1 - Bericht einer Prinzessin von Anhalt-Dessau an die Prinzessinnen
Juliana und Magdalena von Hessen-Kassel / 240718 240718.1
Joachim Caesar (U+002A zw. 1575 u. 1580), Übersetzer und Erzähler, Sohn des hallischen
Gymnasialrektors Christoph Caesar (1540-1604).
DBL 173, 211-213. 233-235;
Dreyhaupt II,
599f.;
Zedler V, 94f.;
Mat. Jena, 43 (WS 1595 u. SS 1605),
Mat. Wittenberg
II, 428b, 2. 4. 1596:
Joachimus Caesar Halensis non iuravit per aetatem. Fritz Weigle
(Hg.): Die Matrikel der Deutschen in Siena (1573-1738). I, 224 (22. 7. 1619):
Joachimus
Caesar Halensis Saxo. Caesar lebte später zu Großglogau in Schlesien. Zu seinen
Arbeiten gehört eine Übersetzung des
Examen de ingenios von Juan Huarte de San Juan
(mit Zusatz aus Pierre Charrons
Thrésor de la sagesse): Scrutinium ingeniorum pro ijs,
qui excellere cupiunt ... interprete AEschacio Majore Dobreborano (Lipsiae: [Johann
LeClerq] 1622: In Officina Cothoniensi); auch: Sumptibus Joannis Victorini Mohr 1637;
Jenae: Joh. Ludovici Neuenhahn 1663: Samuel Krebs. S. 220919. Lessing übersetzte
Huartes Werk unter dem Titel: Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften.
(Wittenberg u. Zerbst 1785).Caesar wird heute allgemein die erste erhaltene bzw.
erschienene Übersetzung von
Miguel de Cervantes Saavedras
Don Quijote zugeschrieben:
Don Kichote de la Mantzscha, Das ist: Juncker Harnisch auß Fleckenland (Franckfurt:
Thomas Matthias Götze 1648); Zweites Titeibl.: Erster Theil der abenthewerlichen
Geschichte des ... Juncker Harnisches auß Fleckenland/ Auß dem Spanischen ins Hochteutsche
versetzt Durch Pahsch Basteln von der Sohle (HoffGeißmar 1648: Salomon
Schadewitz). Vgl. u. a. Hermann Tiemann: Der deutsche Don Kichote von 1648 und
der Uebersetzer Aeschacius Major. In: Zs. f. dt. Philologie 58 (1933), 232-265; Christian
F. Melz: An Evaluation of the Earliest German Translation of „Don Quixote":
,Juncker Harnisch aus Fleckenland". In: Univ. of California Publ.s in Modern Philol.
27 (1945), 301-342; Theo Josef in der Smitten: Don Quixote (der „richtige" und der
„falsche") und sieben deutsche Leser. Rezeptionsästhetische leseaktorientierte vergleichende
Analysen an spanischen Quijote-Ausgaben von 1604/05 bis 1615 und sechs
deutsche Übersetzungen von 1648 bis 1883. Bern usw. 1986 (Europ. Hochschulschriften
I, 957). Der vorliegende Brief belegt die häufig bezweifelte Angabe Dreyhaupts über
die Stellung Caesars im Dienste des zu Halle residierenden Administrators. Zur Don-
Quijote-Rezeption vgl. noch 250218A V-VI, 390119 u. 390121.
3 - Tobias Hübner an Augustus Buchner / 250218A 250218A.1 250218A.2 250218A.3 250218A.4 250218A.5 250218A.6 250218A.7
Hiervon erschien auch eine illustrierte Ausgabe, s. Beil. VI. — Zum Inhalt: Im
„CARTEL Der Herrn Manitenatorn. Zum Ringelrennen." (Bl. A ijr - [A iiij]r), welches
von den bereits ins Kriegerparadies entrückten Türken Sinan Bassa und Mehemet Bassa
unterzeichnet ist, fordern diese — angesichts daß
so wol der Christlichen/ als vnserer
Ritter/ etzliche Jahr hero/ alle hochlöblichste Kriegs vbungen/ gantz an den Nagel/
vnd die Wand gehangen (Bl. A ijr) — im Hoflager zu Dessau die anwesenden Kavaliere
für den nächsten Tag zum Ringelrennen heraus, weil
vnser/ vnnd aller vns gleichenden
Tapffern vnd Großmütigen Türcken höchster wünsch ist/ vns wieder mit der Teutschen
Ritterschafft/ sonderlich in Vngern zu sehen/ vnd wieder ein ander zu versuchen [...]
(Bl. A iij v). Die Paschas bestimmen als Manitenatoren Ort, Zeit und Zweck für
diß
kurtzweilige Ritterspiel und hoffen, daß ihre Gegner
mehr dem Hochlöblichen Frawenzimmer
[...] zu sonderbahren lust vnd gefallen/ Als vmb dieselben zu wiedersprechen/
wieder vns [die Türken] aus kurtzweile rennen. (Der Ausdruck
Manitenatorn,
der im vorliegenden Exemplar handschriftlich zu
Maintenatorn verbessert ist, kommt
tatsächlich in beiden Formen und auch in anderen Lautungen vor. Vgl. Beil. VII: Maintenatores,
Mantenitorn. Diese Turnierpartei veröffentlicht ein Kartell und fordert andere
Ritter zum Kampf heraus.) Anschließend werden die Regeln verkündet, nach denen
die
Judicirer das Verhalten der maskierten Wettkämpfer und die
Inventionen der
Aufzüge beurteilen sollen (Bl. [A iiijjv - B 2v). Die Herausforderung der
zwey alten
Kaltsinnigen verlebten Bassen nimmt Don Fulurtins, Prinz aus Saba und Anführer der
heißblütig verliebten Mohren, in seiner Rede (Bl. B 2v - B 3v) an. Auch die fünf im
Landesaufgebot gedrillten
Vöckerödischen Pauern [Vockerode, Dorf b. Dessau] stellen
sich mit einer Rede den Muselmanen (Bl. B 3v - Cr). Es folgt die
Antwort Don
Quixote[s] de la Mancha Cavallero, de la triste figura, Auff der Herren Manitenatorn
Cartel. (Bl. C v - D r). Sie übertrifft die burleske Komik der vorgehenden Rede durch
bramarbasierende, alamodische Verspottung der Ritterromantik. Don Quijote hält den
Paschas u. a. entgegen:
Werdet Jhr nicht bald zum Creutz krichen vnd bekennen/ das
die vbernatürliche Schönheit/ der Königin meines hertzens meiner vnvergleichlichen
Dulcinea del Toboso, ewrer/ Vnnd aller Damen Jn der Welt/ Schönheit weit vorgehet/
So schickt euch nuhr gleich einen Sprung in die Lufft zuthun/ Jn die Jch euch von ewren
Rossen/ mit meiner/ des Argalia güldene/ Jn güt weit vbertreffende Lantze/ quiero
echar tan alto, daß Jhr solt antes tres vezes können morir de hombre [hambre], Als jhr
la tierra wider tockiren werdet/ [...]. (Bl. C v). Hübners Held stellt sich auf spanisch
(mit z. Tl. von
Cervantes geborgten Ausdrücken) und deutsch vor als
der Manlichste/
Höfflichste/ vnd in lieb getreweste Ritter zu seiner zeit [...] El ingenioso Hidalgo Don
Quixote de la Mancha, Cavallero de la triste figura, Sennor del Estremado Cavallo
Rozinante, Coronado de la Esperanza y imaginacion, del Imperio di Trebisonda, Derribador,
y Vencedor, de los gigantes Caraculiambros, de las Islas Malindranias, Siervo
de la Sennora Dulcinea, Sin par, del Toboso. Io el Cavallero del Phṝnix, unico, entre
muchos. Io el derribador de agravios, y tuertos, liberador, de biudos [biudas] y pupillos:
Io el Espeio de Cavalleria, la flor de gentilezza, El amigo de la Royna [Reina] xarilla,
y querido, de la Imperatriz Pandafila nda, los de leytes de la lorida [linda] Maritornes
Io el amparo y remedio de los menesterosos, El miedo de los tyrannos, el Espanto de
los terribles y la quinta Essentia de todos los Cavalleros andantes. (Bl. C 3v - [C 4]r).
Zur Don-Quijote-Rezeption vgl. 240718 K 23, 390119 u. 390121. In den im Brief
genannten Zeitraum fällt auch ein Don Quijote betreffendes anderes Kartell in
Beschreibung
der Reiß (s. Beil. VII unten), hier Anhang, 51-55:
Cartel zum Kübelstechen.
Don Quixote de la Mancha [...]. Vgl. Hermann Fischer: Don Quijote in Deutschland. In:
Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte 5 (1892), 331f. Im vorliegenden Zerbster
Druck folgen den Reimen Don Quijotes (Bl. [C 4]r - Dv) die Verse der
Postirenden
Ritter (Bl. D ij r - D iij r), die ich zum Vergleich in den Fassungen von 1613 (Beil.
V) und 1614 (Beil. VI) veröffentliche. Die Manitenatoren verkündeten (Bl. D ij v - E
v) für den auf das Ringelrennen folgenden Tag
ein lustig Quintanen-Rennen, in dem
der Speer am Gesicht des Gegners zu brechen war. Scanderbeg nimmt die Herausforderung
in einer stolzen Rede (Bl. E v - E iij r) an. Ihm schließen sich die
Pawren von
Kleutzsch [Kleutsch, Dorf b. Dessau] an, die ihrer Rede (Bl. E iij r - [E iiij] r) ein
Gedicht in achtsilbigen, paarreimigen Versen nach der Art der zitierten unter der Überschrift
Der sechs vornembsten Bawren von Kleutszch. (Bl. [E iiij]rv) folgen lassen.
Den Abschluß bilden das
Cartel der Alten Teutschen Reuter zum QuintanenRennen.
(Bl. F r - G iij r) mit drei nachfolgenden Rollengedichten in Knittelversen (Bl. G iij r
- [G iiij]v), eine
Vnterthenige Supplication An die Hochlöbliche Fürstliche Alhier
ahnwesende Herschafft/ der Sechs Bawer Weiber von Kleutzsch derer Männer sich
zuwider Jhrem Stand heut Jm Quintanen rennen gefehrlich brauchen lassen (Bl. H r -
J r, Prosarede u. vier abwechselnd acht- u. sechssilbige Verse mit gekreuzten männlichen
Reimen) und die Antwort der
Quintanen Stecher von Kleutzsch An jre lieben Griten.
(Bl. J r - J iij v, Prosa).
4 - Tobias Hübner an Augustus Buchner / 250218A 250218A.1 250218A.2 250218A.3 250218A.4 250218A.5 250218A.6 250218A.7
Wie
Cervantes im
ersten Kapitel (Tl. 1) seines Romans erzählt, hatte sein Held so viele Ritterromane
gelesen, daß er selbst zum Ritter zu werden beschloß und sich nach dem Vorbild des
Amadís de Gaula den ritterlichen Namen des Don Quijote de la Mancha zulegte. Im
sechsten Kapitel werden bei der Prüfung der Bibliothek Don Quijotes
Die vier Bücher
vom Amadís de Gaula als der beste und älteste gedruckte spanische Ritterroman an erster
Stelle genannt und, obgleich das Werk eine Sekte begründet habe, vor der Vernichtung
verschont. In seiner Kartellrede stellt Don Quijote fest, daß
des Amadises vnd dergleichen
Bücher/ fleissige vnd andechtige Lection/ mich/ von meiner natürlichen Melancoley
zu diesem freudigen Rittersorden/ Allermeist verleitet. (Bl. C 3r). In einer anderen
Festbeschreibung mit Versen Hübners steht
Amadis aus Franckreich Auffzug:
Abbildung vnd Representation, a. a. O. [s. K 16], 56ff. Hübner übernahm in dem
Aufzug die Rolle des
Amadis.
5 - Tobias Hübner an Augustus Buchner / 250218A 250218A.1 250218A.2 250218A.3 250218A.4 250218A.5 250218A.6 250218A.7
Büffelhaut? In einer Schenke sind die
Bettücher Don Quijotes zwar
dos sábanas hechas de cuero de adarga, also aus Tartschenleder,
das vornehmlich aus Büffelhaut gemacht wurde. Vgl. El ingenioso don
Quijote de la Mancha. Nueva edición crítica ... por Francisco Rodríguez Marín. 10 Bde.
Madrid 1947-1949. I, 421 (parte 1, cap. 16); Sebastián de Covarrubias: Tesoro de la
Lengua Castellana o Española. Ed. por Martín de Riquer. Barcelona 1943, 243. Das
Wort
búfalo kommt jedoch nicht in
Cervantes' Roman vor. Vgl. Enrique Ruiz-Fornells:
Las concordancias de El Ingenioso Hidalgo Don Quijote de la Mancha. Madrid 1976ff.
II, 390. Gäste der Schenke treiben mit Sancho Pansa ihren grausamen Scherz, indem
sie ihn mittels eines Bettuchs immer wieder in die Luft werfen. Hübner müßte
la manta
de la cama del huésped (II, 21) allerdings mit dem Bettuch Don Quijotes identifiziert
haben, um mit dem Ausdruck
Püffelshaut auf diese Szene (1, 17) hinweisen zu können.
Da
Büffel schon vor Hübner als Scheltwort geläufig war und mit schwerer körperlicher
Arbeit verknüpft wurde (vgl.
DW II, 492), mag Hübner mit seinem Kompositum
auch allgemein auf die vielen Schläge (vgl. buffen, puffen) angespielt haben, die der
Bauer Sancho Panso im Dienste Don Quijotes empfängt.