1 - Fürst Johann Casimir von Anhalt-Dessau an Fürst Ludwig / 240910
Mgf. Joachim Ernst v.
Brandenburg-Ansbach (1583-1625). Am 17. 9.
1624 teilte Johann Casimir F. Ludwig mit, die
Ursache der Reise sei, daß
er der Marckgraff, durch Chur Maintz
vndt landtgraff ludewichen, sich bereden lassen, den Churfursten
dahin zu disponieren, gleich Chur Sachsen
dem Beyerfursten, den Churfursten titul
zugegeben [!]. Vndt soll er vorgeben er sich nuhr zu dem ende zu
dieser Commission gebrauchen lassen,
damit nuhr einmahl friede ins Reich möchte wiederbracht werden,
Sagten Soll ein Englischer abgesanter bei Chur Sachsen gewesen sein,
der soll resolution begehret haben, ob er
der Churfurst, gedechte dem Pfaltzgraffen bei zu stehen die Pfaltz
wieder zu erobern oder ob er wolte neutral bleiben oder dem Beierfursten vndt catolischer Liga beistehen. waß sich nuhn der Churfurst hierauff
erkleret weiß mann noch nicht [...]. LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A
9a Nr. 25, Bl. 38. Vgl.
BA II. 1, S. 563f., Anm. 1
u. Friedrich v. Hurter: Geschichte Kaiser Ferdinands II. und
seiner Eltern. 11 Bde. Schaffhausen 1850-1864. IX,
356. Der Landgraf ist Ludwig V. v. Hessen-Darmstadt,
der Bayernfürst Hz. (Kf.) Maximilian I. v. Bayern, der Pfalzgraf Kg.
Friedrich I. v. Böhmen, der englische
Gesandte Sir Robert
Anstruther (FG 240).
2 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Burggraf und
Herr Christoph zu Dohna / 221223
Hirtenname als Pseudonym F. Christians II. Mirtillo, der Liebhaber der Amarillis,
ist die männliche Hauptfigur in Giovan Battista Guarinis
Il pastor fido. Vgl. 250705 I.
Die Treue Mirtillos könnte Christian (FG 51) in dem bezeugten Brief auf sein Festhalten
an der Sache der protestantischen Partei bezogen haben. Versuchte der kurpfälzische
Diplomat Dohna (Der Heilende; FG 20), der nach der Niederlage am Weißen Berge
(8. 11. 1620) die Familie des
Winterkönigs unterstützt hatte, mit Christian II. Pläne zur
Erneuerung des Kampfes gegen die habsburgisch-ligistische Machtkonstellation zu verfolgen,
obgleich der Prinz im Begriff stand, die Verzeihung des Kaisers zu erlangen
(30. 12. 1622)? Vgl.
Conermann III, 22. Das Vertrauensverhältnis zwischen Dohna und
Christian, über den auch in den folgenden Jahren der Briefwechsel des Heilenden in
Angelegenheiten der FG lief, scheint unter der politischen Abstinenz des Prinzen jedoch
nicht gelitten zu haben. Vgl. Dohnas poetisch verschlüsselte Ermahnung an den Prinzen
in 280412 I; dazu
Conermann II, 77f.
3 - Fürst Johann Casimir von Anhalt-Dessau an Fürst Ludwig / 240717 240717.1
F. Christian I. v.
Anhalt-Bernburg (FG 26) war als Parteigänger des
Winterkönigs und der aufständischen
Böhmen der Reichsacht verfallen, aus der er erst in Wien am 7. 6. 1624 entlassen wurde.
Vgl. 230809 K 2. In Bernburg kam er am 5. 7. 1624 an. S. 240718 K 7.
4 - Friedrich von Schilling an Ludwig Lucius / 240418
Schilling (FG 21) bestätigt, Lucius' Brief aus Basel vom 5. 3. am 17. 4. (1624) empfangen
zu haben und schickt ihm die an einer früheren Büchersendung noch fehlenden Werke,
Giovan Batista GellisIl capricci del bottaio und F. Ludwigs kommentierte Übersetzung
dieser Arbeit. — Am 15. 3. 1624 ist Pz. Ludwig d. J. v. Anhalt-Köthen (FG 6) gestorben,
ein Zeichen für Gottes Zorn. — F. Ludwig ermahne Lucius, die Übertragung des aristotelischen
Organon zu vollenden. — Der Krieg zwischen Gabriel Bethlen und dem
Kaiser werde für gewiß gehalten, zumal die Ungarn schon in Mähren eingefallen seien.
Von den Erdbeben und Gespenstern an der Bergstraße und in der Kurpfalz werde
Lucius in Basel gehört haben. Wie Berichte aus Heidelberg und Wien übereinstimmend
meldeten, sei in Heidelberg im großen Saal des kurfürstlichen Schlosses der Winterkönig
im Ornat zusammen mit einem anderen, alten König erschienen. Der Statthalter, Heinrich
v. Metternich, habe Friedrich I. von Böhmen vergeblich durch Beschwörung zu
vertreiben gesucht und darauf zu dem Gespenst gesagt: wan Gott dir die Ehre gönnet,
so gönne ich dir sie auch. Tags darauf habe Metternich den Zünften erklärt, daß sie
sich nicht mehr um den Pfalzgraf kümmern sollten, da dieser nun im Fegefeuer sei.
5 - Friedrich von Schilling an Ludwig Lucius / 240418
Schilling (FG 21) bestätigt, Lucius' Brief aus Basel vom 5. 3. am 17. 4. (1624) empfangen
zu haben und schickt ihm die an einer früheren Büchersendung noch fehlenden Werke,
Giovan Batista GellisIl capricci del bottaio und F. Ludwigs kommentierte Übersetzung
dieser Arbeit. — Am 15. 3. 1624 ist Pz. Ludwig d. J. v. Anhalt-Köthen (FG 6) gestorben,
ein Zeichen für Gottes Zorn. — F. Ludwig ermahne Lucius, die Übertragung des aristotelischen
Organon zu vollenden. — Der Krieg zwischen Gabriel Bethlen und dem
Kaiser werde für gewiß gehalten, zumal die Ungarn schon in Mähren eingefallen seien.
Von den Erdbeben und Gespenstern an der Bergstraße und in der Kurpfalz werde
Lucius in Basel gehört haben. Wie Berichte aus Heidelberg und Wien übereinstimmend
meldeten, sei in Heidelberg im großen Saal des kurfürstlichen Schlosses der Winterkönig
im Ornat zusammen mit einem anderen, alten König erschienen. Der Statthalter, Heinrich
v. Metternich, habe Friedrich I. von Böhmen vergeblich durch Beschwörung zu
vertreiben gesucht und darauf zu dem Gespenst gesagt: wan Gott dir die Ehre gönnet,
so gönne ich dir sie auch. Tags darauf habe Metternich den Zünften erklärt, daß sie
sich nicht mehr um den Pfalzgraf kümmern sollten, da dieser nun im Fegefeuer sei.
6 - Friedrich von Schilling an Ludwig Lucius / 211006
Kf.
Friedrich
V. v. der Pfalz, der Winterkönig v. Böhmen.
Pfaltzgraffen ist hier nicht unbedingt als
Plural aufzufassen, so daß Friedrichs Bruder Pgf. Ludwig Philipp v. Simmern (FG 97)
nicht einbezogen werden muß.
7 - Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig / 191129
Börstels Herr, F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg
(FG 26), war ein politischer Berater des am 26. 8. 1619 n. St. zum böhmischen König
gewählten Kf.
Friedrich V. v. der Pfalz und sein Statthalter in der Oberpfalz. Er wurde
durch den böhmischen Landtag am 5. 9. 1619 n. St. zum General der böhmischen
Ständetruppen proklamiert. Nach der Krönung
Friedrichs im Prager Dom (3. 11. 1619
n. St.) begab sich Christian aus Gesundheitsgründen in seine Residenz Amberg. Er nahm
daher im November 1619 nicht mehr am Unionstag in Nürnberg teil.
Klopp: Dreißigj.
Krieg I, 452.
8 - Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig / 191129
Börstels Herr, F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg
(FG 26), war ein politischer Berater des am 26. 8. 1619 n. St. zum böhmischen König
gewählten Kf.
Friedrich V. v. der Pfalz und sein Statthalter in der Oberpfalz. Er wurde
durch den böhmischen Landtag am 5. 9. 1619 n. St. zum General der böhmischen
Ständetruppen proklamiert. Nach der Krönung
Friedrichs im Prager Dom (3. 11. 1619
n. St.) begab sich Christian aus Gesundheitsgründen in seine Residenz Amberg. Er nahm
daher im November 1619 nicht mehr am Unionstag in Nürnberg teil.
Klopp: Dreißigj.
Krieg I, 452.
9 - Friedrich von Schilling an Ludwig Lucius / 210421
Schilling (FG 21) hat am 21. 4. 1621Lucius' Antwort vom 10. 3. 1621 auf seinen Brief
vom 26. 8. 1620 empfangen. Lucius' Übersetzung des aristotelischen Organon, von der
eine Probe dem Brief an Schilling beigelegt war, habe F. Ludwig sehr gut gefallen, so
daß Lucius nach dem Wunsch des Fürsten die Arbeit vollenden und sie dann überschicken
solle. Das Beispiel werde Ludwig Hz. Johann Ernst d. J. v. Sachsen-Weimar
(FG 3) schicken. — In Köthen setzt man noch die ratichianische Reform der Sprachen
und Wissenschaften fort, jedoch ohne erkennbaren Nutzen. — Johann Le Clerq, jetzt
auf dem Leipziger Markt tätig, hat Anweisung, Lucius von allen Köthener Drucken
(einschließlich der die FG betreffenden Werke) zwei Exemplare zu senden, auch von
den verdeutschten Institutiones, sobald diese fertig sein werden. — Am 12. 4. (1621) soll
unter Ausschluß Kf. Friedrichs V. zwischen dem kaiserl. General Spinola und den
Unierten ein willkürlicher Waffenstillstand abgeschlossen worden sein, wonach die
Union ihre Armee aus der Pfalz abführen und Spinola, auf englisches Verlangen hin,
die Exekution gegen die Pfalz bis zum 14. 5. aufschieben soll. — Letzte Woche erhielt
Schilling einen Brief seines Bruders aus Persien. Danach hat der tartarische Khan von
Katai in China drei Provinzen erobert und 300000 Menschen versklavt. Der König v.
Persien habe an der indisch-persischen Grenze die Stadt Kandahar mit Verlust eingenommen.
In Konstantinopel rüste man gegen Polen. Der Sultan selber sei mit 300000
Mann ausgezogen und sammle seine Truppen zu Adrianopel. Der Friede zwischen dem
Perser und dem Türken werde nicht lange dauern.
10 - Friedrich von Schilling an Ludwig Lucius / 210421
Ehrnuester GroßAchtbar vnndt hochgelarther besonders geehrter vielwerther
freundt, deßelben mir sehr lieb vnndt angenehme gegen andtwortt vnterm
dato Basell 10 Martij, auf mein ahn ihn den 26 Augustij præteriti anni gethanes
schreiben,Lucius' Antwort auf Friedrichs v. Schilling (FG 21) Schreiben (200826) ist verschollen.
Über Ludwig Lucius vgl. 190220, 191231 u. ö. hab ich gar wohl den 21 Aprilis, empfangen, darauß sein wohl
ergehen mitt allen freuden vernommen. Vnndt demnach meinem gnedigen Fürsten
vnndt herrn, Fürst Ludwiegen zue Anhaltetc F. G. das specimen des
verteutschten Organi Aristotelici,Lucius' Teilübersetzung seiner
Ausgabe des aristotelischen Organon. S. 191231 sehr wohl beliebet, alß haben hochgedachte J.
F. G. neben vermeldung deroselben gnedigen grußes, dem herrn hiewiederumb
zuverstehen zugeben, in gnaden mir anbefohlen, daß weil der anfang nunmehr
darinnen gemacht, sehgensähen. Während -h in sehgen an
sich nur der orthographischen Konvention folgt und Länge des vorhergehenden Vokals
anzeigt, scheint -g den im Mitteldeutschen des 17. Jahrhunderts intervokalisch noch
vorkommenden Reibelaut wohl deshalb zu bezeichnen, um die Öffnung des Stammvokals
hervorzuheben. Vgl. Moser: Frühnhd. Grammatik I. 3, 244f.
J. F. G. gerne darmitEingefügt. in demselben weiter fortgefahren,
vnndt wan solches verfertiget, anhero möchte vberschicket,Folgt ⟨...⟩, unleserlich dieses aber
solle vnterdeßen J. F. G. hertzog Johann Ernsten, dem Jüngern, zue Sachsen
etc. communiciret werden,Hz. Johann Ernst
d. J. v. Sachsen-Weimar (FG 3) mußte als einer der beiden Mäzene der Köthener
ratichianischen Reform und als Mitglied der FG an dieser Arbeit ebenso interessiert sein
wie F. LLudwig. Vgl. Anm. 5. welches vorhochgedachte J. F. G. gegen den herrn in
allen [1v] gnaden wiederumb zuerkennen, vnuergeßen sein wollen. Alhier wirdt
noch stets in linguis, et scientijs juxta didacticam laboriret vndt fortgefahren,Fortführung der Köthener ratichianischen Reform, die
die Abfassung vieler Lehrbücher, die Herausgabe von Übungstexten und die Neugestaltung
der „Lehrart" nach den Ideen Wolfgang Ratkes vorsah.sed
quocum fructu non video, nec etiam scire expeto, cum meæ professionis ista non sint.
Johanni Clerico,Der Präzeptor Johannes
Clericus (Johann Le Clerq), „Francofurtensis", unterschrieb am 23. 11. 1619 seine
Bestallung zum Inspektor der fürstlichen Druckerei in Köthen. Seine Aufgaben schlossen
die Aufsicht über die Schriftgießer und den Korrektor und den Vertrieb der Bücher ein. Le Clerq sollte sogar beim Korrekturlesen, im ratichianischen Unterricht des Französischen
und bei der Übertragung der Universalgrammatik Ratkes (s. 180102) helfen
und außerdem ein französisches Lexikon schreiben. Im September 1620 bemühte er sich
auch um die Einrichtung eines Ladens in Frankfurt a. M. LHA Sa.-Anh./OB: Kö. C 18
Nr. 48. Vgl. KR 55. 57f. Der spätere fürstliche Sekretär Johann Le Clerq, Sohn des
Frankfurter Kaufmanns Peter (Pierre) und seiner Gattin Esther Hußi, war ein Enkel
des wegen seiner reformierten Religion aus Lanoy (Flandern) vertriebenen Bartholomäus
(Barthélémy). Beckmann VII, 331f. Vgl. Franz Münnich: Die Leichenpredigten-Sammlung
des Francisceums in Zerbst. Regensburg 1958, 30 (LP von Le Clerqs Sohn Jonathan).
Er ist vielleicht mit dem Frankfurter bzw. Hanauer Buchdrucker gleichen Namens
(Sohn eines David Le Clerq) verwandt (bestattet am 17. 6. 1616). Benzing: Buchdrucker,
189
so ahn itzo zue Leipzig auf den Marckt, ist anbefohlen worden,
von ieder materi so biß dato alhier getruckt, dem hernFür ⟨gesenden⟩, unsichere Lesung., 2 exemplaria
zuvberschicken,Zu einer früheren Sendung Köthener Drucke an Lucius vgl. 191231. S. 211006
u. 40418. des gleichen auch von deutschenEingefügt.Jnstit. Juris so baldt dieselben
fertig sein werden.Der Rechten Desz Keysers Justiniani vier Anweisungs-Bücher. Zur
Lehrart. (Cöthen 1622). Christoph Schulzes Übersetzung von: Imp. Cæs. Justiniani
Institutionum Libri IV. Pro Didactica. (Cothenis Anhaltinorum 1622). Vgl. 190424. Die
deutsche Ausgabe wurde schon in den Katalogen der Frankfurter Fastenmesse und der
Leipziger Ostermesse 1621 angezeigt, konnte jedoch bis zum Jahresende nicht fertiggestellt
werden. Was sonsten die Sachen im Reich anlanget so vernimbt man
so viel daß den 12 Aprilis zue Meintz zwischen dem Marchese Spinola, alß Kays.
Mayst. general vndt den Unirten Ständen ein frieden geschloßen, daß nehmlich
die Unirten des Spinola Volck vnbeledigetSic. vnbeleidiget. laßen, sich des PfaltzGraffen Friedrichs
mit volck vndt gelt hilff nicht annehmen, sondern dero habendes volck
auß der Pfaltz abführen wollen, entgegen aber solle der Spinola die Unirten noch
dero angehörigen auch nicht beleidigen, vndt mitt der execution gegen der
Pfaltz, auf requisition des Königs in Engellandt biß auff 14 May innehalten, [2r]
vndt daß vnterdeßen beyderseits keine feindtseligkeitt verübt noch ein theil vom
andern vberfallen werden solle: hierinnen aber ist der Pfaltzgraff noch die
Gülichische lande nicht begriffen;Theatrum europaeum I, 487-493. Spinola hatte im Auftrag des Kaisers
die „Execution der Pfalz" durchzuführen. Durch Vermittlung des Kf. von Mainz und
des Lgf. von Hessen-Darmstadt kam es in Mainz (12. 4.) zu einer „Tractation", wonach
Spinola bis zum 14. Mai die „Execution" aussetzen sollte, jedoch mit dem beding/ daß
die Vnirte Fürsten verschaffen sollen/ daß das besondere deß [...] Pfaltzgraffen Kriegsvolck/
so jetzunder in der Pfaltz oder benachbarten Orten sich befindet/ vnder dessen
keine Hostilität oder Feindschafft wider den Marggraffen Spinolam/ dessen Kriegesvolcks
vnd Oerther so er jnne hat/ wie dann auch andere getrewe Stände deß Reichs/
vnd deren Diener vnd Vnderthanen fürnehmen vnd beweisen sollen. (S. 491). Gindely
IV, 139.Jn summa es gehet dem geistlosen hauffen
wie er selber will, vndt heist ahn itzo bey demselben sic volo, sic iubeoetc.
Vergangen wochen hab ich schreiben von meinem BrudernAlbrecht v. Schilling, kaiserlicher Rat. Vgl. Carl Friedrich Schilling von
Cannstadt: Geschlechts Beschreibung derer Familien von Schilling. Carlsruhe 1807, 307.
Imm. 14. 10. 1596Mat. Altdorf II, 497; 2. 10. 1599Mat. Tübingen I, 756.
Pietro della
Valle: Reisz-Beschreibung in unterschiedliche Theile der Welt/ Nemlich Jn Türckey/
Egypten/ Palestina/ Persien/ Ost-Jndien/ und andere weit entlegene Landschafften
[...] auß dem Original in die Hoch-Teutsche Sprach übersetzet. (Genff 1674), Tl. 4:
Della Valle verließ Anfang 1623Persien. Sein Brief vom 22. 3. 1623 enthält folgende
Notiz über ein am 10. 2. 1623 geführtes Gespräch mit dem Präsidenten der englischen
Ostindischen Kompanie: Er berichtete mich dabenebens/ daß der Herr Albert von
Schilling, ein Teutscher von Adel/ mit welchem ich in Persien bekandt worden bin/
nach dem er den Hof deß grossen Mogols besichtiget/ und andere Landschafften in
Jndien durchreyset/ anjetzo sich zu Suràt auffhalte; und daß er vor etlichen Tagen nach
der Stadt Barocci, welche nicht weit von dannen lige/ gezogen/ dieselbe zu besehen/
jedoch in kurtzer Zeit wieder zu Suràt seyn würde: über welche Zeitung ich zum
höchsten erfreüt würde/ weil dieser Edelmann mein grosser Freund war/ und mich
hertzlich verlangete/ ihn zu sehen. (S. 8). Am 13. 2.wurde ich auf dem Platz eines
Reüters gewahr/ welcher wie ein Jndianer gekleidet/ und mit einem Säbel/ und Rundatschen
gewaffnet war/ und gerad auf vnser Zelt zu ritte [...]. Wir setzeten vns neben
einander nider/ vnd erzehlete einer dem andern nach der länge/ wie es ihm vnterdessen
ergangen [...]. (S. 9). Della Valle und Schilling verbrachten die folgenden Tage mit
Besichtigungen und Besuchen, wobei Schillings Vertrautheit mit den am Ort stationierten
Niederländern auffällt. Am 24. 3. 1623 verabschiedete sich Della Valle von Schilling,
welcher das englische Schiff „Delphin" bestiegen hatte, umb nach dem rotten Meer zu
segeln/ deß Vorhabens/ von dannen in Mohrenland/ wann er Gelegenheit dahin haben
könte/ an den Hoff der Abissyner zu gehen [...]. (S. 47, Brief d. d. 27. 4. 1623).
auß Persia empfangen, welcher meldet daß der Tartar Cham von Chatai in Chinam gefallen,
dreyer Provintzen sich daselbst bemächtiget, vndt 300 mSteht über 300. seelen zue Sclaven
mitt hinweg geführet.Gemeint ist vielleicht die Eroberung der chinesischen Provinz Liaodong durch den
Tungusen-Khan Nurhaci (1618-1620) oder seine Unterwerfung mehrerer mongolischer
Fürstentümer (1620). Als Tataren von Katai konnten alle östlich der Usbeken lebenden
Völker bezeichnet werden. Della Valle, Tl. 2, 87. Der Könige [!] in Persien aber habe eine statt mitt
namen Candahar, welche an derAb welche für ein gestrichenes Wort eingefügt grentze in Jndien gegen Persien gelegen, mitt
verlust 2000 Man der Seinigen eingenommen.Schah Abbas I. gelang es erst
im August 1622, endgültig den Mogulen die (heute afghanische) Stadt Kandahar zu
entreißen. Vndt daß man zue Constantinopell
grose bereidtschafft macht zum krieg wieder die Polen,Die Unterstützung König Sigismunds III. v. Polen für den Kaiser hatte
Gabriel Bethlen eine willkommene Gelegenheit geboten, um die Hohe Pforte zu einem
Angriff gegen Polen zu bewegen. Zwar konnte Iskender Pascha im September 1620 die
Polen bei Cecora besiegen, jedoch vermochten diese sich ein Jahr später gegen eine
dreifach größere türkische Armee unter Sultan Osman II. bei Chocim am Dnjestr zu
behaupten.
auch wieder[umb]Textverlust durch
Papierriß. der Turckische Kayser in Person mitt 300000 man heraußer kommen,
vndt sein der LauffPlatz zue Adrianopell bestimt. Ferner schreibt er auch
daß esEingefügt. ein schlecht ansehen habe alß wan der Fried zwischen dem Türckhen
vndt Persianer wolte lange bestandt haben, sintemahlen was ein theil begehrt
[2v] der ander nicht geben wihl.Die osmanisch-safawidischen Kriege endeten erst 1639 nach fast dreißigjährigem
Kampf. Gott der Allmechtige schicke alles seiner
lieben außerwehlten Christenheitt zum besten, in deßelben allergnedigste obacht
thue ich den herrn hirmit treulichen empfelen vndt verbleib deßelben ieder
zeit,
11 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürstin Anna von
Anhalt-Bernburg / 200318
F. Gabriel Bethlen v. Siebenbürgen hatte zwar am 8.
1. 1620 n. St. auf dem Reichstag von Preßburg den Titel eines Fürsten v. Ungarn
akzeptiert, die Annahme der Königswürde aber verschoben. Er schloß am 15. 1. ein
Bündnis mit Kg.
Friedrich v. Böhmen und den Konföderierten, hielt sich aber am
folgenden Tage durch eine Übereinkunft mit dem Kg. v. Ungarn, Ks. Ferdinand II, die
Möglichkeit eines Ausgleichs offen. Es wurde ein Waffenstillstand bis zum 29. 9. vereinbart.
Ein für den 31.5. geplanter ungarischer Reichstag sollte dann über Frieden oder
Abfall und damit über das Königtum Bethlens entscheiden.
Ritter: Deutsche Geschichte,
73-75. Vgl. 200826. Zu Pz. Christians Bemerkung vgl. auch seine Eintragung im Tagebuch
(S. 67) am 26. 3. 1620 n. St.:
Le prince Bethlen Gabor mande, qu'il envoyera
10000 Copies pour avantcoureurs, de sorte qu'il semble qu'il nous assistera puissamment
et plus que ne desirons, à cause que nous craignons qu'ils joueront trop de maistre et
mangeront le pays, que nos gens n'auront rien.
12 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürstin Anna von
Anhalt-Bernburg / 200318
Pz. Christian sollte Rom Ende
1623 nur auf einer Bildungsreise, nicht jedoch auf einem Romzug sehen. Er hatte am
28. 3. 1620 n. St. einen Bericht des Burggf. und Herrn Christoph zu Dohna (FG 20)
empfangen, der seine Hoffnungen anfachte. S. Tagebuch, 67f.:
Receu une lettre du
BaronChristofle de Dona, lequel me mande, que les Anglois viendront; que les Venitiens
ne nous abanderont pas; que le Duc de Savoye se remue; que le pape ne se laisse persuader
à faire davantage que de donner 10000 fl. par mois; que l'Espagnol ne peut, le Pape ne
veut, à cause de son avarice, et le 1er.- à cause de ses dettes; qu'à Romeon nous attend n'y
ayant jamais eu plus grand tresor à savoir 100 millions vaillant etc.; qu'en ce cas grand part
des Italiens nous assisteront, et par crainte de nos armes et pr. la hayne qu'ils portent au Pape
Dieu. Seit 1618 hatte sich der pfälzische Kurfürst, dazu vor allem von F. Christian I.
aufgestachelt, in Verhandlungen mit Hz. Carl Emmanuel v. Savoyen über einen Krieg
gegen das Haus Österreich eingelassen. Der Herzog strebte nach der Kaiserkrone, bald
danach auch nach der böhmischen Krone, und machte Hoffnung auf die Finanzierung
eines Heeres durch venizianische Subsidien. Im August 1618 hatte er sich schon bereit
erklärt, 2000 Soldaten unter dem Kommando Gf. Ernsts v. Mansfeld zu unterhalten.
Im Mai 1619 handelte F. Christian I, nachdem Mansfeld schon im Januar mit Carl
Emanuel weitreichende Projekte besprochen hatte, in Turin mit dem Herzog den Vertrag
von Rivoli selbst aus. Die Übereinkunft blieb aber in entscheidenden Punkten vage
und
verfehlte so die von den Partnern erstrebten Zwecke.
Ritter, a. a. O., 16-23. Der
Herzog stellte nach der Kaiserwahl Ferdinands II. und der Annahme der böhmischen
Krone durch Kf.
Friedrich V. v. der Pfalz seine Zahlungen ein. Am 6. 3. 1620 n. St.
verwandte sich F. Christian I. zu Eggenburg noch in einem Schreiben an Hz. Carl
Emanuel für Mansfeld:
Ayant esté prié par Monsieur le Conte de Mansfeld, de faire
une intercession pour luy envers V. A. a ce qu'il peust obtenir de la gratuité et liberalité
de V. A. ce qu'il luy est deu, de la paye de son Regiment: Archivio di Stato di Torino:
Casa Reale, Lettere principi forestieri, mazzo 1. Carl Emanuel hatte Pz. Christian1619
eine Pension gewährt (Dankschreiben aus Heidelberg v. 14./ 24. 9. 1619; a. a. O.). Noch
am 10./ 20. 4. 1623 erinnerte der Prinz den Herzog an dieses Versprechen in einem in
Bernburg geschriebenen Brief und kündigte ihm wegen dieser Angelegenheit die Ankunft
des anhaltischen Agenten Adolph v. Börstel (s. 190322) in Turin an (a. a. O.).
13 - Tobias Hübner an Augustus Buchner / 250218A 250218A.1 250218A.2 250218A.3 250218A.4 250218A.5 250218A.6 250218A.7
Zur Verfasserschaft der Gedichte und
Inventionen vgl. schon bei
Beckmann VII, 230 die Angabe, Hübner habe 1613
[...]
auch der Heimführung der Königl. Princeßin zu Heidelberg beigewohnet/ und daselbst/
weil Er in Ritter-Spielen erfahren/ und in Erfindung allerhand Auffzüge sehr
ingenieux gewesen/ die Inventionen/ so auf gedachter Heimführung zu Heidelberg gebraucht
worden/ alle angegeben/ und zu Nürnberg machen lassen [...]. Auf dem
Furier vnd Futter Zettel für den Hofstaat Mgf. Joachim Ernsts v. Brandenburg-Ansbach
(Anh., 63-65) wird auch mit einem Gefolge von drei Personen und mit vier
Pferden
Herr Tobias Hübner/ Anhaltischer Hoffmeister [Pz. Joachim Ernsts v. Anhalt-
Dessau] (S. 64), erwähnt. Vgl. Anm. 32. Sein (mäßiges) Abschneiden bei einem
Kopfrennen am 19. 6. 1613 verzeichnet Beschr., 202. — Beckmanns Hinweis auf Nürnberg
bleibt hier dunkel, da weder der auf dem Titelblatt genannte Verleger Gotthard
Vögelin (Heidelberg) noch die signierenden Zeichner und Stecher der Illustrationen, der
J. Amman-Schüler Georg Keller (Frankfurt a. M.) und der bekannte Johann Theodor
de Bry [s. Q VII], damals in Nürnberg wirkten. Vgl. H.-D. Dyroff: Gotthard Vögelin.
Verleger, Drucker, Buchhändler 1597-1631. In: Archiv f. Gesch. d. Buchwesens IV
(1963), 1130-1423;
Thieme/ Becker V, 162 u. XX, 101 f.; Lucas Heinrich Wüthrich: Das
druckgraphische Werk von Matthaeus Merian d. Ae. 2 Bde. Basel 1966 -1972. II, 148.Hübner wird Buchner nicht die ganze
Beschreibung der Reiß geschickt haben. Höchstens
der Anhang käme in Betracht, den Hübner dann mangels eines eigenen Titelblatts nach
dem ersten Aufzug benannt hätte. Zu erwägen ist jedoch, ob Buchner nicht eine andere
Ausgabe mit eigenem Titelblatt erhielt. Vgl. Martinus Lipenius: Bibliotheca realis philosophica.
2 Bde. (Francofurti ad Moenum 1782) II, 1019:
Palladis Posaune vom Tri-
umph Jasons, benebenst dem dazu gehörigen Cartel und Reimen bey gemeldtem Triumph.
ib. [Oppenh.] 4. Lipenius verweist auf zwei weitere unbekannte Separatdrucke,
deren Material in das Gesamtwerk Eingang gefunden haben wird:
Abriß der Churfürstl.
Triumph- und Ehren-Pforten & so die Bürgerschafft zu Franckenthal auffrichten
lassen. Jn Kupffer gebracht durch loh. Theod. de Bry. Oppenh. 4. 1613.;
Churfürstl.
Hochzeitlicher Heimführungs-Triumph zu Franckenthal und Heidelberg. Heidelb. 4.
1613. Vgl. Beschr., Kap. 18 (Empfang in Frankenthal) u. Kap. 20-26 (Heidelberg). S.
auch Katalog der Ornamentstich-Sammlung der staatlichen Kunstbibliothek, Berlin. [2.
Ausg.] 2 Bde. New York 1958, Nr. 2829 (Beschreibung der Reiß) u. 2828 (Lipp. 2555):
Abriß vnd Beschreibung zwoer Triumph: Oder Ehren Pforten, Welche [...] Friederichen
dem Fünfften, Pfaltzgraffen bey Rhein [...] Vnd der [...] Frawen Elisabethen [...] zu
Opppenheim [...] Ein [...] Rath vnd Bürgerschafft [...] auffrichten lassen [...] ins
Kupfer gebracht, durch Johan-Theodorum de Bry, Und gedruckt in [...] Oppenheim
Bey Hieronymo Gallern. (Chronogramm: 1613). [KunstB der Staatl. Museen Preuß.
Kulturbesitz, Berlin; 8 Tafeln]. Vgl. Beschr., Kap. 17.Heigel, a. a. O., 336 erwähnt
neben einem (nicht ermittelten) handschriftlichen Augenzeugenbericht über die Feste in
der Kurpfalz (d. d. Speier, 22. 6. 1613; verfaßt von dem neuburgischen Landgerichtsschreiber Johann
Keylholtz; im
k. allgemeinen Reichsarchiv zu München) auch einen
Druck u. d. T.
Mirovi und Borcht, Beschreybung deß Einzugs & in Frankenthal 1613.
Vgl. auch
IP 261v
Heydelbergische undt Engelische Aufzüge undt Palladis Bausan.
1613. Die Existenz eines Separatdrucks (nur einiger Texte?) des Anhangs bestätigt
Kat.
Dessau BB 11773:
Palladis Posaun vom Triumph Jasonis etc. (Poetisch.) 1 Bd. 4°.
Ppbd. Ein Exemplar dieser Ausgabe, die nicht in der StB Dessau erhalten ist und die
bisher in keiner anderen Sammlung ermittelt werden konnte, hat HübnerBuchner wahrscheinlich
geschickt. Der Zusatz
Poetisch könnte darauf hinweisen, daß dieser Druck
gewiß die von Hübner geschriebenen Gedichte und Reden des ersten Aufzugs (Anh.,
9-29) enthielt. Wie Heigel, 346f. nach Keylholtz mitteilt, warfen die Knappen Jasons
gedruckte Cartells aus, welche die Bedeutung der Masken mit Anspielungen auf das
Hochzeitsfest erklärten und die Aventuriers aufforderten, um einen gewissen Preis von
10 bis zu 1000 Gulden, aber nicht darüber, sich im Ringstechen zu messen. Um einen
solchen Druck, der auch die Preisregeln erwähnte und vielleicht das Kartell der Ringelrennen
(vgl. Lipenius) einschloß, dürfte es sich bei dem übersandten Exemplar gehandelt
haben. Die von Hübner verfaßten Gedichte des zweiten Aufzugs (S. "29"[30]-37), deren
Druck wohl auch verteilt wurde, mögen dem Briefe an Buchner gleichfalls beigelegen
haben. Die Texte der anderen Aufzüge der Ringelrennen, dazu die des Kopfrennens
(Anh., 49f.) und des Kübelstechens (Anh., 51-55), sind nicht in Versen verfaßt. Eine
Ausnahme bildet nur das siebente Ringelrennen, dessen (einziges) Aufzugsgedicht jedoch
kaum von Hübner stammen dürfte. Vgl. unten Anm. 31. Die Prosa der Maskeraden
Nr. 3-4 und 6-7 (Texte zu Nr. 5 u. 8 fehlen) und der beiden späteren Kartelle wird
an den Höfen geschrieben worden sein, an denen auch die zugehörigen Inventionen
ersonnen wurden. Es ist wenig wahrscheinlich, daß Hübner von allen Fürsten, die an
den Heidelberger Turnieren teilnahmen, mit der Erfindung der Aufzüge und Texte
betraut werden konnte oder mußte. Auch wenn man von Hübners Aussage absieht, die
an der vorliegenden Briefstelle allein auf Verse der verschollenen Ausgabe
Palladis Posaun
gemünzt ist, scheinen schon biographische Umstände auf Hübner als Verfasser der
Texte der beiden ersten Aufzüge hinzuweisen: Sein damaliger Aufenthalt am Ansbacher
Hof (2., ansbach. Aufzug der Ringelrennen; Anh., „29"-41) und die schon durch seine
anhaltische Stellung (Hofmeister) belegbare Verbindung zur Kurpfalz (F. Christian I.
v. Anhalt-Bernburg war Statthalter der kurpfälz. Oberpfalz und einer der einflußreich
sten Berater Kf.
Friedrichs V. v. d. Pfalz, des späteren Winterkönigs). Andere Erklärungen
[z. B. Verknüpfung mit Eleonora (1552-1618), der Mutter der meisten Kinder
F. Joachim Ernsts v. Anhalt, welche in zweiter Ehe mit Lgf. Georg I. v. Hessen-Darmstadt
(1547-1596) verheiratet gewesen war; sie entstammte dem unter den Besuchern
der Heidelberger Festlichkeiten vertretenen Hause Württemberg] entbehren bisher einer
quellenmäßigen Fundierung.
14 - Tobias Hübner an Augustus Buchner / 250218A 250218A.1 250218A.2 250218A.3 250218A.4 250218A.5 250218A.6 250218A.7
Der Aufzug bezieht seine Einfälle aus der Argonautensage,
die hauptsächlich aus den
Argonautika des Apollonios v. Rhodos bekannt war.
Vgl. Ov. met. 7. Kf.
Friedrich V. v. der Pfalz trug in dem Zug die Maske Jasons. Die
Rollen seiner Gefährten Peleus und Telamon sind wahrscheinlich von den beiden anderen
Manitenatoren des Ringelrennens, Pgf. Johann II. v. Zweibrücken und F. Christian
I. v. Anhalt-Bernburg, übernommen worden. Vgl. Beschr., 167ff. und sechs Tafeln
(numeriert 1- 11; alle bis auf eine Tafel zeigen den Aufzug in zwei Reihen). Dieser
Aufzug und die sieben folgenden Inventionen zum Ringelrennen wurden im Hofgarten
am 10. bzw. 11. Juni jeweils vor dem Beginn der entsprechenden Wettkämpfe vorgeführt.
Vgl. hier Beschr., 167f.:
Vnd kam zum ersten auf die Bahn gefahren die hocherleuchte
vnd weiseste Göttin Pallas/ auf einem sehr schönen/ gantz mit Gold vnd Silber überzogen/
vnd kunstreich auß geschnitztem wagen/ von zweyen Drachen geführet. An den
Rädern deß kunstreichen Wagens/ zur rechten/ war abgemahlet die ankunft deß Ritters
lasonis mit seiner Argonautischen gesellschafft in dem Königreich Colchos. Welcher anlendung
vnd außsteigen zu Land/ begerten zu hindern der grausame fewrige Drach/
vnd die vngehewre/ wilde/ Ertzfüssige vnd fewer außwerffende Ochssen/ Darüber war
geschrieben: INVIA VIRTVTI NVLLA EST VIA: [...] Auf der lincken Seiten deß Wagens/ war
an dem rad gemahlet der streitbare Ritter Iason, der zwischen dem überwundenen Drachen/
vnd vnder das joch gebrachten wilden Ochssen/ ohn fernere hindernüß/ frey
herbey tratte/ das güldene Flüß [...] an einem schönen grünen bäum aufgehengt/
abzuholen. Vnd war darunder geschrieben: PRETIVM NON VILE LABORVM [...]. Die zugehörige
Tafel zeigt in der oberen Reihe (Nr. 1) zwei Greifen, die — gefolgt von Mercurius
— den prächtigen Wagen mit Pallas ziehen. Dahinter auf einem Felsen Chiron mit Keule
und geöffnetem Buch. Am linken Rade des Wagens erkennt der Betrachter die beschriebene
Darstellung. Nr. 2 führt acht Reiter mit Fanfaren und einen Pauker zu Pferde vor.
Die Abbildungen vereinfachen oder lassen aus, versagen naturgemäß auch bei der Hervorhebung,
Erklärung der Bedeutung oder Bezeichnung des Gegenstands. So heißt es
in Beschr., 168:
Zur rechten am Wagen Palladis, stund ein Low mit flügeln/ der führet
in seinem rechten fuß ein bloß Schwert: auf der Lincken ein anderer Löw/ auch mit
flüttigen/ der hatte in seinem Fuß einen grünen Palmenzweig. Chirons Buch zeigt in
der Darstellung nur Text und nicht
des himmels lauff in einem runden Globo. Nur
zum Teil ist dem Bilde die Mitteilung zu entnehmen:
Darauff kamen acht Trommeter
zu pferd/ mit spitzen blawen hüten in roht eingefaßt/ oben auff mit taffeten fliegenden
binden/ von färben/ blaw/ gelb vnd roht/ vnd silbernen Trommeten/ auch taffeten
Fahnen von gemelten färben/ in blawen wafen röcklein/ mit roten schürtzlein vnd
aufgestülpten ärmeln (dann deren arm vnd schenckel bloß waren) blawen stiefeln vnd
blawen satteln: Sampt einem schwartzen Mohren/ der die Heerbaucken schlug/ gantz
nackend/ mit einem Jndianischen schürtz vnd Vngerischen hütlein mit federn gezieret:
vnd ware die Heerpaucken auch mit taffet bekleidet/ wie die Fahnen der Trommeter.
Andererseits geht erst aus der Abbildung die genaue Bedeutung gewisser Bezeichnungen
wie z. B. der
Trommeten oder des
Vngerischen hütlein[s] hervor, so daß die Aufführung
bzw. die Erfindung, der auch die hier vor allem interessierenden Gedichte
Hübners dienen, nur aus beiden Medien, den Graphiken und den Texten, erahnt werden
kann. Da die Quellen des Berichts und der Abbildungen (Autopsie, Visierungen oder
Beschreibungen der Erfindung, Augenzeugenberichte?) im einzelnen unbestimmt sind,
ist mit Diskrepanzen und Ungenauigkeiten zu rechnen, im Falle des Autors der Beschreibung
auch mit mancher Hübner fremden Interpretation. — Auf die
Trommeter
und den Pauker folgt in der Beschreibung der von zwei Pfauen gezogene Wagen Junos
(Nr. 3), neben dem
Jhre Dienstjungfraw Iris (Beschr., 169) schreitet.
War mit jhrem
Regenbogen bedecket/ vnd führet in jhrer Rechten hand ein grünen Palmzweig/ vnd
auf dem haupt ein grünen Lorbeerkrantz. Neptun erscheint auf einer von drei Meerpferden
gezogenen Muschel, dahinter Glaucus (Nr. 4).
Der war fornen her biß vnder
den Nabel ein Mansperson/ trug einen schönen Spiegel in der Rechten hand: hinden
auß war er ein Fisch/ vnd saß auf einem felsen deß Meers. (Beschr., 169). Die im
Aufzug folgenden sechs Ritter mit türkischen Säbeln sind
die Sechs Patrini, mit namen/
Meleager, Castor, Oileus, Pollux, Anceus, Admetus, die dem Iasoni beystand geleistet. Nr. 5
und 6 zeigen in zwei Reihen drei, von je zwei Kriegern in antiker Rüstung geführte
Stierpaare (
Tauri Subiugati) mit je einem Pflug, gefolgt von drei aneinandergeketteten
Personifikationen (Timiditas, Pigritia und Hypocrisis). Auf den Rüstungen der Krieger
und dem Acker erblickt man Zähne (
Dentes Serpentini). Zu Nr. 6(-7) heißt es:
Vnd
weil bey den triumphirenden breuchlich/ die vberwundene Feind zu einem spectackel
aufzuführen/ Als folgeten erstlich die überwundene Sechs Ochssen/ die füsse von Ertz
hatten/ so alle in die Pflüge eingespant/ vnd vnder das güldene Joch gebracht worden/
deren jeder begleitet mit einem Soldaten/ [...]. Welche mit schlangen Zähnen behengt/
die jhnen theils vnderwegen abfielen. Darauff folgten die auß den gesäeten schlangen
Zähnen erwachsene Neun erschreckliche Laster/ welche gleichwol alle in ketten gefesselt/
vnd also überwunden geführet worden: als da waren Hypocrisis, Pigritia, Timiditas,
Avaritia, Intemperantia, Adulatio, Superbia, Stultitia, & Luxuria[ ...]. (Beschr., 169f.; Nr. 6-7).
Ein riesiger
Drach (Beschr., 170) /
Draco (Greif; Nr. 7), die drei Sirenen (
Pisinoe,
Aglaope, vnd Thelxiope S. 170) und Orpheus auf einem Einhorn (Nr. 8) schließen sich
an.
Endlich kam der Siegreiche Ritter Iason, sampt seinen streitbaren Helden/ Peleo
vnd Thelamone/ auff dem herrlichen Schiff Argo: alle drey besammen/ in dem hindern
theil deß Schiffs/ in Jhrer Ritterlichen vergülten Rüstungen stehende/ vnd führten
vergülte Regiment. Vnd war das Schiff also zugericht. Jn der lenge hatte es 41. schuch:
die breite war 22. schuch. Der mittelste Maßbaum war in die höhe 34. schuch/ der
förder vnd hinder waren etwas niedriger. (Beschr., 170). In der Radierung (Nr. 9)
erkennt man auf den Schilden dieser Argonauten und ihrer
Boßknecht ein ganzes
heraldisches Programm, am mittleren Mast auch eine verzierte Kugel — das in den
Texten des Anhangs vertretene
oraculum, darauß eine lebendige singende stimm sichhören
[!] Hesse/ vnd zukünfftige ding zuverstehen gabe (Beschr., 170). Mitten im
Schiff hing an einer Eiche das Goldene Vlies. Am mittleren Mastbaum gewahrt der
Betrachter, dazu auch von der Beschreibung angeleitetet, das kurpfälzische Wappen,
welches vom Hosenbandorden umwunden ist.
Hinden am Schiff/ vnder dem Ancker/
ward an einer Ketten angeschmiedet nachgeführet/ der trewloß Pelias, der vor neid sein
eigen hertz fraß. (Beschr., 171; Nr. 9). Den Aufzug beschließen in zwei Abbildungsreihen
(Nr. 10- 11) vier bzw. fünf Rösser, welche jeweils einer oder zwei Gewappnete
tummeln. Die Beschreibung (S. 171) spricht nur von fünf Leibrössern und ihren
Soldaten.
Ergänzungen, Berichtigungen, aber auch Mißverständnisse in dem Bericht eines
unbekannten Augenzeugen: The Magnificent, Princely, and Most Royall Entertainments
Given to ... Frederick, Count Palatine ... and Elizabeth, Sole Daughter to ... King of
England, James, Our Soveraigne Lord (London: Nathaniel Butler 1613), in: Nichols, a.
a. O., II, 612ff., hier S. 618f.:
The first that entered into the Tilt-yard was the
Palsgrave, accompanied with others [...]. Formost of all came Jupiter, riding in a very
rich chariot, drawne by two griffons guided by Mercury, who sate as coachman. Next
followed Juno in another chariot, drawne by peacockes, and driven by Iris. After her
came the God of Husbandry, with three ploughs. After him entered Neptune, the God
of the Sea, in a chariot [...] drawne by three sea-horses; upon Neptune attended a
Merman, sitting on a rocke, with a glasse in his hand, and behind him, on another
rocke, sate three Mermaides, singing and playing on instruments. After these Mermaides,
the next that entered was a Centaur, hälfe a man, halfe a horse, holding in one
hande a book, and in the other a mace. Then followed Arion, playing on a lute, and
sitting on a sea-unicorne. After all these came in the Seaven Deadly Sinnes, all of them
chained, and driven forward by a dragon, who continually spet fire. Immediately after
which entered the Palsegrave, with two more, in a ship, he himselfe resembling Jason,
attended by sixe Squires, bearing shields and lances; in the ship was to be seene the
Golden Fleece [...] and at the sterne Envy was dragged, eating her owne heart.
15 - Tobias Hübner an Augustus Buchner / 250218A 250218A.1 250218A.2 250218A.3 250218A.4 250218A.5 250218A.6 250218A.7
D. h.,
Friedrich V. v. der Pfalz, gestärkt durch seinen Heiratsbund mit Großbritannien, wird
die Macht Roms und des Türken brechen.