1 - Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar / 181023
Hz. Johann Ernst d. J.
v. Sachsen-Weimar (FG 3), der gerade von einer Reise nach Weimar zurückgekehrt ist, plant einen
Besuch bei F. Ludwig in
Köthen. Ludwig bittet ihn, auch dann zu kommen,
wenn seine Schwester Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-
Rudolstadt (TG 1 ), Gfn. Erdmuthe Juliana v. Gleichen und
Dr. Johannes Weber nicht
anwesend sein sollten, weil man auch dann Gutes vollbringen könne. Da Ludwig soeben eine
Kutsche zur Abholung Dr. Zacharias Brendels d. Ä. gesandt hat, sollen Johann Ernst und sein Bruder Friedrich (FG 4) die
Professoren Balthasar
Walther und Michael Wolf
zur Arbeit an der ratichianischen Reform mitschicken und ihnen zumindest den
ersten Teil des Talmuds und Wolfgang
Ratkes Bücher mitgeben. Die zurückbleibenden anderen Bücher werde
Johann Ernst
gewiß herbeischaffen. — Die Vorbereitungen für die Köthener Druckerei sind erst jetzt abgeschlossen; die
Drucker werden binnen vierzehn Tagen eintreffen. — Ratke schlage
Mgfn. Sophia v.
Brandenburg-Ansbach (TG 59) vor, einen des Französischen und
Deutschen kundigen Mitarbeiter an seiner Reform nach Köthen zu schicken, Verschwiegenheit versprechen zu
lassen und dort für einige Monate zu unterhalten. — Ludwig wird das ihm mitgesandte
Schreiben Anna
Sophias an Johann Ernst einstweilen behalten und bittet den Herzog
auszurichten, daß ein Besuch der Schwester ihm jederzeit gelegen sei. Er
bedankt sich für die von Johann Ernst geschickten Bilder.
Ratke sehe es gerne, wenn
der Herzog Barthold Nihus
mitbringe. — Der Besuch von Johann Ernsts Brüdern ist F. Ludwig sehr angenehm.
2 - Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar / 181023
Gfn.
Erdmuthe
Juliana (1587–1636), geb. Gfn. v. Honstein, 1606
verm. mit Gf. Johann
Ludwig v. Gleichen. Vgl. Anm. 5. Das Interesse der Gräfin an
Ratkes Pädagogik
bezeugt ein Schreiben des Didacticus (7. 4.
1617) an sie. S.
KR 35.
3 - Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar / 181023
Johannes Weber (†
1653), Superintendent der Grafschaft Gleichen, Hofprediger und Pastor zu
Ohrdruff, später Mitarbeiter
am Weimarer Bibelwerk und
Superintendent zu Gotha.
ADB XLI, 307f.
Real-Encyklopädie f. protestant. Theol. u. Kirche. Hg. v.
Herzog. Hamburg usw. 1854–1868, IX, 449 u. XVI, 146;
Gottfried Arnold:
Unpartheyische Kirchen- und Ketzerhistorie. Franckfurt am
Mayn 1729, Tl. 3, 44ff.; P. Meder: Der Schwärmer Esajas
Stiefel. In: Mitteilungen d. Vereins f. d. Gesch. u.
Altertumskunde v. Erfurt 20 (1898), 93–128, hier 96f.,
erwähnt neben zwei Schriften Jakob
Böhmes (
Anti
Stiefelius I und II, 1621 u. 1622) drei
gegen Stiefel gerichtete
Schriften Webers aus den
Jahren 1622 u. 1624.
Vgl. 115:
Gfn.
Erdmuthe Juliana
war durch Ezechiel
Meth, der ihr ,Chymicus' geworden war (Brief des
Gleichischen Hofpredigers D. Weber an D. Balthasar Meissner, de dato 6.
Dez. 1623, Arnold 43 §. 40), und Gregotisch mit Stiefels Lehre bekannt
geworden und wollte Stiefel gern persönlich kennen lernen. Sie lässt ihn
deshalb in Erfurt zu sich in den
Gasthof, wo sie abgestiegen war, rufen. Er gewinnt ihre besondere
Gunst, weil er ihr verheisst, ,sie sollte schwanger werden und am
25. März einen Sohn gebären' (Hogel). Nachdem sie abgereist ist,
korrespondiert sie mit ihm fleissig. Als der 25. März heranrückt,
lässt sie ihn und seine Frau nach Ohrdruf holen, denn ,der Weber sollte das Kind nicht in seine
Hände bekommen' (Hogel). Mit Weber war sie nämlich ganz zerfallen, da er sie wegen
ihres Umgangs mit den Schwärmern zur Rede gestellt und vom Abendmahl
ausgeschlossen hatte. 116f: Auf Anordnung der Gräfin wurden
in Halle bei Christoph Bischmar Pamphlete Stiefels wider den Rat Erfurts gedruckt. 1624 veröffentlichte die Gräfin ihre Briefe an Weber u. d. T.
Christliche verantwortungs-schreiben ... auff
die fälschliche, lästerliche beschuldigung D. Johann
Webers (Arnold, 45).