Predigt Nr. 13 – Vetter 9 – F 67r-75r (vereinheitlicht); Str1 25-32; Str2 65-74
Abschnitt 1
[67r]
1 "
JhesusAa ging
us
bund ging
b in die ende der
lande
Tiri et
cSydonis.
2 Und us dem selben ende
dging us ein wip, ein cananesche, und die
rief unserme herren nach und sprach:
3 'Herre,
Davides sun, erbarme dich úber mich,
wan min dohter, die ist úbele gemuͦt von
dem boͤsen geiste.'
4 Unser herre entwúrte der
frowen ein wort nút.
5 Dis wip
e rief vaste.
6 Do sprachent die jungern:
7 'Herre, dis
wip ruͤffet uns nach.
8 Lo se!'
9 Do sprach un-
ser herre:
10 'Ich enbin niht gesant den zuͦ den
verdorbenen schaffen des hus zuͦ
Israhel.
11 Es ist nút guͦt, daz man den kinden daz
brot neme und es werfe den hunden.'
12 Do
dis frowelin dis horte, do sprach si:
13 'Doch, her-
re, alleine das ist war, so geschihet doch oͧch,
daz die kleinen welpelin
foͧch werdent gespi-
set von den brosemen, die do vallent von der
gherren tische.'
14 Do sprach unser herre: 'O wip,
gros ist din geloͧbe.
15 Also du wilt, also ge-
schehe dir!'
16 Do wart ir dohter gesunt an
[67v]der selben stunden."
Abschnitt 2
1 Oͧch
h kinder, dis ewangelium
wiset uns uf
idie alreedelste, nútzeste
i, sicher-
sten, wesenlichesten ker, den man in der zit geha-
ben kan.
2 Und weliche ker
jettelich wis
j nút
in diseme ingeschiht, alles, daz denne der
mensche getuͦn mag, daz hilfet wenig oder zuͦ ma-
le nút.
Abschnitt 3
1 Nu nement dis
k wort:
2 "
Jhesusl ging us."
3 Wannan us?
4 Us den schriberen und den ph-
ariseen.
5 Kinder
m, merkent disen grunt!
6 We-
lich sint die lúte, von den daz
Jhesus us ging?
7 Die schriber, daz worent die wisen, die
von iren kúnsten hielten, und die pharise-
en, daz woren die von irem
n geistlicheit
hielten, und die stundent uf iren wisen in
o iren
ufsetzen.
8 Hie bi sol man bekennen zwene die
schedelicheste grúnde, die under geistlichen lú-
ten gesin múgent.
9 Und
p in disen so
qverblibet,
verdirbet
q.
10 rSo waz verdirbet
rund us
s diser
tenkeime
u enwirt nút us.
11 Und ist
v wenig
lúte, sú sint in diseme einigeme
w ettewaz
besessen oder in allen beiden, mer die einen
vil me dan die andern.
12 Bi den schriberen
[68r]nimet
xman die vernúnftigen, die alle ding
ziehent in
irre
y vernúnftige wise oder in ire sinne-
liche
z.
13 Sú schoͤppfent
aa durch die sinne und
ziehent es also in ire vernunft, daz si grosse
abver-
stent, und hant do inne ir glorien und sprec-
hent hohe wort.
14 Und in deme grunde, da die
warheit her us quellen solte, da blibet
ac si
itel und wuͤste.
15 Und wan
ad die andern, daz sint
die pharisein, daz sint die geistlichen, die sich
fúr guͦt hant und haltent von in selber und
stent in iren ufsetzen und wisen und hal-
tent ire guͦte
ae gewanheit fúr alle ding und
wellen in den geaht sin und gemerket
af sin.
16 Und alle ir grunt, der stet wol
ag urteiles uf
alle die, die der wisen nút ensint.
Abschnitt 4
1 Unser herre
Jhesusah, der ging us von disen lúten.
2 Dise lúte,
die
ai hatten in gefraget in einre wisen eins
urteiles, war umbe daz
aj sin jungern nút en-
hieltent die guͦte gewonheit der vederen
akund
daz sú mit ungetwagenen
al henden essen.
3 Do sprach
unser herre wider:
4 "War umbe enhalten ir nút
[68v]gotz gebot?"
5 Rehte also tuͦnt dise lúte:
6 Si hal-
tent ir eiginen wisen und ufsetzen und alle
ir gewonheit fúr die goͤtliche manungen
amund den goͤtlichen willen und vernútent
an die ede-
len gotz frúnde, die enkein eiginen ufsetzen
noch wissen inkúnnen gevolge, dan daz si got-
te in sinen verborgenen wegen muͤssen volgen.
7 In diseme urteile enmeinet man nút, daz man
itele
ao, roͤckelose lúte in
ap samenungen nút en-
súlle urteilen
aq.
8 So verginge geistliche zuht.
9 Fúr diser fariselicher wisen huͤt sich ieklich
arin sime grunde, oder
as einige
at valsche heili-
keit sich da inne
au verborgen habe, die einig
avende habe oder
aw ursprung dan als us
gotte geboren ist.
10 Und von den get
Jhesus.
11 Sic-
her, er inblibet da nút.
12 Also vindet man
lúte, die als sehent uf uswendige guͦte wi-
se in den werken und in der haltungen.
13 So die
guͦt ist, so ist es alles getan.
14 Aber der grunt,
der
ax ist ze mole bewahsen
ay mit den creatur-
renund schedelichen gevangen
az.
15 Und in di-
seme lesent sú vil seltere.
16 Also tuͦnt oͧch
[69r]die juden:
17 baDie lesent vil seltere
ba.
18 Dise venient,
vastent, bettent und iedoch so
bb ist ir grunt
got nút, dan die leidige creature.
19 Zuͦ deme
bcist ir minne und ir meinunge und ir beger-
unge gekert mit alzuͦ
bd grossen swinden guͦ-
ten uͤbungen.
20 Nein, kinder, bi diser pharise-
licher wisen so enblibet got nút.
21 Dis en-
sint nút die pflanzen, die der himelsche
vatter gepflanzet hat.
22 beUnd alle, die er nút
gepflanzet hat
be, sint
bf sicher, si muessent
mit der wurzeln us geworfen werden, wan
als er oͧch selbe sprach:
23 "Wer mit mir nút
enist, der ist wider mich, und wer mit mir
nút ensament, der zerstrowet."
24 Wissest,
wenne die zit kummet der ernen, daz er
sin korn
bgsol samenen
bg, sint sicher, alle, die
mit ime nút gesament enhabent, sunder
eime andern herren, so let si got sicher.
25 Da er
sine pflanze in deme grunde nút envint,
die werdent alle us geworfen.
26 Kinder, dis
sint zwene valsche grúnde, die nuͦ regnie-
rent, die natúrliche behendikeit in der
[69v]schriberlicher wisen oder die phariseliche wi-
sein den uswendigen schinen oder ufsetzen.
27 Die lúte sint ieze in diser
bh schriberlicher
wisen so behende, daz wir kumme ein bih-
te kúnnen gehoͤren, und ist der behender
fúnde also vil
bi.
28 Si blibent also in ire wisen.
Abschnitt 5
1 Nuͦ von disen lúten ging
Jhesus, als er sicher
noch alle zit tuͦt.
2 Und war ging er?
3 Er gi-
ng in die ende der lande
Tiri und
Sydonis.
4 Tiri sprichet also vil als 'ein getrenge'
und
Sydonisdaz sprichet also vil als 'eine
bjjaget'.
5 Oͧch
bk kinder, daz nement
blwenig lú-
te war, welich
bm ein wunnenklich ding dis
bnist, da dise zwei zuͦsamene sint.
6 Oͧch
bo, we-
lich
bp ein edel ding da wirt, da
bqdise jaget
rehte ist und dise bankeit
bq, die da wirt ge-
boren us der jaget.
7 Welich ist nuͦ dise jaget?
8 Nút, nút
br anders dan daz der inwendi-
gemensche gerne zuͦ gotte were, da sin eigin
stat ist, und tribet und jaget den uswen-
digenmenschen.
9 Und der uswendige mensche, der
bs jaget
einen andern weg und wil als
btuswert
[70r]niderwert
bt, da sin eigin stat ist.
10 Alsus ist ein
zweiunge in disen.
11 Der inre mensche des
bueigin
stat
bu ist got, und zuͦ deme sehent sine bege-
rungeund sin willen und sin meinunge,
wande der
bv neiget
bw sine nature.
12 Aber dis
ist dem ussern menschen wider sin nature und krie-
get do wider, also sancte
Paulus sprichet:
13 "Ich
vinde in mir ein ewig widervehten.
14 Die in-
der
bx naturen widerstet dem ewigen
by des gei-
stes.
15 Und daz ich nút enwil, daz tuͦn ich, und
daz ich wil, des entuͦn ich nút."
16 Alsus jagent
dise wider einander.
17 Und her in boven
bzkum-
met got und jaget si beide und oͧch die
gnade.
18 Und daz
ca dis jaget in der warheit
verstanden wúrt, do stat es sere wol.
19 Wan al-
le, die von deme geiste gottes gejaget wer-
dent, daz sint die kinder gotz.
20 Nu von di-
ser jaget so kummet grosse bankeit und ge-
trenge.
21 Ouch, kinder, in diser bankeit, wan
der mensche hie inne stet und wúrt dis tribens
in ime gewar, an allen zwifel so kum-
met
Jhesusund get an allen zwifel in.
22 Und
[70v]so
cb wo man dises tribens nút ingevolget
noch diser bankeit nút inne enist, dar
in kummet er nút.
23 Noch alle die menschen, die
dises triben
ccnoch
cd diser bankeit nút inge-
volgen, usser den
ce lúten ingewirt niemer
me
cf nút und verblibent
cg.
24 So inkoment
si oͧch niht zuͦ in selber.
25 Und dan abe so
enwissen si nút von deme, daz in in ist,
wan manige bekorunge stet in dem menschen
uf in nature und in
ch geiste.
26 Oͧch
ci her
cjinge-
gen solte man nigen und si an betten.
27 Wan so
ist er sicher, daz got mit in
ck get.
28 So kummet
die welt mit iren starken stúrmen und der
vient mit sinen behenden listen und daz
fleisch und die sinne und ze male die
niderste krefte mit groser krancheit
und neigent
clalze male niderwert und us-
wert
cl.
29 Und her
cm wider wirt der indewendige
mensche getriben von gotte und von deme
natúrlichen neigenne, daz er zuͦ gotte
hat.
30 Hie wirt billichen banckeit und ge-
trenge.
Abschnitt 6
1 Und waz sol der arme mensche
cndanne
[71r]tuͦn, als er in diser jaget stet und en-
kan enkeinen weg
co?
2 Entruwen, so sol er tuͦn,
also dis arme wip det, und gan zuͦ
Jhesumund ruͤffen mit luterre stimmen, daz ist
mit starker
cp begerungen:
3 "Herre,
Davidessun, erbarme dich úber mich!"
4 Oͧch
cqkin-
der, in diser jaget
cr wirt geborn ein un-
messig ruͦf.
5 Dis geistes ruͦf, der get úber
tusent tusent milen und dan noch me
mit eime suͦchende
cs, daz da ist úber alle
masse ein grundelos suͦchen
ct.
6 cuDis suͦchen
cu,
daz ist verre úber die nature.
7 Und der
heilige geist, der muͦs dis suͦchen
cvcwin uns
volle
cw tuͦn, also sant
Paulus sprach:
8 "Der
heilige geist
cx bit fúr uns mit unzellic-
he suͦchenne
cy."
9 Kinder, hie wirt der grunt bereit
czin boven
czallen den bereitunge, die man
iemer erdenken mag in der zit.
10 Nement dis
war:
11 Also der arme mensche in dirre jaget und
in grundeloser banckeit ist und mit un-
sprechenlichem suͦchenne
da zuͦ gotte ruͦffet
dbmit solicher begerungen, daz ez durch die
[71v]himele tringe
tdc, und
dddeso geboret er
deals
df er es ein trahen nút en-
hoͤreoder nút der abe wissen enwelle,
wie muͦs sich die begerunge hie wider in
den grunt hie mitte ie me und ie me er-
beiten
dgund bereit werden!
12 Oͧch
dh kinder, wie
mag daz gesin?
13 Der burne der vollekomen-
re barmeherzikeit der
di slos sich zuͦ, do dis
arme wip rief.
14 Der burne wart zuͦ ge-
slossen in dem usflusse
dj, der
Adamdk sich
uf entslos.
15 Welich wunder ist dis, daz
got suͦchet!
16 Und die jungern, die
dl sprachen
und baten fúr si.
17 Zuͦ lest so
dm sprach er vil
hertlichen, er enwer nút gesant dan zuͦ
den verdorbenen schaffen des hus zuͦ
dnIsrahel,
und "es enist nút guͦt, daz man neme daz
brot den kinden und gebe daz den hun-
den".
18 Er det hie noch herlicher
dound suͤslicher
dp,
daz er ir nút alleine inversagete, sun-
der er pruͤfete es ir mit bewerlichen re-
den, daz er ir umbilliche genade tete.
19 Er
enversaget
dq ir oͧch nút dis
dr alleine, dis
[72r]brot, daz doch ein
dsnotdurft, dúrftig
ds ding
heisset und gemeine ist, sunder er versaget
dtir, daz sú nút ein kint enweer, er fúrsage-
te
duund enthies ir menschlich wesen und
hies si einen hunt.
20 Wie moͤhte er si me versuͦcht
und bekort han und si naherre gejaget und
getriben haben
dvund vernútet haben
dv?
21 Waz
det sú zuͦ aller diser jaget?
22 Si lies sich jagen
und jagete sich selber noch tieffer und
dwdan er sú gejagen moͤhte.
23 Si ging mit der
jaget in den grunt, noch naherre trang
si hin in in das abgrúnde und sprach:
24 "Nein,
herre, nút alleine ein hunt, mer
dxnoch vil min-
re
dx ein kleine welpelin."
25 Bi diseme versinkenne
und vernútende so blibe sú in getruunge und
sprach:
26 "O herre, iedoch geschihet es under-
wilen, daz die kleinen welpelin, die wenige
dyhúndelin, daz die doch gespiset werdent von
deme gebrúckele, daz do vellet von der herren
tische."
27 Oͧch
dz kinder, die alsus einen waren in-
slag kunden
ea geraten in deme grunde der war-
heit, nút mit gelosen
ebnoch mit den worten
[72v]oder
ec mit den sinnen, sunder in dem waren
grunde, daz in got noch alle creature so tief
nút enkunden vertrucken noch vernúten noch
versenken, er ensunke in der warheit noch
vil tieffer, und noch enmoͤhte sú ime nút so
sere versagen noch ahterwert
edund abe getriben,
er enblibe ie stande in vollehertungen und druc-
ke alles hin nahere und
ee ganzer zuͦfersiht
und liesse sinen flis ie me und me wahsen, kin-
der, dis wer, da es alles an gelege
ef.
28 Der dis
geraten hette, der hette wol gerat.
Abschnitt 7
1 Oͧch dise
wege, die leitent in der worheit alleine reht
an alle mittel in got und
eg enmúgent nút
messen ein grundelos vernúten und war bi-
blibenbi dem grunde in vollehertunge in rehter
warer zuͦfersiht, also dis froͤwelin det.
2 Oͧch der umbe wart ir geantwirtet:
3 "O
wip, gros ist din geloͧbe!
4 Also daz du geloͧ-
best, daz geschehe dir, also also
eh du wilt,
also gewerde
ei!"
5 In der warheit, alle, die in
diser
ej wisen und in diseme wege werden
rehte funden, den sol also geantwurtet
[73r]werden:
6 "Alles, das du wilt, daz sol dir gesche-
hen in aller der wisen, also du wilt.
7 Wan
du us bist gegangen des dinen, so muͦstu
gelich in gan in
ekals dis mine
ek."
8 Wan allen
willen enmag man nút haben dan in ei-
me nút in der creaturen.
9 "Alles, daz du
wilt, daz sol dir sin und geschehen."
10 Dis en-
mag nút geschehen dan in dem verloͤuken-
neder mensche des sinen.
11 Daz
elder mensche us get, rehte
also vil so
em get got in in der warheit
enund
bevint da al verloͤukent
en.
Abschnitt 8
1 Kinder, ich ensp-
ulwe
eo úch
ep nút me
eqze sagenne.
2 Aber nu wil
ich úch
eq ein kleine merlin sagen
er, daz her in
wol get.
3 Ich weis ein cananee, wol mag
si also heisse.
4 Dis ist geschehen indewen-
dig vier jaren.
5 Und si lebet noch.
6 Dise wart
entzucket
es us den sinne zuͦ male und kam al-
so verre
et, daz si got sach un
deu unser
fro-
weund alle heiligen.
7 Do si dis sach, do sach
si sich in einre unsprechlicher
ev verre von got-
te.
8 Do geschach deme geiste unsprechelichen
und ungeloͤublichen we und bevant sich in
[73v]hellescher pinen von diser verden
ew wegen.
9 Wan
daz ist oͧch die meiste pine der hellen, daz si
sich bekennent gefuͤrt von gotte.
10 In diser un-
sprechenlicher not, da dis geist inne waz, do
kert er sich zuͦ unsere
frowenund zuͦ allen
heiligen und bat si alle sament,
exdaz si ir húlfen.
11 Dise alle samen
ex, die sach si, daz si also gros-
lichen in got waren verstart und gestecket
ey, daz
si einen trahen zuͦz irme ruͦffe sich nie enge-
neigeten, so gros waz ir wunne und ir froͤi-
de, daz si irs ruͦffes nút enhorten noch in-
ahteten.
12 Do kerte si sich noch menschlicher
wisen zuͦ der heiliger pine und
ez in den dot
und zuͦ den wunden unsers herren
Jhesu Cristi.
13 Do
wart ir geantwúrtet, waz ir die an sol-
te geruͤffet, den si nie enkein ere hette ge-
botten.
14 Do si daz sach, daz ir weder unser
frowe noch die heilige
fanoch die heilige
fapine unsers herren nút enhalf, do kerte
si sich zuͦ dem herren selber, und sprach der
geist des menschen:
15 "O herre, sit daz mir nieman
enhilfet, so sich, minnenklicher got, daz
[74r]ich din arme creature bin und du min got
bist, und valle rehte in din urteil noch di-
me liebesten willen.
16 Ob du mich in diser
gruwelicher
fb hellescher pinen wellest ewekli-
chen haben,
fcdes gan
fc ich, lieber got
fd, alzuͦ male
an dinen wolgevallenden willen."
17 Und alda
lies si sich ze grunde in ein ewikeit.
18 Also
balde ingelies si sich nút
fe, sú enwúrde
do alze hant gezogen
ff úber alle
fgdie verre
fgmit-
tel und wart alze male in daz abgrúnde
gottes gezogen, sú wart rehte von der
wunderlichen gotheit rehte
fh in geslunden.
19 Ouch
fi welich
fj ein wunnenklich slunt ist
daz
fk!
20 Dise selbe persone wurt noch
fl alle ta-
ge
fm den
fn selben weg antweder in den grunt
oder uf den selben weg
fozuͦ minsten
fogezo-
genund ist ein junge juncfrowe.
21 Ich wene
in der warheit, daz si in allen irme leben
nie grosse súnde getete, da sú got mitte
erzurnde.
Abschnitt 9
1 Kinder,
fpwelich mittel
fp sol denne
fqerschinen an den, die got dicke
frund vil
fser-
zúrnet hant und noch
ft an den dingen
[74v]so vaste klebent?
2 Dis mensche lies sich in gotz
willen in ein ewikeit in
fu hellesche pine.
3 Al-
susentuͦnt die nút, die in vieren oder in
fúnf jaren dunket rehte, si súllen wunder
ervolgen, und so sprechen sú
fv:
4 "Ach, bit fúr
mich, daz ich der allerliebester frúnde
fwein-
re werde!"
5 Du ensoltest dich nút
fx dar zuͦ
wirdig duncken, daz du der allerminnester
einre werden múgest.
6 Setze dich in die
allerniderste stat, als dis
fy ewangelium le-
ret, so wirstu erhoͤhet
fz.
7 Aber die sich sel-
ber erhoͤhent, die werdent genidert.
8 Beger, also es got ewikliche gewelet
hat und als er es von dir an gesehen
hat in sime alrebevellichesten willen,
da dine stat súlle sin.
9 Kinder, in diser wi-
sen get man in got, daz man sich sin sel-
bes verzihe ganz in allen wisen in allem
habenne.
10 Und der dis ein troppfen in der
warheit erkriegen moͤhte und ime dis
ein funke wúrde, der solte in me bereiten
und nahere in fuͤren, dan abe der mensche al-
[75r]le sine kleider von ime risse und enweg ge-
beund ob er dorne und steine esse, ob es die
nature erliden moͤhte.
11 Und wer in diseme
ein púntelin gelebet nútzzer dan xl jar
in eiginen ufsetzen.
12 Kinder, dis wer der edel-
ste und der kúrzeste weg
gaund der nútzeste
weg
gaund der lihteste weg vor allen den
wegen, die eigine vernunft erkennen mag.
B
Abschnitt 10
1 Oͧch
gb wa mitte gent ir
gc umbe und verlierent
úwer edele wunnenkliche zit und versumment
dis minnenkliche luter guͦt, daz in úch
moͤhte und solte ane underlos geborn wer-
den, und gent dise lange jar umbe rehte
also in eime loͤffele und enkúnnent
gd nút
fúrbas.
2 Und úber manig jar, so ir gele-
bent, so sint ir also nahe also des ersten,
da irs beginnet, in ware vollekomenheit.
3 Sicher, daz ist wol ein kleglich ding in
der warheit.
4 Eya, bekantent ir den unsprec-
helichen schaden!
Abschnitt 11
1 Nu bitten wir unsern her-
ren, daz wir uns also
ge versenken muͤssen, daz
wir in ime funden werden.
2 Amen.