1 Am heiligen uffarttag nach ymbiß oder innerthalb
der octave oder auch auff sant
Mathyß tag die fünfft predigt.
2 Sagt vom nutz der demuͤtigkeit, wie sy übertrifft die
gehorsamkeit und gerechtigkeit und das sy ist die nechst und warest
bereitung den heiligen geist zuͦ enphahen.
3 Uff die wort Actu. i.:
4 "Tunc reversi sunt
Hierosolimam a monte, qui vocatur oliveti, qui est iuxta
Hierusalem."
1
5 Oder uff sant
Matthis tag:
6 "In
diebus illis exurgens
Petrus in
medio fratrum dixit:
2
7 Die junger unsers
herren giengen wider gon
Hierusalem von dem berg
Oliveti, der was by
Hierusalem, und giengen in den sal.
3
8 Unnd sant
Peter stuͦnd uff inmitten der jünger und sprach von
dem, der abgefallen was, man solt einen anderen an sein statt
setzen.
9 Unnd wurden da zwen gestelt der ein
hieß
Joseph iustus
genant
Barsabas.
10 Der ander was
Matthias.
11 Under
disen zweyen solt man einen woͤlen der die hohe stat solte
halten von dera
Judas abgefallen
was, das er solte sein ein gezüg
Jesu
ChristiA.
4
1 Nun merck hie:
2 Die junger kamen von
Hierusalem, das was als ein
stat des rechten frydes
5
unnd auch des unfrydes.
3 Wann niemant kompt
zuͦ warem frid, er sey dann in disen zweyen weisen:
4 Das ist, daß er habe fryd in unfryd und
in lieb und in leid und lerne haben in mangel.
5 Nun giengen die jünger wider uff den berg.
6 Der mensch muͦß von
B
not uffgen mit allein seinen krefften und seinem gemuͦt
zuͦ der hochzeit der ewigkeit über alle dise geschaffen ding
und lassen hie nyden alle ding als
Abraham thett:
7 Er ließ hie nyden
den esel unnd den knecht, do er gott opffern solt, und
[47rb]er und sein sun
giengen uff das gebirg.
6
8 Disen auffgang leitet der wille.
9 Wann er mag gebietenn allen krefftenn als ein fürst
gebuͤtet in seynem land unnd ein haußvatter in seynem hauß.
10 Diser fürst soll den menschen allezeit
ufftreyben über alle dise ding.
1 Sy giengen auch in das cenaculum.
7
2 Das ist als vil als ein eß hauß. 'Cena' ist
als vil gesprochen als ein abentwirtschafft.
3 Nach dem abentessen volgt kein wirtschafft mer, noch kein arbeit
eygentlich sunder ruͦwen, unnd ist fast wol zuͦ
mercken:
4 Wann als sy in dem sal waren, also
sol das gemuͤt unnd die krefft ruͦwen in irem
entsetzen in wesentlicher unnd in wircklicher weyse in dem, da alle
ding enden unnd da keyn widerwertigkeit noch kein arbeit ingeet.
5 Wann in disem ist ewige ruͤwe.
6 Wer seyn meynunge auff ichts anders
rychtet, der meynet das lauter guͦt, das da gott ist, nit und
ist nit in warer wartunge unnd bereytunge des heyligen geystes.
7 Als man nun
ist in dem Cenaculo, so stett auff
Petrus.
8 '
Petrus' bedeütet als vil /
C als 'ein bekenner'.
8 Diser wolt eynen waren gezeügen setzen an
Jude stat.
9 Judas was eyn dieb unnd ein
verraͤter.
10 Diß verdroß
Petrum, den bekenner, und wolt
einen anderen für in setzen an die statt, da er abgefallen was.
9
11 Diser
D ist in uns:
12 Das ist die leidig annemlichkeyt, die
styllet unnd verratet alles das guͦtt, daß gott von freyer
lauterer guͦte wircket in unß.
13 Dera
nympt sich
Judas an in unß
zuͦ unrechtem, als ob es seyn sey unnd er etwas darzuͦ
gethon habe.
14 Diß verdrüßt die bekentnuß unnd
will einen anderen an des diebs statt setzen.
15 Hie wirt ein loß geworffen auffzwen:
16 Der eyn was
Joseph, der
E
ander
Matthias. '
Joseph' heyßt 'der
gerecht', und er was auch in der warheit ein gerechter man.
17 Diser
Joseph was genant '
Barsabas'. '
Barsabas' ist als
F vil als 'der gehorsam ist'.
18 Nun gegen
[47va]disem ward gesetzt
MatthiGas. ist als vil als 'der klein ist vor
gott'.
19 Auf wen
gefiel das loß zuͦ disem edlen zwoͤlff
boͤtlichen ampt?
20 Es fiel nicht uff
den gehorsamen
Joseph,
noch umb das, daß er gerecht was in der warheyt.
21 Diß halff alles darzuͦ nicht, das diß
loß
H uff in fiel.
22 Es fiel auff den kleinen vor got.
10
23 Ach kinder, diß übertrifft alle
gerechtigkeit und gehorsamkeit, wiewol sy ein groß ding sind.
24 Hierumb der klein, der demuͦtig
übertrifft alle ding, der wirt allein erwelet.
25 Unnd solt wissen:
26 Wiltu
kommen zuͦ dem hochen und zuͦ dem aller
hoͤchsten wesen, das du gottes jünger werdest unnd sein warer
gezeüge in der hoͤchsten weiß, so muͦstu dich der
aller mynst und der aller kleinst vor got bekennen und achten, so
fellet das loß uff dich und anders nit.
27 Laß
allen deinen fleyß darauff geen, das du nur klein und verachtet
werdest, so wirst du in der warheit erhaben und gesetzt in das
groͤßt, in das nechst und in das aller wirdigest, das gott
hat, als im die apostel für alle menschenn waren.
28 Zuͦ disem magstu nit kommen dann mitt der
nydersten kleinung.
1 Nun kinder, der mensch, der in disen grundt begerte und dise weyß,
das in sein nicht künde kommen und sich vor gott klein künd erkennen
in der warheit – nit in dem gedunchen oder in dem schein als ein
ge
Imacht oder gerichte demuͤtigkeyt, die
ein schwester ist und ein gespil der hoffart, in woͤlcher
scheinenden oder erdichten demuͤtikeit die groß
demuͤtikeyt groblich underligt unnd ist offt ferr dem
verkleinen und dem underwurff under gott und allen creaturen – diß
wer die naͤhest und warest bereitung, den heyligen geist
zuͦ entphahen.
2 Und wer also dise weyß
hett, dem wirt gute antwurt in disem leben widerfaren.
3 Zuͦ welcher gnad helff uns gott.
4 Amen.