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1 - Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig / 191124

Heinrich v. Börstel (FG 78) überschickt F. Ludwig eines der begehrten Bücher, das sein Bruder Ernst v. Börstel (FG 61 ) für den Fürsten bestellt hatte: Le Mystère d'iniquité von Philippe de Mornay.


2 - Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig / 191124

DurchLeuchtiger vndt Hochgeborner Furst, EFg. seindt meine vntherthenige gehorsame dienst in allen trewen bevorn, E. F.n G. alß EFg. vnter andern büchern von mier in gnadenLe Mystere d'iniquetè, c'est à dire, l'histoire de la papaute durch Philippes de Mornay[Philippe de Mornay sieur du Plessis-Marly]: Le Mystère d'Iniquité, c'est à dire, l'histoire de la Papauté. ... Ou sont ... defendus les droicts des Empereurs, Rois & Princes Chrestiens, contre les assertions des Cardinaux Bellarmin & Baronius (Genève 1612: Albert). Vgl. IP 270r: „Le mystère d'Iniquité qui est l'histoire de la Papauté par Philippe de Mornaÿ à Geneve 1612".Philippe de Mornay (1549–1623), mit dem Beinamen Le Pape des Huguenots, erregte auch das Interesse anderer Reformierter aus dem Kreise der FG. F. Ludwig und F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) besuchten ihn in Saumur1597 bzw. 1617. Christian übertrug Jean Daillés Bericht Les dernières heures de M. Du Plessis-Mornay. S. den Anhang zu Christians Übersetzung eines Werks von Charles Drelincourt d. A., De la persévérance des saints ou de la fermeté de l'amour de Dieu: Von der Beharligkeit der Außerwehlten. Oder Von Bestendigkeit der Liebe Gottes. . ... Zusamt den letzten stunden des Herren von Plessis Mornay, verdeutschet Durch ein Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (Cöthen 1641).IP 332v; Conermann III, 55. Neumark: Palmbaum, 179 schreibt die Übersetzung des Berichts von Daillé fälschlich Hzn. Sophia Elisabeth v. Braunschweig-Wolfenbüttel (AL 1629, TG 42b) zu. In der Widmung des Berichts erwähnt Christian die Besuche (S. 380) und gibt sich als Übersetzer zu erkennen (S. 379). beschrieben begert, Habe ich deroselben solch buch durch meinen bruder Ernst v. BorstellVgl. 190322 u. 191129. (Welcher Sich zu EFg gnaden vndt Favor unterth. recommendiert) bestaltt, Vnd thue es deroselben hiermit gehorsambst zusenden EFg. in mehren vnterth. trewe dienst zu leisten erkenne ich mich schuldig, dieselbe sambt dero Furstl. Familie dem Lieben Gott zu väterlichem Obhaltt entpfelende Dat. BernbBernburg. Vgl. 190322 K 8 u. 191129 K 8.24 Nov. 1619


3 - Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig / 191129

In Beantwortung eines Briefs F. Ludwigs v. 28. 11. 1619 bedankt sich Heinrich v. Börstel (FG 78) für ein Büchergeschenk und erklärt, an seinen Bruder Ernst (FG 61) ein Paket und Schreiben Ludwigs weiterleiten zu wollen. — Von F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) habe er seit dessen Abreise aus Prag nichts mehr gehört, jedoch erwarte er demnächst seine Antwort auf einen gemeinsamen Brief F. Ludwigs und der übrigen anhaltischen Fürsten.


4 - Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig / 191129

Enthielt vielleicht Exemplare von Köthener Drucken, die F. LudwigErnst v. Börstel (FG 61) — ebenso wie dessen Bruder Heinrich — zum Dank für die Beschafffung von Büchern zukommen ließ. Vgl. 190322 u. 191124.

5 - Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig / 191129

DurchLeüchtiger, vndt Hochgeborner Fürst, EFg seindt meine vnterthenige gehorsame Dienst in allen trewen bevorn, Gnediger Fürst Herr, Auf EFg gnediges ahn mich gethanenes schreibenF. Ludwig beantwortete in diesem verschollenen Schreiben v. 28. 11. 1619 wohl Börstels Brief 191124. vom 28huius perge deroselben ich zu vnterth. andtwordt nicht, das ich das mier uberschickte PacketschreibenEnthielt vielleicht Exemplare von Köthener Drucken, die F. LudwigErnst v. Börstel (FG 61) — ebenso wie dessen Bruder Heinrich — zum Dank für die Beschafffung von Büchern zukommen ließ. Vgl. 190322 u. 191124. meinem bruder Ernst v Borstell vorderlichst zuverfertigen will, Bedancke mich darneben vnterthenig der mier gn. überschickten bucher, So ich mit sonderer begierdt durchlesen will, Von M. G. F. v H.Meinem Gnädigen Fürsten vnd Herrn. F Cristian zu Ahnhaltt habe seidt JFg. abreisen von PragkBörstels Herr, F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26), war ein politischer Berater des am 26. 8. 1619 n. St. zum böhmischen König gewählten Kf. Friedrich V. v. der Pfalz und sein Statthalter in der Oberpfalz. Er wurde durch den böhmischen Landtag am 5. 9. 1619 n. St. zum General der böhmischen Ständetruppen proklamiert. Nach der Krönung Friedrichs im Prager Dom (3. 11. 1619 n. St.) begab sich Christian aus Gesundheitsgründen in seine Residenz Amberg. Er nahm daher im November 1619 nicht mehr am Unionstag in Nürnberg teil. Klopp: Dreißigj. Krieg I, 452. ich keine zeitung gehabt, Weill ich aber fur 6 tagen vngefehr mit EFg vndt dero H. BruderF. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46); F. Rudolph v. Anhalt-Zerbst (FG 12). vndt VetternF. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10), kaum jedoch auch dessen damals minderjähriger Bruder Georg Aribert (FG 24). Deren Vater F. Johann Georg I. (FG 9) war bereits 1618 gestorben. Der Plural Vettern scheint alle regierenden Verwandten, also auch die Brüder zu umfassen. Von Christians I. drei Söhnen Christian II. (FG 51), Ernst (FG 47) und Friedrich (FG 62) war nur der Erstgenannte 1619 großjährig. gesambten schreibenFolgt ⟨ich⟩.Unbekannt. einen boten ahn JFg. abgefertiget, Hoffe ich aufs Lengst durch denselben von JFg gute nachrichtliche zeitung zu erlangen, So EFg. auch vnverhalten bleiben sollen Jnmittelst thue EFg sambt dero gantzen Furstl. Familie ich in Gottl. gnaden schutz, Mich aber dero zu beharlich gnaden entpfelen


6 - Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar / 190220

Vgl. 190308, 190324 u. ö. Ludwig Lucius (1577–1642), reformierter Theologe, Bibelübersetzer und Professor der aristotelischen Logik an der Universität Basel. DBA 785, 50–56; ADB Bd. 19, 354f.; Athenae Rauricae. Sive catalogus professorum Academiae Basiliensis (Basileae 1778), 392–397; Rudolf Thommen: Geschichte der Universität Basel 1532–1632. Basel 1889, 363. Mat. Basel II, 383. III, 268f. Ludwig Lucius' vierbändige Briefsammlung in der StB Schaffhausen (Msc. Scaph 5–8 = Vol. I–IV) bewahrt F. Ludwigs Schreiben (Msc. Scaph. 5 [Vol. 1], Fasc. 1/1) und die des Köthener Hofmeisters Friedrich v. Schilling (FG 21), a. a. O. Fasc. 1/19. Daraus wurden im vorliegenden Band die Briefe 191231, 200826, 210421, 211006 und 240418 ediert. Am 6. 10. 1618 hatte der Fürst Lucius zur Mitarbeit an Wolfgang Ratkes Lehrwerk auf einen Monat oder sechs Wochen nach Köthen gefordert und zugleich Bürgermeister und Rat der Stadt Basel um die Freistellung des Professors auf ein Par Monat gebeten. Am 20. 11. wiederholte Ludwig seine Aufforderung an Lucius und schickte Kopien seiner vorhergehenden Schreiben. Da Lucius einem Gerüchte zufolge einer Synode (Dordrecht) beizuwohnen habe, möge er seine Rückreise über Köthen lenken. Die Briefe der Stadt Basel (4. 11.) und des Professors (5. 11.), die Ludwig laut seiner Antwort v. 25. 12. am 7. 12. empfangen hatte, teilten dem Fürsten mit, daß Lucius' Aufenthalt wegen dringender Universitätsgeschäfte (Lucius' Dekanat) verschoben werden müsse. Lucius werde gegen nechstkünfftiger Franckfurter Mitfastenmeß nach Köthen kommen. Am 25. 12. 1618 erkundigte sich Schilling in F. Ludwigs Auftrag bei Lucius, was dieser für seine Reise nach Köthen (gegen Franckfurter mittfasten Marck1619) an Geld oder anderen Mitteln begehre. Am 20. 2. 1619 bestätigte Schilling den Empfang eines Schreibens des Professors vom 19. 1. am 11. 2. 1619 und teilte Lucius mit, F. Ludwigs Rat Heinrich v. dem Werder (FG 86) komme in der Schlußwoche der Fastenmesse nach Frankfurt/ M. , werde dem Professor 50 Reichstaler überreichen und ihn mit nach Köthen nehmen. — Diese Idee fand auch bei Lucius Zustimmung. Er hatte bereits 1617 zusammen mit Johannes Buxtorf in Basel an einem Lehrversuch Ratkes mitgewirkt (KR 43). Nach einer Darstellung (LHA Sa.-Anh./OB: Kö. C 18 Nr. 38, Bl. 2r–5v, hier 4) von F. Ludwigs Hand (Köthen, 20. 4. 1618: Berichtt vnd erzehlung, welcher gestalt Wolfgangus Ratichius bey mir in kundtschaft gerahten, ich ihn gefodertt, ehr sich nach etzlicher zeitt eingestellett, vnd sein fürhabendes wergk bey mir anbrachtt. Vgl. Reinschrift für Ludwigs Brüder, Bl. 33r–38r u. 38a v) schlug RatkeLucius dem Fürsten als einen auch F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) bekannten Mitarbeiter vor. (Vgl. KR 43. F. Christian I. hatte während seiner Statthalterschaft in der Oberpfalz Lucius als Konrektor des reformierten Amberger Paedagogiums [ca. 1605–1610] schätzen gelernt. Vgl. KR 45.) Lucius habe 1606 in Amberg ein Büchlein Christiana theologia veröffentlicht und sei jetzt Professor Organi Aristotelis zu Basel und im übrigen ein guter Graecus und Hebraicus. Um Lucius herbeizurufen, wandte sich Ludwig dieser Aufzeichnung nach an Christian. Er schlug ihm vor, den Professor vom ganzen Haus Anhalt für schätzungsweise maximal 500 Taler unterhalten zu lassen. Da das ratichianische Projekt jedoch von F. Ludwigs Brüdern nicht mitfinanziert wurde, scheiterte auch dieser Plan, dessen Verwirklichung Lucius auf längere Zeit nach Anhalt gebracht hätte. Dennoch konnte Lucius nach Köthen reisen und sich dort am 30. 4. 1619 offiziell zur Mitarbeit an der ratichianischen Reform verpflichten (KR 52). Lt. eines Schreibens Johann Sturms an seinen Vater Balthasar, den Bürgermeister der Alten Stadt Köthen, vom 18. 6. 1619 (StB Schaffhausen: Msc. Scaph. 8, Fasc. 3/14) lobte der Bernburger Hauptmann Heinrich v. Börstel (FG 78) Lucius, der ihm von F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) und von seinem Bruder, dem hess.-kassel. Geheimen Rat Ernst v. Börstel (FG 61) sehr empfohlen worden sei. Deshalb solle J. Sturm an Lucius schreiben, um ihn nach Bernburg einzuladen. Sturm mangelte es aber an Zeit, so daß er seinen Vater bat, Lucius auf Sonntag, Montag oder Dienstag im Namen Börstels einzuladen. — Ein Notizzettel von der Hand F. Ludwigs bezeugt, daß dieser wohl im Juni 1619 den Aufenthalt des Professors bis ungefähr Mitte August 1619 zu verlängern trachtete: Wegen M. lucij hierbleibens bis auff Bartholomæj. (LHA Sa.-Anh./OB: Kö. C 18 Nr. 45, Bl. 10r). Unter dem 29. 6. 1619 sandte F. LudwigLucius zurück und dankte der Stadt Basel für die Beurlaubung des Professors. Er wünsche ihn auf künftig zu gebrauchen. StB Schaffhausen, a. a. O. (dort auch ein Dankbrief Ludwigs an die Universität Basel vom selben Tag). Lucius war aber am 27. 6. noch nicht von einer Reise an einen unbekannten Ort nach Köthen zurückgekehrt. Dort erwartete ihn ein „Contrefait" (Kleinod mit Porträt F. Ludwigs?). Lucius' Rückreise nach Basel scheint sich verzögert zu haben, denn noch am 16. 7. erwartete F. Ludwig, der damals in der Sommerfrische zu Reinhardsbrunn weilte, den Besuch des Professors bei dessen beiden fürstlichen Gönnern (Thür. HSTA Weimar: Fl. Haus A 285, Bl. 82, 103, 104 u. 107; Briefe F. Ludwigs an Hz. Johann Ernst d. J. v. 12. 5., 19. 6., 27. 6. u. 16. 7. 1619).

7 - Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig / 190322 190322.1

Heinrich v. Börstel (FG 78; 1623) bietet an, für F. Ludwig 3000 Taler in Köthen auszahlen zu lassen. Er überschickt F. Ludwig einige der gewünschten Bücher und stellt die weiteren in Aussicht, da sein Bruder Adolph v. Börstel deren Versendung von der Frankfurter Buchmesse aus in einem Brief angekündigt habe. — Bei seinem letzten Aufenthalt in Köthen hat Heinrich v. Börstel eine von ihm entliehene Küchenrechnung wieder der fürstlichen Kammer zustellen lassen. — Er sendet mit seinem Brief einen Auszug aus einem Schreiben seines Bruders Ernst v. Börstel (FG 61; 1623), welchem einige Bücher für F. Ludwig beigefügt gewesen waren. Um für F. Ludwig außerdem eine Arbeit von Pierre Davantes und bestimmte reformierte Bekenntnisschriften zu erlangen, hatte Ernst nach Paris bzw. nach Genf geschrieben.


8 - Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig / 190322 190322.1

Heinrich v. Börstel (FG 78; 1623) bietet an, für F. Ludwig 3000 Taler in Köthen auszahlen zu lassen. Er überschickt F. Ludwig einige der gewünschten Bücher und stellt die weiteren in Aussicht, da sein Bruder Adolph v. Börstel deren Versendung von der Frankfurter Buchmesse aus in einem Brief angekündigt habe. — Bei seinem letzten Aufenthalt in Köthen hat Heinrich v. Börstel eine von ihm entliehene Küchenrechnung wieder der fürstlichen Kammer zustellen lassen. — Er sendet mit seinem Brief einen Auszug aus einem Schreiben seines Bruders Ernst v. Börstel (FG 61; 1623), welchem einige Bücher für F. Ludwig beigefügt gewesen waren. Um für F. Ludwig außerdem eine Arbeit von Pierre Davantes und bestimmte reformierte Bekenntnisschriften zu erlangen, hatte Ernst nach Paris bzw. nach Genf geschrieben.


9 - Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig / 190322 190322.1

Auszug aus einem Brief Ernsts von Börstel an seinen Bruder Heinrich


10 - Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig / 190322 190322.1

Verzeichnüs aus Ernst von BörstelsHeinrichs Bruder Ernst v. Börstel (FG 61) lebte als Geheimer Rat, Oberhofmarschall und Präfekt des Collegium Mauritianum am Hof Lgf. Moritz' des Gelehrten v. Hessen-Kassel (FG 80). Vgl. 191124 u. 191129. schreiben,


11 - Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig / 190322 190322.1

Heinrichs Bruder Ernst v. Börstel (FG 61) lebte als Geheimer Rat, Oberhofmarschall und Präfekt des Collegium Mauritianum am Hof Lgf. Moritz' des Gelehrten v. Hessen-Kassel (FG 80). Vgl. 191124 u. 191129.

12 - Zum vorliegenden Bande / Zum vorliegenden Bande

Kein Zweifel, „Alles Zu Nutzen", das ,Wort' der Fruchtbringenden Gesellschaft, zielte nicht auf eine Ausbeutung der Fähigkeiten ihrer gelehrten Mitglieder oder gar auf eine Instrumentalisierung ,bürgerlicher' Vernunft. Wenngleich wir viele frühe Mitglieder der Gesellschaft, zum Beispiel Verwandte Fürst Ludwigs und Hofbeamte wie Friedrich von Schilling oder Ernst und Heinrich von Börstel, in dem erhaltenen Briefwechsel nur im persönlichen Umgang, in politischer, militärischer, administrativer oder sonst für die Belange der Akademie nebensächlicher oder höchstens dienstbarer Tätigkeit beobachten können, manche Frauen und Männer uns darüber hinaus auch nur als verständige Leser der unter der fürstlichen Presse gedruckten Bücher entgegentreten (z. B. Fürst Christian I. v. Anhalt-Bernburg), so trägt doch die Lektüre auch dieser Schreiben zur Erkenntnis des hier bedeutsamen Phänomens bei: der Hof konnte zum Sammel- und Organisationspunkt einer sprachlichen und literarischen Reform werden, die die erwähnten Unterschiede überwand, weil Fürsten, Adlige, Räte, Offiziere, Gelehrte und Dichter die Ansprüche ihres Standes, ihrer Bildung und ihrer jeweiligen Tätigkeit verbinden zu können glaubten. Ihre durch Studien, ausgedehnte Reisen und höfischen Verkehr ge- wonnene, humanistisch fundierte Bildung ermöglichte es ihnen, bei dem renaissancehaften Wettbewerb der Sprachen und Kulturen mitzuwirken oder diesen verständnisvoll zu begleiten. Schließlich setzte der fürstliche Hof der Frühen Neuzeit in der alteuropäischen sprachlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Gemeinschaft — anders als in der bürgerlichen Gesellschaft und dem Nationalstaat des 19. Jahrhunderts — auch der Mitwirkung der gebildeten Frau oder des Ausländers noch keine allzu engen Grenzen. Obgleich die Fruchtbringende Gesellschaft die deutsche Sprache kultivieren wollte, mußte der sprachlichen Überlieferung sogar durch die Einbeziehung recht vieler französischer, italienischer und lateinischer Briefe und Gedichte Rechnung getragen werden, zumal die fremdsprachliche Bildung und der renaissancehafte Wettbewerb das Deutsche nur im Einklang mit der Übung fremder Sprachen und in der Form der Nachahmung oder Übersetzung zu entwickeln erlaubten. Daneben empfahlen nicht nur die soziale Stellung der Frau bei Hofe und ihre Mitwirkung an Aufgaben der Fruchtbringenden Gesellschaft und der ratichianischen Bildungsreform die Einbeziehung der Briefe oder Gedichte von Frauen in den vorliegenden Band. Die gesellschaftliche Rolle der fruchtbringenden Männerakademie am Hofe wird nämlich nur dann richtig eingeschätzt werden, wenn die leider nur selten erhaltenen Schreiben (230000) von Damen der Tugendlichen Gesellschaft, einer Parallelgründung zur Fruchbringenden Gesellschaft, oder die häufiger überlieferten Briefe und Berichte der Hirten und Hirtinnen der Académie des Parfaits Amants (231206, 240112, 240301, 240400, 240718, 250228, 250305, 250500, 250514, 260000, 260000A u. 260500) in die Ausgabe einbezogen werden. Diese Zeugnisse liefern wertvolles Quellenmaterial, das es erlaubt, die Ausdrucksformen dieser Sozietäten mit denen der Fruchtbringenden Gesellschaft zu vergleichen und den Sitz dieser Vereinigungen im höfischen Leben sichtbar zu machen. So wirft das literarische Rollenspiel der Parfaits Amants, das seine Inspiration aus L'Astrée gewinnt — dem bekannten französischen Moderoman von Honoré d'Urfé und seinen Fortsetzern —, ein Licht auf die Verquickung dieser pastoralen Akademie mit der Fruchtbringenden Gesellschaft, auf die Teilnahme der Fruchtbringenden Gesellschaft am höfischen Festbetrieb und auf das gesellschaftlich gelebte Interesse an fremder Sprache und Literatur. Gleichzeitig stellen diese Quellen manchmal — wenn sie etwa von einer unkomplizierten jungen Person geschrieben sind (s. 240718) — eine Fundgrube für das Studium der höfischen Umgangssprache dar, liefern mithin wichtiges Vergleichsmaterial für die Beurteilung der literarischen und brieflichen Sprache.


13 - Chronologische Übersicht der Briefe und Beilagen / Chronologische Übersicht der Briefe und Beilagen

190322Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig I. Auszug aus einem Brief Ernsts von Börstel an seinen Bruder Heinrich


14 - Liste der Briefschreiber und Verfasser von Beilagen / Liste der Briefschreiber und Verfasser von Beilagen

Börstel, Ernst von: 190322 I