera si l'Empr. ne fait trefue. Les nouvelles d'Jtalie sont fort bonnes, & qui me font esperer, que ie verray un jour La ville de Rome, avec une armee.Pz. Christian sollte Rom Ende 1623 nur auf einer Bildungsreise, nicht jedoch auf einem Romzug sehen. Er hatte am 28. 3. 1620 n. St. einen Bericht des Burggf. und Herrn Christoph zu Dohna (FG 20) empfangen, der seine Hoffnungen anfachte. S. Tagebuch, 67f.: Receu une lettre du BaronChristofle de Dona, lequel me mande, que les Anglois viendront; que les Venitiens ne nous abanderont pas; que le Duc de Savoye se remue; que le pape ne se laisse persuader à faire davantage que de donner 10000 fl. par mois; que l'Espagnol ne peut, le Pape ne veut, à cause de son avarice, et le 1er.- à cause de ses dettes; qu'à Romeon nous attend n'y ayant jamais eu plus grand tresor à savoir 100 millions vaillant etc.; qu'en ce cas grand part des Italiens nous assisteront, et par crainte de nos armes et pr. la hayne qu'ils portent au Pape Dieu. Seit 1618 hatte sich der pfälzische Kurfürst, dazu vor allem von F. Christian I. aufgestachelt, in Verhandlungen mit Hz. Carl Emmanuel v. Savoyen über einen Krieg gegen das Haus Österreich eingelassen. Der Herzog strebte nach der Kaiserkrone, bald danach auch nach der böhmischen Krone, und machte Hoffnung auf die Finanzierung eines Heeres durch venizianische Subsidien. Im August 1618 hatte er sich schon bereit erklärt, 2000 Soldaten unter dem Kommando Gf. Ernsts v. Mansfeld zu unterhalten. Im Mai 1619 handelte F. Christian I, nachdem Mansfeld schon im Januar mit Carl Emanuel weitreichende Projekte besprochen hatte, in Turin mit dem Herzog den Vertrag von Rivoli selbst aus. Die Übereinkunft blieb aber in entscheidenden Punkten vage und verfehlte so die von den Partnern erstrebten Zwecke. Ritter, a. a. O., 16-23. Der Herzog stellte nach der Kaiserwahl Ferdinands II. und der Annahme der böhmischen Krone durch Kf. Friedrich V. v. der Pfalz seine Zahlungen ein. Am 6. 3. 1620 n. St. verwandte sich F. Christian I. zu Eggenburg noch in einem Schreiben an Hz. Carl Emanuel für Mansfeld: Ayant esté prié par Monsieur le Conte de Mansfeld, de faire une intercession pour luy envers V. A. a ce qu'il peust obtenir de la gratuité et liberalité de V. A. ce qu'il luy est deu, de la paye de son Regiment: Archivio di Stato di Torino: Casa Reale, Lettere principi forestieri, mazzo 1. Carl Emanuel hatte Pz. Christian1619 eine Pension gewährt (Dankschreiben aus Heidelberg v. 14./ 24. 9. 1619; a. a. O.). Noch am 10./ 20. 4. 1623 erinnerte der Prinz den Herzog an dieses Versprechen in einem in Bernburg geschriebenen Brief und kündigte ihm wegen dieser Angelegenheit die Ankunft des anhaltischen Agenten Adolph v. Börstel (s. 190322) in Turin an (a. a. O.). Dieu vueille continuer ses graces & bonheur, a nostre party, & conserver particulierement V. Exce. Je suis


11 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230819 230819.1

Hochgeborner furst, freundlicher viellgeliebter Vetter, als ich, weillSolange (als). Götze, 225. El. in Jtalien dero in zweyen schreiben vnd vnterschiedenen Jtaliänischer vnd Französischer Sprache geantwortett,Wohl F. Ludwigs Schreiben v. 8./18. 7. 1623 (verloren; erwähnt in 230802; wohl italienisch, da Christian in dieser Sprache antwortete) und 9. 8. 1623 (230809; französ.). auchAus ⟨vnd⟩. also nichtt unbillich so weitt denselben den vorzug vor unsere Muttersprache gelassen, hatt mich doch beduncken wollen, es würde El. nichtt zu wieder, vnd unserer derBis deutschen eingefügt, zunächst ⟨oder⟩ deutschen, dann gebessertes der ⟨oder⟩ fruchtbringenden fruchtbringenden deutschen gesellschafftt nichtt ungemeß sein, wen ich dero dieses briefflein darinnen zu schriebe, vnd zugleich auffFolgt ⟨der⟩ ihres vom 12. instehenden AugstmonattsGemeint ist 230802 (a. St.), das im Original nach dem Gregorianischen Kalender (12. 8. 1623) datiert ist. Vgl. T Anm. ss. Ludwigs Überlegung ist auch als eine Entgegnung auf (damals konventionelle) Gedanken anzusehen, die Christian am 12. 6. 1623 in einem Schreiben an seinen Oheim geäußert hatte: Essendo jo hormaj giunto in Italia, e' mj conviene d'iscriver in quel linguaggio, in questo paese nato, e grato a V. A. benche il mio stile non Le debba essere, senon fastidioso. Nondimeno jo ardisco di scriverle in cotal guisa, sapendo che la grandezza dell'amore e benivolenza di V. A. inverso di me, non vede, o piú tosto cuopre cortesemente glj diffettj, oltre che j commandamentj suoj, miravano, s' io hó ben inteso, a quell'iscopo, che mj conviene meritamente d'esseguirlj. LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 13r antworten thette. Worumb ichEingefügt. aber hier diese gesellschafftt nechst ihrem bekanten nahmen (der fruchttbringenden) auch die deutsche nenne, geschichtt nichtt alleine darumb billich, das sie zu außubung dieserEingefügt. vnserer Muttersprache von deutschen angerichtett, sondern auch weill in bewehrtenFolgt ⟨germ⟩[?] geschichttschreibern, furnemlichFür ⟨vntter denen⟩ aberEingefügt. inBis Chronicka für ⟨der Avent⟩ der Beyerrischen Chronicka Hans Thurmeyers von Abenßperg, zu latein Johannes Aventinus genantt,Aventinus IV.1, 213. Vgl. Johannis Aventini/ Des [...] Beyerischen Geschichtschreibers Chronica [...] durch [...] Niclaus Cisner [...] in Druck gegeben/ vnd mit nützlichen Glossen illustriert [...] . An jetzo [...] von newem durchsehen [...] vermehret. (Franckfort am Mayn: Jacob Fischers S. Erben 1622), 83. Diese die bairischen Spracheigentümlichkeiten des Originals tilgende Ausgabe befand sich 1650 auch in F. Ludwigs Bibliothek (IP 277v: "Johan Aventinj Bayerische Chronica 1622"). Vgl. 240109 u. Conermann TG, 609. von dem ursprung des nahmensFür ⟨wortts⟩ Folgt ⟨G⟩ [?].German, oder Germani vnter andern diese meinung gesetzett, als wen esAus einem unleserl. Wort (bzw. Silbe) u. eingefügt für ⟨fur⟩ [?]. beyFür ⟨von⟩ etzlichen von dem lateinischen wortt Germinare, sproßenAus herfursprossen, herfurscheußenEingefügt oder fruchtbringen, hergenommenher eingefügt. werde, worinnen dan also derFolgt ⟨zweifache⟩ rechte verstandt desFür ⟨dieses⟩ erwehltenAus ersonnen nahmensFolgen zwei eingefügte Wörter. dieser gesellschafftt außerBis vorerst eingefügt für ⟨außer keinem⟩ [?] zweifels vorerst inBis wortt eingefügt. einem wortt angedeutett, danFolgt ⟨sie erstli⟩ sie istEingefügt. erstlich Germann, deutsch, vnd hattEingefügt. dan den nahmen derEingefügt. fruchtbringenden als germinantisAus germinans an sich genommen, (wiewoll Folgt ⟨noch keine⟩ [?]. über (dieses hierbey) [?]. sonsten hierbeysonsten hierbey eingefügt. zu bemercken, das die eigentliche bedeutung des nahmens GermansFolgen ⟨diese ist,⟩ und wohl drei unleserl., gestr. Wörter. dessen ist, der gerne an den ManFür ⟨Mahn ist, oder den seinen⟩ oder des Mannes ihn zu bestreiten begierig ist)Aventinus IV. 1, 26, 'Einleitung': German, der des mans gert, ist der alt gemain nam der Teutschen, davon Germania, Teutschland, bei den Römern und Kriechen noch heutigen tag haist sider von Christi geburt her. Vgl. IV. 1, 548, Kap. 222 'Von dem neuen nam der Teutschen, damit man noch im latein und kriechischen uns nent': Obgenanter künig Ernst hat sein kriegsvolk [...] so pisher lange zeit under dem kriechischen kaisertum Galli, Celtae in der gemein genant sein worden, ein neuen nam geschöpft, hats 'Germannen', das ist 'die des mans gern' genent [...]. Vgl. Aventinus: Chronica Von vrsprung/ herkomen/ vnd thaten/ der vhralten Teutschen. (Nürnberg 1541), L 1 v: German/ der des mans begert/ vnd darff in kampff tretten/ wie noch ein sprichwort ist/ Er gert des mans/ daruon die Teutschen Germani genent. So sage ich nun nechstBis dero eingefügt. Folgt ⟨El.⟩ diser eigenungStieler, 25: vindicatio, vulgò appropriatio. Zum frühnhd. Verb eigen, eignen, zueignen, vgl. DW III, 104f.; kaum zu eigen, zeigen, offenbaren. Götze, 60. der El. im besten vermercken wollen dero freundtvetterlichen großen, vnd wegen der gesellschafftt hochfleißigen danck, das sie zu beföderung eines gutten wercks, darinnen der viellgekörnte dieFür ⟨eine⟩ probe zuthun sich anerbotten, mir das erlösete Jerusalem desEingefügt.Torquato Tasso zugesendett, Der Vielgekörnte, Diederich v. dem Werder (FG 31), übersetzte Torquato Tassos Epos La Gerusalemme liberata unter dem Titel Gottfried von Bulljon, Oder Das erlösete Jerusalem (Franckfurt am Mayn 1626: Daniel u. David Aubri u. Clemens Schleichen); 2., überarb. Aufl. Franckfurt am Mayn 1651. Welche Ausgabe(n) Werder seiner Übertragung zugrundelegte, konnte bisher nicht eindeutig ermittelt werden. Vgl. v. dem Werder 20*. Der italienische Text, der in keiner überprüften Ausgabe völlig dem der Übersetzung Werders entspricht (Gesang XVI, Str. 20, V. 4 entsprechend der Ausg. Lione 1581: A. Marsilii; X, 78, 1-4 wie Vinegia: A. Salicato, verschiedene Ausgaben seit 1584), findet sich jedoch in dem wohl aus der Bernburger Schloßbibliothek stammenden Exemplar einer in der StB Dessau (BB 11910) erhaltenen Edition. Da in dem Buch der Anfang (Titelbl. bis Bl. † 2v) herausgerissen wurde, zitiere ich den Titel nach Kat. Dessau BB 11910, obgleich Wilhelm Gröpler, dem Bearbeiter dieses Katalogs, vor dem Ersten Weltkriege schon nicht mehr das vollständige Exemplar vorgelegen haben mag: 1) Tasso, Torquato, Il Goffredo, overo Gierusalemma liberata. — 2) Camilli, Camillo, Cinque canti aggiunti al Goffredo etc. Venetia, 1613, Pietro Milocho. 1 Bd. 12°. Prgtbd. Der handschriftliche Rückentitel lautet nämlich: Il Goffrido overò Gierusalemm[ a] liberata [...]. Die Identifizierung der Ausgabe wird duch den erhaltenen Titel der beigebundenen Schrift unterstützt: CINQVE | CANTI | DI CAMILLO | CAMILLI, | AGGIVNTI AL GOFFREDO | DEL SIG. TORQVATO TASSO, Di nuovo da lui con somma diligenza | reuisti, & corretti. | Con aggiunta de gli ARGOMENTI à ciascun Canto del Signor Francesco | Melchiori Opitergino. | Con Licenza de' Superiori. | [Signet] | In Venetia, M DC XIII. | [Linie] | Appresso Pietro Milocho. Inhalt: 1) - Bl. 5r Vorrede; 5v - [† 10]v ALLEGORIA DEL POEMA.; [† 11] r - [12]v STANZE DEL SIGNOR LORENZO FRIZOLI, In lode del Poeta.; Bl. Ar/S. 1 - [Aa 12]v/576 IL GOFFREDO, OVERO GIERVSALEMME LIBERATA, DEL S. TORQVATO TASSO. (zwanzig Canti, vor jedem ein Argomento, hinter jedem Gesang Annotationi, & dichiarationi). — 2) Titelbl., Rückseite vacat; Bl. a 2r Sonett des Francesco Melchiori Opitergino für Camilli; Bl. a 2v/S. 4 - [f ll]v/144 fünf Canti mit Argomento, aber ohne Kommentar; [f 12]r - [g 10]v TAVOLA DI TVTTI I NOMI PROPRII, Et di tutte le materie principali contenute nel presente Libro. 12°, Blattgröße 13,3 x 7,3 cm. Zeitgenössische Eintragung von unbekannter Hand auf der Versoseite des vorderen fliegenden Blattes: Don Angelo Grillo, nella sua lettera al Sig.r Gian Nettino Spinola: Tal è stato il Tasso, e tanto in ogni genere di Lettere, che la sua eruditione et la sua eloquenza più conoscero gli huomini col mancarne, che prima non facevano col goderne. Vgl. BLC 136, 158. Auch eine Auflage dieser Ausgabe aus dem Jahre 1616 kommt als Werders Vorlage in Betracht. Das Dessauer Exemplar könnte dem Titel und Format („il più bello e minuto chjo seppj trovare" 230802) nach Werders Vorlage repräsentieren. Wenn Christian sein Buch nicht schon auf einer früheren Italienreise erstanden hatte, kaufte er es möglicherweise zur selben Zeit wie das für Werder bestimmte Exemplar. In der Vorrede zu seiner Übertragung spricht der Vielgekörnte davon, daß er seine Arbeit auff einer hochlöblichen vertrawlichen Gesellschafft/ so Schrifft: so Mündtlich instendiges anhalten hin unternommen habe (v. dem Werder 28). Die Beschaffung der (zusätzlichen?) Textvorlage durch zwei Mitglieder der FG, F. Ludwig und F. Christian, schuf die Voraussetzung für die Verwirklichung des Akademieauftrags durch den Vielgekörnten. Dazu könnte auch der auffällige Umstand passen, daß sich in der Bibliothek Ludwigs später kein Exemplar des italienischen Texts fand (IP, aus dem Jahre 1650). so ich nichtt allein woll sehrGebessert aus einem unleserl. Wort. reinlich auff schon pappier getruckett, vndFür ⟨auch⟩ also herlichEingefügt. eingebunden empfangen, sondern auch ehestes tages vnd gelegenheitt vorbenantem unserem gesellschafter uberreichen will, damitt er seinem erbieten ein gnuegen thuen, vnd El. ebenes fals ihr hochverstendiges vrtheill wen esAus ⟨solch⟩es erfullet, daruber fellen könne. Vnter deßen entpfhahen sie beygefugtt die gesetz der Ritter von der Runden taffell in deutsche Reim gefast, vnd aus dem jehnigen genommen, so in der vorrede des luigi Alamanni vber seinen Girone il Cortese zu finden, Alamannis (1495-1556) Nachdichtung des französischen Artusromans Guiron le courtois befand sich in F. Ludwigs Bibliothek: „Girone il Cortese di Luigi Alamanni in Venetia 1594" (IP 321r). Wenn es sich dabei nicht um einen bisher unbekannten Druck des Werks handelte, dürfte damit die zweite Auflage (1549) falsch zitiert sein. S. Anhang I. Christian mag ein in der StB Dessau erhaltenes Exemplar der ersten Ausgabe (Kat. Dessau BB 11903) nach der Zusendung der deutschen Verse angeschafft haben: Gyrone il cortese (Parigi, Stampato da Rinaldo Calderio, & Claudio suo figliulo [1548]). Die Vorlage für die von F. Ludwig bezeichnete Prosa Alamannis findet sich schon in: Gyron le Courtoys. Auecques la deuise des armes de tous les Chevaliers de la table ronde. A. Verard: Paris [1501?], Reprint mit Einl. v. Cedric E. Pickford. (Arthurian romances, 4). London 1977, Bl. a ii r - a iiii v: 'La deuise des armes de cheualiers de la table ronde'. Pickford vermerkt zu den Devisen der 169 Ritter in der Einleitung [S. 2]: He (sc. Vérard) [...] placed at the very beginning of it all a sort of Arthurian Who's Who [...]. This is a register of the knights, with brief descriptions of the arms they bore, but it does not contain the biographical sketches which are to be found in the rather longer self-contained work La Devise des Armes des Chevaliers de la Table Ronde, of which several manuscript copies and two sixteenth-century éditions are known. Dazu a. a. O., [3], Anm. 6: The first was published in Paris at the beginning of the sixteenth Century: it was reissued in roman type in 1590, by Benoist Rigaud of Lyons. Cf. E. Sandoz, 'Tourneys in the Arthurian Tradition', Speculum, XIX (1944), pp. 389-420. Vgl. auch Roger Lathuillère: Guiron le Courtois. Étude de la tradition manuscrite et analyse critique. (Publications romanes et françaises, no. 86) Genève 1966. Die Vorlage für die F. Christian gesandte Abschrift — oder eine spätere Fassung der Arbeit - läßt sich bis ins 19. Jahrhundert verfolgen. Vgl. LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 14 Nr. 11 (nicht foliiert): Die Eröffnung eines in dem Regiminal-Archive befindlichen 'schwarzen Schrankes' sowie die Sichtung und Ordnung der darin aufgefundenen Skripturen 1840-46, darin: Verzeichniß der in dem im Herzogl. Regiminal=Archive befindlichen 'Schwarzen Schrank' enthaltenen Urkunden, Documente, Scripturen und gedruckte Sachen 1840, Verzeichniß I Paket A: 8. Die Gesetz der Ritter von der Runden Taffel. Jn Prosa | 9. Die Gesetz der Ritter von der Runden Taffel. Metrisch. Vermerk zu beiden Eintragungen: „Ohne Datumb". Der Verfasser der verschollenen deutschen Dichtung dürfte Diederich v. dem Werder gewesen sein, da er der Notiz des Bibliothekars Gottfried Sturm zufolge das Exemplar aus F. Ludwigs Büchersammlung empfing: Gjrone Cortese in 4to, welches h. Obrister werder [...] nach inhaldt h. Sturmij hinderlaßenen handt, auß solcher Bibliotheca bekommen haben sol: (IP 327r). Wenn diese Eintragung im Katalog der italienischen Bücher des Fürsten nicht ein zweites Exemplar Ludwigs verzeichnet, handelte es sich um die angegebene Ausgabe von 1549. wen sie dergestaltt auch inAus ⟨im⟩ JtalianischeGebessert aus Jtalianischen sprache ihrerBis nach eingefügt. art nach möchten reimweiseAuf Kustode ⟨auch⟩ gebracht folgt auf Bl. 2v ⟨auch⟨ [2v] gebracht sein, vndBis wurden eingefügt. sie der wurdigkeit geachtett wurden, liesse ich sie woll einmall zur lust alhier gegen einander trucken;Die deutsche Übersetzung ahmte wohl noch nicht die Stanzen in Alamannis Übertragung des Guiron le courtois nach. Von einer Überarbeitung oder einem Druck der Verhaltensregeln (mit gegenübergestelltem italienischen und deutschen Text) ist nichts bekannt, falls die im soeben erwähnten Verzeichnis genannten Gesetz nicht einen Druck bezeichnen. Er hätte allerdings keine Versifizierung des italienischen Textes enthalten. Was sich von hiesigen getruckten buchern mehrmalsMehrere Exemplare der Hempo v. dem Knesebeck von F. Ludwig auf die Reise nach Padua mitgegebenen Köthener Drucke. S. 230809. bey Knesebecken wollen fortbringen laßen, will ich verhoffen El. er werde wöllFolgt ⟨vbertragen⟩ vberlieffern, wanAus das [?] das andere ferttigBis verheißen eingefügt so ich jungsten verheißenVgl. 230809. Eine damals in Köthen gedruckte italienische Übertragung von Marie Le Gendres Le cabinet des saines affections und Hans Ernst von Börstels (FG 41) deutsche Übertragung dieses Werks. soll es auch folgen. Alleine bitte ich El. freundtlichen sie durch ihme Knesenbecken, was Bastiano de RossiZu Rossi und der von Ludwig gewünschten zweiten Auflage des Wörterbuchs der Accademia della Crusca vgl. 230802 u. 231203. in Venedig vom letzgetruckten Vocabolario alda hinterlaßen, darvon ihm der hoffmeister SchillingF. Ludwigs Hofmeister Friedrich v. Schilling könnte Knesebeck instruiert haben, Rossis Lieferung bei Bartholomäus Viatis d. J. in Venedig abzuholen. Vgl. 230802, 230809, 230913 u. 231203. schrifftliche anleitung, bey weme er es zuerlangen, geben wirdt, unbeschwertt mitt wollen laßen heraußer bringen. Mitt El. trage ich ein vetterliches mittleiden, wegen des


12 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230819 230819.1

Essendo jo hormaj giunto in Italia, e' mj conviene d'iscriver in quel linguaggio, in questo paese nato, e grato a V. A. benche il mio stile non Le debba essere, senon fastidioso. Nondimeno jo ardisco di scriverle in cotal guisa, sapendo che la grandezza dell'amore e benivolenza di V. A. inverso di me, non vede, o piú tosto cuopre cortesemente glj diffettj, oltre che j commandamentj suoj, miravano, s' io hó ben inteso, a quell'iscopo, che mj conviene meritamente d'esseguirlj.

13 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230913

Beantwortet durch 231008. Da das Fieber lt. Christians (FG 51) Schreiben v. 21./31. 8. 1623 überstanden sei, könne sich der Prinz in Padua mit seinem Bruder F. Ernst v. Anhalt-Bernburg (FG 47) belustigen und im übrigen verfügbar halten, um einem Ruf nach Deutschland Folge zu leisten. Die Versöhnung F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) mit dem Kaiser habe sich erneut verzögert. Man müsse den Kaiser nochmals um Aufschub für die gemeinschaftliche Belehnung des Hauses Anhalt bitten, da die soeben erhaltene Erlaubnis dazu schon bei ihrem Eintreffen abgelaufen gewesen sei. — Fieber und Ruhr träten auch in Deutschland häufig auf, allerdings schwächer, so daß F. Georg Aribert v. Anhalt-Dessau (FG 24) sich schnell von seiner bei einer Tauffeier in Berlin empfangenen Ansteckung erhole. Wie Ludwig von einem Fieber wisse, das ihn vor 22 Jahren in Italien befallen habe, werde Christian erst langsam seine Stärke zurückgewinnen. — Vor acht Tagen habe Ludwig ein Gespräch mit dem begabten und erfahrenen Obristen Hans Philipp Fuchs v. Bimbach erquickt, welcher nach mehrmonatigem Aufenthalt im Niedersächsischen Kreis nun nach Hause reise. Ludwig berichtet, daß die in der Niederlage von Stadtlohn gefangenen Herzöge Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5) und Friedrich II. v. Sachsen-Altenburg (FG 103) noch nicht in die kaiserlichen Erblande gebracht worden seien. Tilly halte sich mit seinem Heer in der Gft. Oldenburg auf, um Mansfeld anzugreifen, der in Ostfriesland mit 18000 Mann stehe. Darunter seien drei Regimenter Franzosen, eines unter dem Obristen Tournon. Das von verschiedenen Rivalen begehrte Emden sei von den Niederländern unter Gf. Ernst Casimir v. Nassau-Dietz ausreichend besetzt worden. In den Dienst der Niederländer, deren Lager zwischen Emmerich und Rees liege, sei Christian v. Halberstadt mit seinen restlichen Truppen getreten. Gerücht über eine Meuterei unter den spanischen Truppen. — Ludwig überschickt das ins Italienische übersetzte und in Köthen gedruckte Werk Lo studio degli affetti sani von Marie Le Gendre Dame de Rivery. Wünsche Christian hiervon und von Tobias Hübners (FG 25) Ausgabe und Übersetzung von Guillaume de SalustesLa seconde sepmaine mehr Exemplare, könne er sie sich über seinen Nürnberger Händler billig von der Leipziger Michaelismesse schicken lassen.


14 - Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar an Fürst Ludwig / 180000

Johann Ernst (FG 3) schickt Ludwig die Predigten Taulers in deutscher Sprache und wohl auch Giovan Batista Gellis I capricci del bottaio. Da diese ihn von der versprochenen Fertigstellung einer deutschen Übersetzung italienischer Briefe abhielten, fügt er davon nur zwei Schreiben bei. — Das gemeinsame Vorhaben mit Wolfgang Ratkes Lehrwerk. — Sendet Quittung über die Martin Zobel in Leipzig erstatteten 380 Gulden für aus Italien erwartete Obstsetzlinge. Nochmalige Bitte Johann Ernsts, Ludwig möge ihm einen Hausvogt vorschlagen.


15 - Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar an Fürst Ludwig / 180000

Zu F. Ludwigs Bezug von Setzlingen aus Italien vgl. Conermann II, 10.