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1 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230809

Ludwig bestätigt den Empfang zweier Briefe F. Christians (FG 51) und hofft, daß seine italienisch geschriebene Anwort eingetroffen ist. Hempo v. dem Knesebeck (FG 88), der Überbringer des vorliegenden Schreibens, wird über den Zustand in Anhalt und die Lage von Christians Eltern berichten. Den kaiserlichen Pardon für Christians Vater, F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26), erwartet man täglich. Christian II. soll sich nicht zu weit von Deutschland entfernen, da er für seinen kranken Vater vielleicht an den Kaiserhof reisen muß. Gf. Georg Friedrich v. Hohenlohe-Neuenstein-Weikersheim (FG 44), den Ludwig auf der Durchreise durch Anhalt sprach, muß auch dorthin gezogen sein. — Anstatt sich von eitlen Schmarotzern in Padua Fesseln anlegen zu lassen, soll Christian — ungeachtet der auch für seinen Bruder F. Ernst v. Anhalt-Bernburg (FG 47) angeführten Gründe — seine Freiheit an einem anderen Ort suchen. Auch wegen des Umgangs, der Sprache und der Gelegenheit zu kavaliersmäßigen Übungen ist Florenz zu empfehlen. Dort müsse sich Christian mit Hilfe von Ludwigs Sekretär Giovanmaria Bissini ein Haus mieten und einrichten, ehe er der Großherzogin v. Toskana seine Aufwartung mache. Bastiano de' Rossi, der Sekretär der Accademia della Crusca, werde den Brüdern auch behilflich sein. Er hat Ludwig sehr für das Exemplar von Campanellas Gedichten (La Cantica) gedankt, das Christian ihm durch Bartholomäus Viatis d. J. in Venedig hatte aushändigen lassen. Mit Rossi und Bissini könne Christian auch über die ihm durch Knesebeck vorzulegende Liste der von Ludwig gewünschten Bücher sprechen. — Die geplante Reise nach Rom billigt Ludwig, rät von Sizilien und Malta jedoch insbesondere wegen der Piratengefahr ab. — Ludwig sendet wegen der Größe des Buchs nur ein Exemplar von Tobias Hübners (FG 25) Du Bartas-Übersetzung, von anderen Werken jedoch zwei. Christian könne den Du Bartas nach Belieben der Deutschen Nation in Padua oder Siena oder der Accademia della Crusca schenken. — Nach dem Tatareneinfall sind die Kosaken in ihr Land zurückgekehrt. Knesebeck werde Einzelheiten über die Niederlage und den Rückzug Hz. Christians v. Braunschweig berichten. Im Braunschweigischen hält sich Kg. Christian IV. v. Dänemark auf, der die ihm angetragene Verteidigung des niedersächsischen Kreises akzeptiert hat. Oberst Fuchs v. Bimbach dient jetzt Hz. Friedrich Ulrich v. Braunschweig (FG 38) in Wolfenbüttel. Dessen Gemahlin hat sich von dem Herzog wegen der Briefe getrennt, die bei der Niederlage Hz. Franz Albrechts von Sachsen-Lauenburg (FG 194) abgefangen wurden. — Gott verleihe dauerhaften Frieden! — In Kürze werde Ludwig Pz. Christian eine in Köthen zur Zeit gedruckte italienische Übertragung von Marie Le Gendres Le cabinet des saines affections und Hans Ernsts von Börstel (FG 41) deutsche Übertragung dieses Werks zusenden. — Ludwig vergnüge sich mit der Lektüre einer italienischen Übersetzung von Philostratos' Lebensbeschreibung des Apollonios v. Tyana. Unter Boccaccios Schriften habe er den Corbaccio entdeckt, der auch gut auf die niederträchtigen Frauen der eigenen Zeit passe. — Ludwig hofft, daß Pz. Ernst im Italienischen Fortschritte macht. Der Prinz müsse sich zum Erlernen der Sprache für ein paar Jahre fest in Italien niederlassen.


2 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230809

Monsieur, mon tresaÿmé nepveu, i'accuse maintenant voz deux lettres, desquels les dates sontFür ⟨est⟩ en Padoue, du 4/14 et 18/28 de Juillet, esperant que cependant aurez receu ma responce que ie vous escrivis en Jtalien; Avec ceste commodité de Monsieur Cnesebec,Christian (FG 51) verzeichnete beide Briefe an F. Ludwig in seinem Tagebuch (Christian: Tageb. III; 4./14. 7. u. 17./27. 7. 1623; KT 137 u. 143). Das zweite Schreiben war also um einen Tag vordatiert. Bereits am 24. 7. 1623 erhielt Christian ein Schreiben Ludwigs, das er zumindest teilweise in seinem Tagebuch referierte (Christian: Tageb. III; 24. 7./3. 8. 1623; KT 150f.). Hempo v. dem Knesebeck (FG 88), der den vorliegenden Brief überbrachte, kam zusammen mit Christians Bruder Pz. Ernst (FG 47) am 31. 8. 1623 in Padua an und überreichte Pz. Christian II.Ludwigs Schreiben und Briefe seiner Eltern am folgenden Tag (Christian: Tageb. III; 1./11. 9. 1623; KT 162). Am 7. 9. 1623 verabschiedete sich Christian wieder von Knesebeck, welcher zu Christian I. zurückreiste (Bd. 3; KT 165). duquel entendrez pleinement nostre estat icy, et celuy de voz parens; aurez aussi d'autres particularitez, touchant Monsieur vostre pere, le pardonAm 24. 7. 1623 notierte Christian II. wohl aufgrund des erwähnten Briefs F. Ludwigs vom 4./14. 7. 1623 in seinem Tagebuch: Mein g. hl. h. vatter, ligt gar starck, am podagra darnieder. [...] Meines hn. vattern perdon ist noch nicht im Kayß. geheimen Raht erlediget, doch hoft man in kurtzen. (Christian: Tageb. III; vgl. KT 151). Am 25. 7. 1623 plante Christian sofort zu seinem Vater F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) zurückzureisen, wurde aber durch Krankheit an der Ausführung seines Entschlusses gehindert. Vgl. 230913 u. 231006. Nach Italien hatte Christian I. seinen Sohn im Mai 1623 überhaupt nur widerwillig reisen lassen. Christian II. wies daher den bernburgischen Oberhauptmann Heinrich v. Börstel (FG 78), der ihn in Kulmbach auf den diplomatischen Einsatz beim Kaiser warten lassen wollte, am 22. 5. 1623 auf einen Rat des kaiserlichen Reichshofratspräsidenten F. Johann Georg v. Hohenzollern-Hechingen (s. 231006) hin: Das meiste aber so mich in meinem vorhaben bestätigett, ist, daß mich der Furst von hohenzollern kurtz vor meinem auffbruch, in meines vatern außöhnungs sache, ausdrucklich, auff den tagk zu Franckfurtt remittiret, alda möchten wirs ferner suchen, Und soll sich derselbe convent erst im halben Augusto oder zuende deßelbigen Monats beginnen, Wie lang wirdt denn nochmaln der schlus währen, Also das Jch nicht absehen kan was Jch indeßen vor sonderlichen nutzen darbei schaffen kan, vndt solte auch gleich der tagk seinen fortgangk erreichen wirdt doch mehr durch Gesandten, als durch Persönliche gegenwardt tractiret werden, Weis also nichtt ob Jch mit reputation mich dahin begeben werde können, Jch bin in nahmen Gottes entschloßen, mich auf den wegk zu machen, [...]. (LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 44v). Am 19. 5. 1623 hatte Christian II. schon an seinen Oheim Ludwig geschrieben: Auf allen fall, kan ich gar leichtlich nach Wien kommen, in 5 tagen von Venedig, vndt verhoffe es werde sich noch alles ob Gott will, zum besten schicken. LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 47r. Am 10. 10. 1623 erfuhr Christian II: Meines herren vattern perdon ist zwar resolviret vndt der salvus conductus bewilliget, aber mit dem bedinge daß sich M. h. vatter in der person am kayß. hoffe stellen soll. (Christian: Tageb. III; 10./20. 10. 1623). Vgl. 231101. Christian I. war zusammen mit Mgf. Johann Georg v. Brandenburg-Jägerndorf und Gf. Georg Friedrich v. Hohenlohe (s. Anm. 3) am 22. 1. 1621 n. St. geächtet worden. Londorp II, 311-314. Er floh nach Stade, hielt sich einige Zeit bei Kg. Gustav Adolf v. Schweden auf und versteckte sich schließlich bis 1624 unter dem Schutz des dänischen Königs in Flensburg. Beckmann V, 330-332. Die Absicht, Christian I. zu verzeihen, hatte Ks. Ferdinand II. im März 1623 auf dem Kollegialtage von Regensburg verkündet und dafür die Zustimmung der Kurfürsten gefunden. Klopp: Dreißigjähr. Krieg II, 355f. Die Acht wurde erst am 7. 6. 1624 aufgehoben. Vgl. 240717. n'est pas encores sorty en escrit, mais on l'attend iournellement, c'est pourquoy vous ne vous esloignerez trop de l'Allemagne, pouvant, aprez estre appellé de Mseur. vostre pere, estre prest a retourner,Für ⟨venir⟩ et ayder aFolgt ⟨e⟩ accommoder le tout a la court Jmperiale,Folgt ⟨le Conte⟩ Car son indispoisitionSic. son in über ⟨lun⟩ dispoisition. Folgt ⟨ou paren⟩ [?]. ne permettera pas de faire des voyages, principalement versFür ⟨en⟩ l'hyver. Le Conte d'OllachHollach, häufig für Hohenlohe. Gemeint ist Gf. Georg Friedrich v. Hohenlohe-Neuenstein-Weikersheim (FG 44), der wegen seiner Rolle als Generaloberstleutnant der böhmischen Stände 1621 geächtet worden war, aber schon 1623 seinen Frieden mit dem Kaiser machen konnte. In seinem Tagebuch (Christian: Tageb. III) vermerkte Christian aufgrund von Schreiben seiner Eltern, F. Ludwigs oder anderer am 24. 7./3. 8. 1623 den Aufenthalt des Grafen beim sächsischen Kurfürsten und am 1./11. 9. 1623Hohenlohes Anwesenheit in Wien. y doibt estre allé, ie luy ay parlé en passant par ce pays. Quant a ceux, qui s'efforcent vous oster vostre liberté, au lieu ou vous seiournez, ie ne pense pas qu'ils censent autre chose, que la vaine vanterie et la commodité d'estre entretenu a voz despens ouBis profit am Rande d'en tirer profit, tellement que ie conseillerois de fuyr telles incommoditez, et vous absenter quelque temps en un lieu, ou vous seriez plus retiré et a vostre aise, ainsi que ie ne trouve pour encore lieu plus commode a cela, que Florence;F. Ludwig hatte von 1599 bis 1601 in Florenz gelebt. Christian besuchte Florenz nur für wenige Tage im Dezember 1623 und im Mai 1624. nonBis distendre am Rande. obstant voz raisons au contraire alleguez, lesquelles sont bien faciles a distendre principalement pour vostre frere Ernest,Folgt ⟨Jl y aura Jl y a⟩S. Anm. 1. Schon in seinem ersten Brief aus Padua hatte Christian an Ludwig geschrieben; Gli essercizij sono qui, mà non sò già dir a V. A. s'e'siano perfettj non havendone fatto pruova. LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 14r; 12./22. 6. 1623. la langue y estFolgt ⟨la⟩ quant etZugleich mit; wie auch. la conversation meilleure, et des exercices on n'y a faulte, mais il vous faudra premierement louer la une maison avecBis Bissini am Rande, statt ⟨avec les vostres⟩ l'ayde du Bissini,S. 230802. et vous y accommoder, avant que baiser les mains a MadameEingefügt. l'Archiduchesse,Zur Audienz Christians bei der Großhzn. Maria Magdalena v. Toskana (1589-1631), geb. Erzhzn. v. Österreich und Schwester Ks. Ferdinands II, kam es erst am 16. 12. 1623 (KT 195). Christian hatte am 12. 5. 1623 in einem Brief an F. Ludwig bekannt: [...] la lettre a l'Archiduchesse a estè oubliee par nostre faute que je tascheray de reparer. (LHA Sa.-Anh./ OB: Kö., a. a. O., Bl. 42r). et en l'audience mesme luy donner a cognoistre vostre intention, laquelle est de vous tenir retiré, et encores que Madame vous regaleraFolgt ⟨par den⟩ aulcunefois par des rafraischissemens accoustuméz, toutesfois cela ne vous pourra empescher, de demeurer incognu, pourvu que le desiriez estre vous mesmes. Bastiano de' RossiS. 230802. m'a fort remercié de la Cantique,Scelta D'alcune poesie filosofiche di Settimontano Squilla [pseud.] Cavate da' suo' libri detti La Cantica. Con l'esposizione. Stampato nell'anno M . DC. XXII. Diese erste, von Tobias Adami (FG 181) betreute Ausgabe der Gedichte Tommaso Campanellas wurde in Köthen auf F. Ludwigs Presse gedruckt. Im Verzeichnis der Bibliothek F. Ludwigs1650: „Cantica del Campanella &c." (IP 312v). Vgl. Kat. Dessau BB 11700 (verschollen). que luy avez faict donner par la main de ViatisBartholomäus Viatis d. J. (1573-1644), Kaufmann, der zwischen Nürnberg und Venedig Handel trieb und im Fondaco dei Tedeschi zu Venedig seinen gleichnamigen Vater (Firma Viatis & Peller) vertrat. H. Kellenbenz: Bartholomäus Viatis. In: Fränkische Lebensbilder. Hg. v. Gerhard Pfeiffer. I (Würzburg 1967), 163-181. Vgl. Christian: Tageb. III; 17/27. 10. 1623 (KT 171). Vgl. 230819 K u. 230913. en Venise, ilBis et eingefügt. Danach ⟨il⟩ ne sçavoit d'ou cela venoit, et s'en est retourné a Florence, et vous y pourra servir et a vostre frere, quant et monFolgt ⟨servi⟩ secretaire Bissini. Monsieur Cnesebec vous monstrera encores une liste des livres, Die bekannten Briefe und Pz. Christians Tagebuch geben keine Auskunft über die gewünschten Bücher. Das Eintreffen eines Bücherpakets in Padua vermerkt Christian II. am 2. 10. 1623 in einem Brief an F. Ludwig: Del resto m'è stato inviato di Firenze un gran piego dj libbrj senza lettere ne niente. Sò ben che sarà per V. A. cosi glielo mando. (LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 60r). Die Sendung dürfte Bastiano de' Rossi oder Giovanmaria Bissini aufgegeben haben. Über den Briefverkehr mit Bissini berichtete Christian II. F. Ludwig am 2. 10. 1623: Jl mio Maggiorduomo, ô Maestro dj casa, Börstel, hà si ben ordinato le lettere, che il detto Bissiny, non hà ricevuto, ch'in un mese, la mîa lettera, ch'io glj scrissi di quà. [Aus Venedig]. A. a. O., Bl. 60r. Am 24. 10. 1623 schrieb der Nürnberger Faktor Hans Gering F. Ludwigs Kammersekretär Zacharias Straub[...] wegen Jngeschlossenen zweyen Packheten, So mir von Padoua heut das eine also eröffnet zu komen. Den die Post vnterweges angriffen worden. man hatt woll gar vermeint es werden die schreiben nit mehr an tag komen. Doch hatt mans entlich alle zerstreut, vnd theilß eröffnet gefunden. E. E. wirth es an gehörig ort zu beantworten wissen, vnd mich deßwegen bej Jhr F. G. entschuldigen. es schreibt mir Jhr F. Gd. Gnedig daß es mit der post hinnein auch dergleichen geschehen. Jhr F. Gd. die schreiben offen zu komen ist also ein sehr beschwerlich wessen. [...] NB. Es hatt mir [...] Johan Ernst von Börstel vnlengsten geschrieben es werde mir ein buch von Padoua geluffert werden. Jhre F. G. gehorig. das hab ich aber biß dato noch nit bekomen. So balt es an kompt. werdt ich es den herren zu ordnen. A. a. O., Bl. 65r. (Diese Mitteilung empfing Christian wohl in Rom am 2./12. 12. 1623, s. KT 187). Am /17.//27. 10. 1623 meldet Christian: Tageb. III: Die vergangene post vor 8 tagen als sie nach Deutschlandt gewollt, ist durch die banditen am Cismon nieder geworfen, vndt die brieffe aufgeschnitten worden, weiß nicht wie es mit vnsern brieffen wirdt ergangen seyn. que ie desire, surquoy pourrez parler a ces deux laFolgt ⟨, en cas qu'y ailliez⟩. Pour le voyage de Rome, Naple[s]Textverlust am Rande. ou Malte, ie le desconseille fort,Christian besuchte im Dezember 1623 [s. 231203] und im Mai 1624Rom, unternahm aber keine Reise zu den Inseln. Über eine Beseitigung der Piratengefahr berichtete Christian in 230802. a cause de plusieurs raisons, principalement du danger des pyrates, ou corsairs, lesquels s'augmenteront et ne diminueront point, estant maintenant allechéz par les bons butins, Vous recevrez aussi les livres que me demandiez, et pource que la seconde sepmaine du BartasGuillaume de Saluste sieur Du Bartas: La seconde sepmaine ... Die Andere Woche. (Cöthen [1622]). Hg. u. übers. v. Tobias Hübner (FG 25). Vgl. 230913. Daß Christian dieses Werk einer der genannten Institutionen schenken sollte, geht auch aus 230802 hervor. Vgl. T Anm. r. Bei den übrigen mitgesandten Büchern handelte es sich gewiß um Köthener Drucke. est un volum[e]Textverlust am Rande grand, malaysé a porter, ie rien envoye qu'un exemplaire, etBis deux (ohne Punkt!) eingefügt. Satzschluß nach deux ergibt sich aus dem grammatischen Bezug des le vor voulez auf exemplaire. Vgl. K 14. des autres deux, ie le laisse à vostre disposition, si le voulez donner ou a la nation de Padove, ouEingefügt, statt ⟨ou all'Accademia della⟩. de SienesPrivilegierte Vertretungen der Deutschen an den Universitäten von Padua und Siena. Die deutschen Studenten von Padua wählten auch regelmäßig zwei Bibliothekare (Christian: Tageb. III; 5./15. 10. 1623). Zur deutschen Nation in Padua vgl. Mat. Padua, zu der in Siena Mat. Siena. ou all'Accademia della Crusca, de laquelle est secretaireFolgt ⟨Ba⟩ le susdict Rossi. Les Cossaques s'enEingefügt. sont retournezFolgt en leur pays, d'autant que les Tartares avoyentAus ⟨esto⟩ envahis, leur pays.Schon im Sommer 1622 akzeptierte der Kaiser die Hilfe der Kosaken unter Führung von F. Sigismund Karl Radziwill, die ihm Kg. Sigismund III. v. Polen angeboten hatte. Klopp: Dreißigjähr. Krieg, II, 173. 1623 verpflichtete Ferdinand auf sich 6000 in Mähren eingetroffene Kosaken, wies aber 10000 weitere Kosaken ab, die in Schlesien großen Schaden stifteten. Khevenhüller X, 140. Die schlesischen Stände erließen das Landesaufgebot zum Schutz vor den streifenden Kosaken. Theatrum europaeum I, 758. Pz. Christian II. vermerkte in seinem Tagebuch (III; 24. 7./3. 8. 1623): Es seindt 6000 Cosacken auf der Brandenburgischen gräntze. Ihren Rückzug bewirkte einer der häufigen Einfälle der Krimtataren in Südostpolen im Juli 1623. Theatrum europaeum I, 784. Vgl. Documenta Bohemica III, Nr. 604 u. Maurycy Horn: Chronologia i zasięg Najazdów tatarskich na ziemie Rzeczypospolitej Polskiej w Latach 1600-1647. In: Wojskowy Instytut Historyczny (Hg.): Studia i materiały do historii wojskowości 8 (1962), 3-71. Am 17./27. 8. 1623 wußte Christian außerdem, daß Mgf. Johann Georg v. Brandenburg- Jägerndorf und Gf. Heinrich Matthias v. Thurn mit Tataren und Ungarn herbeieilten. Am 22. 8./1. 9. 1623 notierte er, daß 6000 Tataren und Türken in Polen eingefallen waren und auf Schlesien zielten. F. Gabriel Bethlen v. Siebenbürgen brach im September mit einem Heer von Ungarn, Siebenbürgern, Walachen, Türken und Tataren auf, das im November bei Göding (Hodonín) in Mähren fast den militärischen Erfolg errang, den die Generalstaaten und die deutschen Anhänger der protestantischen Kriegspartei erhofften. Vgl. 231008. Bethlen mußte jedoch auf die Vernichtung der eingeschlossenen Truppen verzichten und handelte einen Frieden mit dem Kaiser aus. Les particularitez de la retraicte du Duc CristianHz. Christian v. Braunschweig-Wolfenbüttel, Bf. v. Halberstadt, auch der Tolle Christian genannt, wurde am 6. 8. 1623 n. St. bei Stadtlohn von Tilly geschlagen (Christian: Tageb. III; 9./19. 8. u. 14./24. 8. 1623), konnte sich aber mit den Resten seiner Truppen hinter die schützende holländische Grenze zurückziehen. Vgl. 230819 u. 230913 K. Pz. Christian II. notierte in seinem Tagebuch (III; 1./11. 9. 1623): Jtem von MrKnesebeken erfahren, daß herzogs Christian Niederlage meistentheilß das fußvolck im Nachzuge betroffen, dieweil herzog Wilhelms von Weymar Regiment einen paß auß gegebener falschen ordinantz des Obersten Kniphausen verlaßen, den es hette halten sollen, vndt also, mit der gantzen Reutterey hinüber gekommen. Darnach als die Avantgarde vndt Reutterey hinüber vndt so baldt nicht wieder wenden noch entsatz leisten können, hat der feindt mit gantzer macht angesezt, daß geschütz erobert, vndt vndter sie gespielet also daß die Niederlage sich auff 7000 Mann erstrecket, doch mehrentheilß gefangene, darunter auch herzog Wilhelm von Weymar so etwas geschädiget vndt herzog Fritz von Altenburg vndt der Oberste Franck. Kniphausen soll mit dem feindt heimlich practicirt haben vndt geviertelt werden (betr. u. a. Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar, FG 5; Hz. Friedrich II. v. Sachsen-Altenburg, FG 103; Frh. Dodo v. Innhausen und Knyphausen, den späteren schwed. Feldmarschall, u. Oberst Hermann Frenck). vous seront raccontez par le present porteur, et ce que nous sçavons encores de sa defaicte. Le Roy de DennemarcKg. Christian IV v. Dänemark. Vgl. 230819 und Christian: Tageb. III, a. a. O.: Der König in Dennenmarck, soll dem NiederSächsischen Krayse assistiren, vndt man hat ihm daß erste votum gelaßen, auf dem Krayßtage. est au pays de Brunschwig, et luy a on deferé la defence du circle bas de la Sassonie ce qu'il a accepté, le Colonel Fuchs,Hans Philipp Fuchs v. Bimbach (ca. 1567-1626), s. 221214, vgl. 230913 u. 260617. Den Eintritt des kaiserlichen Obristen in den Dienst Hz. Friedrich Ulrichs v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38) erwähnte auch Tilly besorgt am 10. 8. 1623 n. St. in einem Brief an Kf. Maximilian I. v. Bayern. BA Tl. 2, I, 266. Den während des Aufenthalts Kg. Christians in Braunschweig geplanten Einsatz der Truppen Friedrich Ulrichs gegen den heranziehenden Collalto verhinderte jedoch die am 13. 8. n. St. empfangene Nachricht von der Niederlage des Halberstädters. Klopp: Dreißigjähr. Krieg II, 319.Fuchs wechselte im Sommer 1625 aus dem braunschweigischen Dienst in den dänischen und wurde bei der Niederlage Kg. Christians IV. bei Lutter tödlich verwundet. est au service de l'aisne Duc de Brunschwig a Wulffenbuttel, duquel s'est absenté sa femme la Duchesse, pour des lettres interceptes en la defaicte du Duc de lauenbourg.Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194). Am 26. 6. 1623 vernichteten Parteigänger Bf. Christians bei Göttingen das Regiment des Lauenburgers und erbeuteten dabei die Briefe, welche Hzn. Anna Sophia (1598-1659), geb. Mgfn. v. Brandenburg (TG 2b) und Gattin Hz. Friedrich Ulrichs v. Braunschweig-Wolfenbüttel, ihrem Liebhaber Franz Albrecht geschrieben hatte. Dieser Vorfall bewirkte die dauernde Trennung des Ehepaars. Conermann III, 41. 196. Die Erbeutung der Bagage des Lauenburgers verzeichnet Christian: Tageb. III schon unter dem 24. 7./3. 8. 1623, jedoch ohne Erwähnung des pikanten Details aus F. Ludwigs vorliegendem Brief. Nous desirons fort la paix en ces quartiers Unterstreichung hier vielleicht nicht zum Ausdruck der Tilgung., Dieu nousEingefügt. la donne, et durableFür ⟨per⟩durable. En brief vous sera envoye lo studio de gli affetti sani,[Marie Le Gendre Dame de Rivery]: Le cabinet des saines affections, von F. Ludwig ins Italienische übersetzt: Lo studio degli affetti sani libretto Composto da Monsur De Riveri in trenta discorsi. E Tradotto dalla lingua Franzese in Volgar Italiano. Cotogna 1623. Vgl. 230913. 231008 u. 231101. In Köthen erschien auch ein Nachdruck des französ. Originals: Le cabinet des saines affections. Derniere édition, augmentee de XII. Discours, & quelque Stances sur le mesme suiet. Par. M. de Rivery. M. DC. XXIII. (Sachs. LB Dresden: Phil. C. 668 s). Vorlage könnte gewesen sein: Ein geschriebenes tractätlein in li[n]gua Gallica de Sajnes affections. IP 334r. Vgl. Kat. Dessau BB 1657 (Verlust). leqvel s'imprimeFolgt ⟨aussi⟩ maintenant icy, et sa traduction en Allemand faicte de l'amer,Hans Ernst v. Börstel (Der Bittere) diente Christian u. sodann auch Ernst als Hofmeister auf dieser Italienreise. Er übersetzte Le Gendres Le cabinet des saines affectiones, das 1623 zu Köthen (21641) ohne seinen Namen erschien: Schatzkämmerlein Heilsamer Zuneigungen/ Welches in dreissig Betrachtungen begrif fen/ und mit etlichen hierzu gehörigen Reimen vermehret worden. S. 230913, 231008 u. 231101. qui est chez vous, suyvra incontinent. Je me delecte en la lecture de la vie d'Apollonius Tianeus, traduict en Jtalien du Grec, et intitulé Filostrato,Wohl Giovanni Bernardo GualandosDella Vita del mirabile Apollonio Tyaneo (Vinegia 1549), eine italienische Übersetzung der spätgriechischen Biographie des Philostratos über das Leben des Apollonios von Tyana (Kat. Dessau BB 1534). Vgl. 250900. et ay trouvé parmy les traictèz du Boccaccio un autreEingefügt. intitule labirinto d'amore,Giovanni Boccaccios frauenfeindliche Satire Il Corbaccio o laberinto d'amore. In einer Vision erfährt der verliebte Dichter die Fehler einer jungen Witwe von deren verstorbenem Ehemann. lequel estFolgt ⟨aussi⟩ fort approprié aux mauvaises femmes de ce temps icy, Dieu nous enFür ⟨en face prendre bonne⟩ gardeFolgt ⟨la langu⟩ [?], J'espere que vostre frere profitera bien en laFür ⟨ceste⟩ langue Jtalienne, mais il faudra qu'il prenne stance fermeItalianismus. Stance im Sinne von séjour auch im alten Französischen: Huguet VII, 82. pour une couple d'années, et qu'il mesnage bien quant et vous. Voila ce que ie vous vois aFür ⟨ay en a⟩ dire ceste fois, me rapportant au reste a ce que vous sera dict aussi de ma part, de Msier.Cnesebec, et vous souhaitte de l'Eternel bonne santé, et tout contentement, demeurant


3 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230809

Hz. Christian v. Braunschweig-Wolfenbüttel, Bf. v. Halberstadt, auch der Tolle Christian genannt, wurde am 6. 8. 1623 n. St. bei Stadtlohn von Tilly geschlagen (Christian: Tageb. III; 9./19. 8. u. 14./24. 8. 1623), konnte sich aber mit den Resten seiner Truppen hinter die schützende holländische Grenze zurückziehen. Vgl. 230819 u. 230913 K. Pz. Christian II. notierte in seinem Tagebuch (III; 1./11. 9. 1623): Jtem von MrKnesebeken erfahren, daß herzogs Christian Niederlage meistentheilß das fußvolck im Nachzuge betroffen, dieweil herzog Wilhelms von Weymar Regiment einen paß auß gegebener falschen ordinantz des Obersten Kniphausen verlaßen, den es hette halten sollen, vndt also, mit der gantzen Reutterey hinüber gekommen. Darnach als die Avantgarde vndt Reutterey hinüber vndt so baldt nicht wieder wenden noch entsatz leisten können, hat der feindt mit gantzer macht angesezt, daß geschütz erobert, vndt vndter sie gespielet also daß die Niederlage sich auff 7000 Mann erstrecket, doch mehrentheilß gefangene, darunter auch herzog Wilhelm von Weymar so etwas geschädiget vndt herzog Fritz von Altenburg vndt der Oberste Franck. Kniphausen soll mit dem feindt heimlich practicirt haben vndt geviertelt werden (betr. u. a. Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar, FG 5; Hz. Friedrich II. v. Sachsen-Altenburg, FG 103; Frh. Dodo v. Innhausen und Knyphausen, den späteren schwed. Feldmarschall, u. Oberst Hermann Frenck).

4 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230809

Jtem von MrKnesebeken erfahren, daß herzogs Christian Niederlage meistentheilß das fußvolck im Nachzuge betroffen, dieweil herzog Wilhelms von Weymar Regiment einen paß auß gegebener falschen ordinantz des Obersten Kniphausen verlaßen, den es hette halten sollen, vndt also, mit der gantzen Reutterey hinüber gekommen. Darnach als die Avantgarde vndt Reutterey hinüber vndt so baldt nicht wieder wenden noch entsatz leisten können, hat der feindt mit gantzer macht angesezt, daß geschütz erobert, vndt vndter sie gespielet also daß die Niederlage sich auff 7000 Mann erstrecket, doch mehrentheilß gefangene, darunter auch herzog Wilhelm von Weymar so etwas geschädiget vndt herzog Fritz von Altenburg vndt der Oberste Franck. Kniphausen soll mit dem feindt heimlich practicirt haben vndt geviertelt werden

5 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230819 230819.1

Sieg des Liga- Heeres unter Tilly über Christian v. Halberstadt bei Stadtlohn am 6. 8. 1623 n. St. Vgl. 230809.

6 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230913

Beantwortet durch 231008. Da das Fieber lt. Christians (FG 51) Schreiben v. 21./31. 8. 1623 überstanden sei, könne sich der Prinz in Padua mit seinem Bruder F. Ernst v. Anhalt-Bernburg (FG 47) belustigen und im übrigen verfügbar halten, um einem Ruf nach Deutschland Folge zu leisten. Die Versöhnung F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) mit dem Kaiser habe sich erneut verzögert. Man müsse den Kaiser nochmals um Aufschub für die gemeinschaftliche Belehnung des Hauses Anhalt bitten, da die soeben erhaltene Erlaubnis dazu schon bei ihrem Eintreffen abgelaufen gewesen sei. — Fieber und Ruhr träten auch in Deutschland häufig auf, allerdings schwächer, so daß F. Georg Aribert v. Anhalt-Dessau (FG 24) sich schnell von seiner bei einer Tauffeier in Berlin empfangenen Ansteckung erhole. Wie Ludwig von einem Fieber wisse, das ihn vor 22 Jahren in Italien befallen habe, werde Christian erst langsam seine Stärke zurückgewinnen. — Vor acht Tagen habe Ludwig ein Gespräch mit dem begabten und erfahrenen Obristen Hans Philipp Fuchs v. Bimbach erquickt, welcher nach mehrmonatigem Aufenthalt im Niedersächsischen Kreis nun nach Hause reise. Ludwig berichtet, daß die in der Niederlage von Stadtlohn gefangenen Herzöge Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5) und Friedrich II. v. Sachsen-Altenburg (FG 103) noch nicht in die kaiserlichen Erblande gebracht worden seien. Tilly halte sich mit seinem Heer in der Gft. Oldenburg auf, um Mansfeld anzugreifen, der in Ostfriesland mit 18000 Mann stehe. Darunter seien drei Regimenter Franzosen, eines unter dem Obristen Tournon. Das von verschiedenen Rivalen begehrte Emden sei von den Niederländern unter Gf. Ernst Casimir v. Nassau-Dietz ausreichend besetzt worden. In den Dienst der Niederländer, deren Lager zwischen Emmerich und Rees liege, sei Christian v. Halberstadt mit seinen restlichen Truppen getreten. Gerücht über eine Meuterei unter den spanischen Truppen. — Ludwig überschickt das ins Italienische übersetzte und in Köthen gedruckte Werk Lo studio degli affetti sani von Marie Le Gendre Dame de Rivery. Wünsche Christian hiervon und von Tobias Hübners (FG 25) Ausgabe und Übersetzung von Guillaume de SalustesLa seconde sepmaine mehr Exemplare, könne er sie sich über seinen Nürnberger Händler billig von der Leipziger Michaelismesse schicken lassen.


7 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230913

LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 53rv. Der französische Brief aus Padua (21./31. 8. 1623) handelt von F. Christians (FG 51) Fieber (s. 230802), der bevorstehenden Ankunft seines Bruders und der Bereitschaft, nach dem erwarteten Entschluß seines Vaters eine Reise antreten zu müssen. Christian erwähnt die Unfähigkeit der Venezianer, einen neuen Dogen zu wählen, und die umlaufenden übertriebenen Nachrichten über die Niederlage Christians v. Halberstadt (s. 230809). Er schickt Ludwig Zeitungen und vermerkt das Ausbleiben einer Antwort Bissinis (s. 230802).

8 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230913

Niederlage Christians v. Halberstadt (s. u.) gegen Tilly bei Stadtlohn am 6. 8. 1623 n. St. S. 230809.

9 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230913

Die Generalstaaten boten Hz. Christian v. Braunschweig-Wolfenbüttel, Bf. v. Halberstadt (s. o.), und den aus der Niederlage von Stadtlohn geretteten Resten seiner Armee (2500 Fußsoldaten, 3000 Reiter) Sold für zweieinhalb Monate. Ritter, 252.

10 - Fürst Ludwig an Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar / 221214

Hz. Wilhelm (FG 5) hatte am 17./ 27. 10. 1622 die Akte eines geheimen patriotischen 'Deutschen Friedbunds' entworfen, in dem sich Fürsten wie der Bruder des Winterkönigs, Pgf. Ludwig Philipp v. Simmern (FG 97), oder F. Fürst Ludwig, dazu Grafen, Reichsstädte, Reichsritter und böhmische Exulanten zusammenschließen sollten. Die erklärten Ziele waren: der Schutz der freien Religionsausübung (bis zur Vereinigung der christlichen Konfessionen), die Verteidigung der Libertät und Rechte der Reichsstände (bis zur Einrichtung eines höchsten Regiments nach von der Nation gebilligten Satzungen) und die Restitution der Vertriebenen. Die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen und die besetzten Pässe auszuliefern. Eine Versammlung aller Reichsstände mit dem Kaiser sollte die nötigen Beschlüsse treffen. Der Plan, der die Aufstellung eines starken Heeres vorsah, scheiterte jedoch an der ungenügenden finanziellen Unterstützung. Die genannten Fürsten traten dem Bund allerdings bei. Der Name des Gesandten an die fränkischen Grafen und Ritter war Dr. Daniel Volk. Dieser sollte auch Städte für den Bund gewinnen, zuerst Schweinfurt, Rothenburg ob der Tauber, Windsheim und Nürnberg. An den vertriebenen Winterkönig schickte Wilhelm seinen Vizekanzler Dr. Peter Müller (Instruktion v. 15. 12. 1622), an F. Moritz von Oranien und Gf. Ernst Casimir v. Nassau-Dietz sandte er Jacob Scherl, FG 56 (Instruktion v. 12. 12. 1623). Bundesakte und Vorgänge im Bayer. HSTA, München, Bayer. Abt. 425/7; Menzel (a. a. O., s. Q), XI, 41f., 66 u. 75; Friedrich v. Hurter: Geschichte Kaiser Ferdinands II. und seiner Eltern. 11 Bde. Schaffhausen 1850-1864, IX, 283ff.; Bernhard Röse: Herzog Bernhard von Weimar, 2 Tle. Weimar 1828-1829, I, 100 u. 336 Anm. 33. Schon 1621 hatte Wilhelm einen anderen hochfliegenden Plan mit der Gründung eines Ordens der Beständigkeit verfolgt, dessen Mitglieder sich zum kriegerischen Leben, zur Gewährung von Darlehen an die Ordensgenossen und zu deren Ranzionierung verpflichten mußten. Abschrift der Stiftungsurkunde in ZB Weimar: Aa, 3: 131; nach dem verschollenen Original (mit Siegeln und Unterschriften) veröffentlicht in Gottlob Ephraim Heermann: Beytrag zur Ergänzung und Berichtigung der Lebensgeschichte Johann Ernsts d. Jüngeren Herzogs zu Sachsen Weimar aus Herzogl. Weimar. Archiv Urkunden. Weimar 1784, 331-334, vgl. 331: Hertzog Wilhelms zu Weimar Original-Stiftungsbrief eines militairischen Ordens datiert den 21. Julius 1621, im Feldlager zu Weidhausen in der Ober-Pfalz. Da Hz. Wilhelm schon selber im Thüringischen Truppen geworben hatte, der Bund von Patrioten aller Stände sich aber noch nicht seinen Absichten gemäß formieren wollte, mußte er sich in einem Vertrag mit F. Ludwig die Möglichkeit ausbedingen, einstweilen in den Dienst des Niedersächsischen Kreises zu treten. Am 12. 1. 1623 hatte er sich deshalb an Kg. Christian IV. v. Dänemark gewandt, seinen Hofmeister Heinrich v. Sandersleben (FG 34) an den niedersächsischen Kreisobersten Hz. Christian d. Ä. v. Braunschweig-Lüneburg geschickt und außerdem Oberstleutnant Georg v. Uslar (FG 59), ein Mitglied im Orden der Beständigkeit, an Hz. Friedrich Ulrich v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38) geschickt. OpelI, 395ff., Ritter III, 144 u. 237; vgl. Klopp II, 278f. u. Conermann III, 64. Obgleich ihn der Niedersächsische Kreis am 6. 2. 1623 abwies (Opel I, 400), zog er Ende Februar/ Anfang März 1623 durch die Gft. Mansfeld dem Administrator des Bst.s Halberstadt, Hz. Christian d. J. v. Braunschweig- Wolfenbüttel, zu Hilfe und trat als Generalleutnant in dessen Dienst. Opel I, 421. Die Vollmacht zur Werbung der Truppen will Christian Hz. Wilhelm nach eigener Aussage etwa im Oktober 1622 erteilt haben. Da der Halberstädter, der zum Schein die Verzeihung des Kaisers erstrebte, selber in die Dienste seines Bruders Friedrich Ulrich trat, wurde auch Wilhelm am 23. 3. 1623 den beiden Herzögen unterstellt. Opel I, 424f. Vgl. den Aktenauszug in LHA Sa.-Anh./OB: Kö. A 14 Nr. 11, Bl. 34v 23. Vorzeichnüß derjenigen Schriften, welche hinder dem gefangenen Hertzog Wilhelm zu Sachßen gefunden worden. Das 11te mit einem x bezeichnete Schreiben, lautet wörtlich: Schreiben Graff Philipßen von Solmß an Hertzog Wilhelm, sub dato Cöthen d. 24. 8bris. 1622., darauß zu verspüren, daß Fürst Ludwig zu Anhalt sich auch in diese Hendel mit eingeflechtet. Ferner mit einem x bezeichnet: Fürst Ludwig zu Anhalt Schreiben an Hertzog Wilhelm, dato Cöthen29 Xbris. 1622. begeret müntliche Conferentz mit Hertzog Wilhelm zu pflegen. Drittes x Etliche gewiße Artikel und Bedingnüßen, vnter welchen Hertzog Wilhelm bei dem Niedersächsischen Crayß sein will, darunter die vornembsten, daß er nichtß desto minder die fortsetzung der neuen Union ihme zum höchsten angelegen sein laßen, ohne Fürst Ludwigs zu Anhaltt Raht vnd beistandt nichts vornemen, Herrmann Frank über 2000 Mann zu Fuß und 200. Pferdt, welche von des Fürsten zu Anhalt vorgeschoßenen 35000. r. zu werben &c. signirt am 17. Januar 1623.

11 - Fürst Ludwig an Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar / 221214

Hz. Wilhelm (FG 5) hatte am 17./ 27. 10. 1622 die Akte eines geheimen patriotischen 'Deutschen Friedbunds' entworfen, in dem sich Fürsten wie der Bruder des Winterkönigs, Pgf. Ludwig Philipp v. Simmern (FG 97), oder F. Fürst Ludwig, dazu Grafen, Reichsstädte, Reichsritter und böhmische Exulanten zusammenschließen sollten. Die erklärten Ziele waren: der Schutz der freien Religionsausübung (bis zur Vereinigung der christlichen Konfessionen), die Verteidigung der Libertät und Rechte der Reichsstände (bis zur Einrichtung eines höchsten Regiments nach von der Nation gebilligten Satzungen) und die Restitution der Vertriebenen. Die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen und die besetzten Pässe auszuliefern. Eine Versammlung aller Reichsstände mit dem Kaiser sollte die nötigen Beschlüsse treffen. Der Plan, der die Aufstellung eines starken Heeres vorsah, scheiterte jedoch an der ungenügenden finanziellen Unterstützung. Die genannten Fürsten traten dem Bund allerdings bei. Der Name des Gesandten an die fränkischen Grafen und Ritter war Dr. Daniel Volk. Dieser sollte auch Städte für den Bund gewinnen, zuerst Schweinfurt, Rothenburg ob der Tauber, Windsheim und Nürnberg. An den vertriebenen Winterkönig schickte Wilhelm seinen Vizekanzler Dr. Peter Müller (Instruktion v. 15. 12. 1622), an F. Moritz von Oranien und Gf. Ernst Casimir v. Nassau-Dietz sandte er Jacob Scherl, FG 56 (Instruktion v. 12. 12. 1623). Bundesakte und Vorgänge im Bayer. HSTA, München, Bayer. Abt. 425/7; Menzel (a. a. O., s. Q), XI, 41f., 66 u. 75; Friedrich v. Hurter: Geschichte Kaiser Ferdinands II. und seiner Eltern. 11 Bde. Schaffhausen 1850-1864, IX, 283ff.; Bernhard Röse: Herzog Bernhard von Weimar, 2 Tle. Weimar 1828-1829, I, 100 u. 336 Anm. 33. Schon 1621 hatte Wilhelm einen anderen hochfliegenden Plan mit der Gründung eines Ordens der Beständigkeit verfolgt, dessen Mitglieder sich zum kriegerischen Leben, zur Gewährung von Darlehen an die Ordensgenossen und zu deren Ranzionierung verpflichten mußten. Abschrift der Stiftungsurkunde in ZB Weimar: Aa, 3: 131; nach dem verschollenen Original (mit Siegeln und Unterschriften) veröffentlicht in Gottlob Ephraim Heermann: Beytrag zur Ergänzung und Berichtigung der Lebensgeschichte Johann Ernsts d. Jüngeren Herzogs zu Sachsen Weimar aus Herzogl. Weimar. Archiv Urkunden. Weimar 1784, 331-334, vgl. 331: Hertzog Wilhelms zu Weimar Original-Stiftungsbrief eines militairischen Ordens datiert den 21. Julius 1621, im Feldlager zu Weidhausen in der Ober-Pfalz. Da Hz. Wilhelm schon selber im Thüringischen Truppen geworben hatte, der Bund von Patrioten aller Stände sich aber noch nicht seinen Absichten gemäß formieren wollte, mußte er sich in einem Vertrag mit F. Ludwig die Möglichkeit ausbedingen, einstweilen in den Dienst des Niedersächsischen Kreises zu treten. Am 12. 1. 1623 hatte er sich deshalb an Kg. Christian IV. v. Dänemark gewandt, seinen Hofmeister Heinrich v. Sandersleben (FG 34) an den niedersächsischen Kreisobersten Hz. Christian d. Ä. v. Braunschweig-Lüneburg geschickt und außerdem Oberstleutnant Georg v. Uslar (FG 59), ein Mitglied im Orden der Beständigkeit, an Hz. Friedrich Ulrich v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38) geschickt. OpelI, 395ff., Ritter III, 144 u. 237; vgl. Klopp II, 278f. u. Conermann III, 64. Obgleich ihn der Niedersächsische Kreis am 6. 2. 1623 abwies (Opel I, 400), zog er Ende Februar/ Anfang März 1623 durch die Gft. Mansfeld dem Administrator des Bst.s Halberstadt, Hz. Christian d. J. v. Braunschweig- Wolfenbüttel, zu Hilfe und trat als Generalleutnant in dessen Dienst. Opel I, 421. Die Vollmacht zur Werbung der Truppen will Christian Hz. Wilhelm nach eigener Aussage etwa im Oktober 1622 erteilt haben. Da der Halberstädter, der zum Schein die Verzeihung des Kaisers erstrebte, selber in die Dienste seines Bruders Friedrich Ulrich trat, wurde auch Wilhelm am 23. 3. 1623 den beiden Herzögen unterstellt. Opel I, 424f. Vgl. den Aktenauszug in LHA Sa.-Anh./OB: Kö. A 14 Nr. 11, Bl. 34v 23. Vorzeichnüß derjenigen Schriften, welche hinder dem gefangenen Hertzog Wilhelm zu Sachßen gefunden worden. Das 11te mit einem x bezeichnete Schreiben, lautet wörtlich: Schreiben Graff Philipßen von Solmß an Hertzog Wilhelm, sub dato Cöthen d. 24. 8bris. 1622., darauß zu verspüren, daß Fürst Ludwig zu Anhalt sich auch in diese Hendel mit eingeflechtet. Ferner mit einem x bezeichnet: Fürst Ludwig zu Anhalt Schreiben an Hertzog Wilhelm, dato Cöthen29 Xbris. 1622. begeret müntliche Conferentz mit Hertzog Wilhelm zu pflegen. Drittes x Etliche gewiße Artikel und Bedingnüßen, vnter welchen Hertzog Wilhelm bei dem Niedersächsischen Crayß sein will, darunter die vornembsten, daß er nichtß desto minder die fortsetzung der neuen Union ihme zum höchsten angelegen sein laßen, ohne Fürst Ludwigs zu Anhaltt Raht vnd beistandt nichts vornemen, Herrmann Frank über 2000 Mann zu Fuß und 200. Pferdt, welche von des Fürsten zu Anhalt vorgeschoßenen 35000. r. zu werben &c. signirt am 17. Januar 1623.

12 - Fürst Ludwig an Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar / 221214

Hermann Frenck (Franck, Fränck), ehedem Oberst des Mansfelders und Gesandter der Generalstaaten, damals in Diensten Christians von Halberstadt; zur Zeit der Vereinigung der Truppen Hz. Wilhelms mit denen des Tollen Christian (7./ 9. 3. 1623 n. St.) Kommandant zu Quenstedt (Mansfelder Gebirgskreis/Hettsted). BA I.1, Nr. 80 u. 106; Documenta Bohemica II, Nr. 843 u. ö., Klopp II, 37 u. 39, Opel I, 422. Hz. Wilhelm sandte Frenck Mitte Januar 1623 mit Nachrichten an F. Ludwig, der ihn am 19. 1. 1623 mit der Bemerkung zurückschickte: So viell an ietzo beyhanden gewesen, vnd mittgebrachtt werden können, wirdt der Oberste Frencke bey sich haben, vnd was er zu seinem eigenen thuen nichtt nöttig bedarff, El. folgen lassen [...]. Thür. HSTA Weimar: Fürstl. Haus A 205, Bl. 150r. Am 20. 2. 1623 war der Oberst wieder bei Ludwig und wurde laut Schreiben des Fürsten in dessen Angelegenheiten wieder an Wilhelm gesandt, wobei ihn Ludwigs Kanzler Johannes Stalmann (FG 214) zur Beratung in seiner eigenen Sache begleiten durfte. Thür. HSTA Weimar, a. a. O., Bl. 148r.

13 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig / 231006

Die politische Lage, in der sich die beiden Herzöge — der niedersächsische Kreisoberst Christian d. Ä. v. Braunschweig-Lüneburg (1566-1633) und Friedrich Ulrich v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38) — nach der Niederlage von Friedrich Ulrichs Bruder Christian d. J. in der Schlacht von Stadtlohn befanden, ist dadurch gekennzeichnet, daß der Niedersächsische Kreis vergeblich die Besetzung durch Truppen der Liga zu vermeiden suchte. Zwar zog Tilly damals nach Hessen-Kassel, quartierte aber im Oktober auch Truppen in Niedersachsen ein, u. a. im Stift Minden und in einigen braunschweigischen Ämtern (BA II.1, Nr. 141). Um nicht auch noch mit Tilly gegen Mansfeld vorgehen zu müssen, begannen die Kreisstände seit Ende August (Friedrich Ulrich), ihre Truppenkontingente in der Kreisarmee aufzulösen. Ohne Erfolg verlangten Kreisgesandte seit dem 6. 9. 1623 vom Kaiser in Wien Schutzbriefe und Belehnungsindulte für die protestantischen Inhaber der Stifter, darunter Christian (Minden) und Friedrich Ulrich (Hildesheim). Der dänische Gesandte setzte sich im September in Wien vergeblich für Friedrich Ulrich ein, jedoch fielen die Äußerungen des Kaisers über die dem Wolfenbütteler Herzog angelastete Unterstützung seines Bruders eher zwiespältig aus (16. 9.). Opel I, 550-571.