Predigt Nr. 13 – Vetter 9 – BT 24ra–26vb; LT 38ra–43ra; AT 30va–34rb; KT 69vb–72rb
[24ra]
Überschrift
Absatz 1
FN-Anzahl: 5
An dem andern sontag in der fasten1 ein predig von der cananeischen frauwen, genomen uß Mattheo: "Exiens Jesusade finibusaThiri etbSidonisc"2
Für den zweiten Sonntag in der Fastenzeit eine Predigt über die kanaanäische Frau, herausgegriffen aus [dem] Matthäus[evangelium]: "Exiens Jesus de finibus Thiri et Sidonis"
Abschnitt 1
Absatz 2
FN-Anzahl: 20
"Derd herr Jesus gieng uß den eenden des landseThy-ri und Sidonis. f dem selben land gieng ein cananeische frauw, die ruͦfftg unserm herrenh nach und sprach: 'Herr, iein suͦn Davidi, erbarm dich über mich, wann min tochter wirt ser gepeinigt von dem boͤsen geyst.' Derj herr antwurt der frawen ein wort nit. Das weib ruͦfftk vast. Do sprachen die jünger: 'Herr, diß weib ruͦfft uns nach. Laß sy!' Do sprach unserl herr: 10 'Ich bin nit gesant dann zuͦ den verdorben schafen des hauß Israelm.' 11 nDas weyb kamn, bett in an und sprach: 12 'Herr, hilff mir!' oAntwurt dero herr:3 14 'Es ist nit guͦt, das man den kinden das brot nimpt und es den hunden gibtp.' 15 Do diß froͤwlin daz gehort hat, sprachq sy: 16 'Jar, herr, daz ist war. 17 So geschicht dach dick, das die kleinen hundtlin auch werden gespeißt von den broͤsamlin, die da fallen von dems tisch irer herren.' 18 Do sprach Jesust: 19 'O weib, din glaub ist groß! u 20 Dir gschech, als du wiltu.' 21 Do ward ir tochter gesundt an der selben stund."4
"Der Herr Jesus ging hinaus in das Land Thyri und Sidonis. Aus demselben Land kam eine knaanäische Frau, die unserem Herrn nachrief und sagte: 'Herr, der du ein Sohn Davids bist, erweise mir Barmherzigkeit, denn meine Tochter wird von einem bösen Geist sehr gequält.' Der Herr antwortete der Frau mit keinem Wort. Die Frau rief laut. Da sagten die Jünger: 'Herr, diese Frau ruft uns hinterher. Lass sie [gehen]!' Da sagte unser Herr: 10 'Ich wurde zu keinen anderen gesandt als zu den verdorbenen Schafen des Hauses Israel.' 11 Die Frau kam [zu ihm], betete ihn an und sagte: 12 'Herr, hilf mir!' 13 Der Herr antwortete: 14 'Es ist nicht richtig, dass man den Kindern das Brot wegnimmt und es den Hunden gibt.' 15 Als diese junge Frau das gehört hatte, sagte sie: 16 'Ja, Herr, das stimmt. 17 Es passiert aber häufig, dass die Hündlein von den kleinen Brotkrümeln gespeist werden, die vom Tisch ihrer Herren fallen.' 18 Da sagte Jesus: 19 'Oh Frau, dein Glaube ist groß! 20 Was du willst, soll geschehen.' 21 Zum selben Zeitpunkt wurde ihre Tochter gesund."
Abschnitt 2
Absatz 3
FN-Anzahl: 12
DißvA ewangelium weisetw uns uff den edelstenx, nützlichesten, sichersten, wesentlichsten kere, den man in diser zeyt gehaben mag. Darumby so wyssend: Welcher ker nit etlicherz weyß in disem weg geschicht, alles dasaa der mensch gethuͦn mag inab thuͦn und in lassen,5 es hilfft in wenigac oder adgantz nichtsad.B
Dieses Evangelium belehrt uns über die edelste, gewinnbringendste, Gefahr abwendende, wichtigste Kehrtwendung, die man in dieser Zeit vollziehen kann. Deswegen sollt ihr wissen: Wird eine solche Umkehr nicht auf irgendeine Art und Weise auf diesem Weg vollzogen, hilft alles, was der Mensch bei seinem Tun und Lassen vollbringen kann, ihm wenig oder gar nichts.,
Abschnitt 3
Absatz 4
Absatz 5
FN-Anzahl: 12
Nuͦn nemen wir diß wort für unß: "Unserae herr gieng uß."6 Von wannen gieng er uß? Von den gleichßner unnd von denn [24rb]schreybern. Nuͦn merck mit ernst disenn grund: Die schreiber waren die weysen, die do von iren künsten hielten und von iren uffsetzen.7 Hieaf bey soͤllen wir mercken zwen die aller schedlichsten gründt, die under geistlichen menschen gesein mügen. Und in disen gründen verdirbt manches edels mensch, das aggantz nichtsag uß im wirt. Und wissend, das wenig geystliche menschen seind, sy seind darinnah besessen in eim oder mit in beiden, aber doch ettlich me dann die anderen. 10 Beiai den schreibern nimpt man die vernünfftigen menschen, die all ding zyehen in ir vernünfft oder in ir sinnlickeit, die sie schoͤpfen durch ir sinn, unnd zyehenn es denn also in ir vernünfft, das sie daaj durch grosse ding versteen8 und haben darinnak ein glorieren und sprechen davonal uß schoͤne hohe wort. 11 Und in dem gründ, do die warheit bloͤßlichen heraußquellen solt, do bleiben sie leram undan wuͤst und unfruchtbar. 12 Die anderen menschen seind die phariseien, das seind die geistlichen, die sich selber vürao guͦt haltenapaqund halten vilaq von in selber und steen darzuͦar uff iren uffsetzen und weysen und halten danas ir gewonheit für alle ding und woͤllen darinn geachtet und gerumet seyn. 13 Und der selben menschen gründ steendat vol urteils auff alleau menschen, die ire weyse nit seind noch achten.9
Jetzt denken wir über folgendes Wort nach: "Unser Herr ging hinaus." Woher ging er hinaus? Von den Heuchlern und von den Schreibern. Nun vernimm aufmerksam den [folgenden] Grund: Die Schreiber waren die gelehrten Leute, die sich viel auf ihr Können einbildeten und auf ihre selbstgemachten Gesetze. Wir sollen hier die beiden allergefährlichsten Grundlagen kennenlernen, die es bei geistlichen Menschen geben kann. Und mit diesen Grundlagen geht mancher edle Mensch zugrunde, so dass gar nichts [Gutes] aus ihm entstehen kann. Und ihr sollt wissen, dass es wenige geistliche Menschen gibt, die nicht auf einem oder auf beiden dieser Grundsätze beharren, aber doch einige mehr als die anderen. 10 Die Schreiber soll man auf die vernunftgeleiteten Menschen beziehen, die alle Dinge in ihren Verstand oder in ihre Sinneswahrnehmung zerren, die sie durch ihre Sinne erzeugen, und zerren sie dann so in ihren Verstand, dass sie auf diese Weise bedeutsame Sachen verstehen und sich damit brüsten und halten darüber schöne hochfliegende Reden. 11 Und in dem inneren Grund, aus dem die Wahrheit unverhüllt hervorquellen soll, bleiben sie öde und dürr und unfruchtbar. 12 Die zweite Gruppe von Menschen sind die Pharisäer – das sind die Geistlichen, die sich selbst für tugendhaft halten, und sie halten viel von sich selbst und beharren auf ihren selbstgemachten Gesetzen und Verhaltensweisen und halten dann ihre Gepflogenheiten für besser als alles andere und wollen dafür geachtet und verehrt werden. 13 Und die Grundsätze dieser Menschen sind voller Verurteilung aller Menschen, die ihre Gepflogenheiten nicht besitzen oder ihnen folgen.
Abschnitt 4
Absatz 6
FN-Anzahl: 56
"Unserav herr gieng uß"10 von den selben menschen. Wan die awselben eygenwisigenaw hetten unsern heren gefragt eines urteils und sprachen: "Warumb halten dein jünger nitt die guͦtten gewonheit der altvaͤtter, das sie mit ungeweschen henden daz brot essen?" Wider dise menschen sprach unser herr guͤtlich: "Warumb halten ir nit gots gebot?"11 Alsoax zuͦ gleicher weiß thuͦnd dise menschen, die da halten ir eigen weisen und ir gewonheit und ir uffsetz für die goͤttlich vermanung. Unday die selben menschen vernichten dieaz freünd gottes12, dieba keinen eygenn uffgesetzten weysen nachvolgen woͤllenbb13. In disem urteyl meint man nit, das man üppige ruͦchlosse menschen in der samlung [24va]nicht urteylen soͤll, wann alsobc vergieng geistliche zucht. Vor diser phariseyscher weiß huͤte sich ein yeglichs in seinem grundebd.14 10 Und darumb so findt man vil geistligCcher menschen, diebe alzeit nuͦnbf sehen auff die usswendigen weisen in den guͤten wercken inbg der behaltung, sobh15 ist es von in alles gethon. 11 Aberbi der inwendig grundt ist zuͦmal verwachsenbj und besessen mit den creaturen und darzuͦbk schedlichen gefangen 12 Und in disem grund so betten sie vil und lesen vil psalter. 13 Alsobl thuͦnd die blinden juden: 14 Die lesen vil psalter und ander buͤcher und ist in doch got in der warheit unbekant und verborgen.16 15 Also ist auch disen geistlichen menschen: 16 Sie bmnemen disciplinbm, sie betten, vastenbn, bosy wachenbobpund zuͦ allem dembp, so ist doch got lautterlich ir grund nit den die arm leydig creatur. 17 Zuͦ der istD ir lieb und ir meinung und ir begerung allzeit gekert mit disen scheynendenbq17 guͦten uͤbungen. 18 Nunbr bey diser phariseyscher weyß sobs bleibet der ewig got nit btbei disen menschenbt. 19 Wannbu daz seind nit die menschenbv, die der himelisch vatter gepflantzet hat, sunderbw die menschen muͤssen mit der wurtzel ußgeworffen werden,18 als unser herrbx selber gesprochen hat: 20 "Welcher mensch nit mit mir ist, der ist wider mich, und wer nit mit mir samlet, der ist zerstrewenby."19 21 Wenn die zeyt kümpt der ernenbz, das der ewig gott sein korn samlen würtca20 – daz seind die außerwelten menschen –, undcb welche den mit im nit gesamlet habencc, die werdencd von im ceverlassen. 22 Undce wo er sin lauter pflantzung in dem grundt nit findt, die selben werdencf ußgeworffen. 23 Dißcg seint zwen falsch grunden, davor huͤten euch durch gott, woͤlt ir anders behalten werden,21 die nuͦn leyder regnieren in allen stetten: 24 Das ist die natürlich behendigkeyt in schreiberlicherch oderci phariseyscher wiß in den ußwendigen scheynen oder uffsetzen. 25 Diecj menschenn seind yetzung in der schreyberlichen weiß so behend, das ein wissenhafftiger beichtiger kaumck in beichtE kan gehoͤren von behendigkeit wegen [24vb]clund vor iren eigen uffsetzencl, darin sie alle zeyt bleyben.
"Unser Herr ging hinaus" weg von eben diesen Menschen. Denn genau diese selbstgefälligen [Leute] hatten unseren Herrn aufgefordert, ein Urteil zu fällen, und fragten: "Warum halten sich deine Jünger nicht an die guten Sitte der Vorväter, indem sie das Brot mit ungewaschenen Händen essen?" Diesen Menschen erwiderte unser Herr freundlich: "Warum haltet ihr Gottes Gebot nicht?" In derselben Weise verhalten sich diese Menschen, die ihre eigenen Verhaltensweisen und ihre Gewohnheiten und ihre selbstgemachten Gesetze für die göttliche Lehre halten. Und gerade diese Menschen verachten die Freunde Gottes, die keinen selbstgegebenen Verhaltensweisen Folge leisten wollen. Mit dieser Verurteilung vertritt man nicht die Meinung, dass man eitle, nachlässige Menschen in der [geistlichen] Gemeinschaft nicht maßregeln sollte, denn sonst hätte geistliche Disziplin keinen Bestand. Vor dieser pharisäischen Art und Weise soll sich jeder in seinem inneren Grund hüten. 10 Und deshalb: Trifft man in dieser Weise auf viele geistliche Menschen, die nun immerzu auf die äußeren Verhaltensweisen beim Vollbringen guter Werke und in der Befolgung [der Gebote] achten, so wird von ihnen alles eingehalten. 11 Aber der innere Grund ist zugewachsen und von der Kreatur eingenommen worden und liegt auf verderbenbringende Weise gefangen. 12 Und in diesem inneren Grund beten sie viel und lesen häufig die Psalmen. 13 Genauso verhalten sich die blinden Juden: 14 Diese lesen häufig die Psalmen und andere [biblische] Bücher, und trotzdem bleibt Gott – das ist wahr – ihnen unbekannt und für sie verborgen. 15 Genauso ist widerfährt es auch diesen geistlichen Menschen: 16 Sie kasteien sich, sie beten, fasten, sie halten [Nacht-]Wachen, und bei all dem ist doch Gott offensichtlich nicht ihr innerer Grund, sondern die arme schwache Kreatur. 17 Auf sie richtet sich stets ihre Liebe und ihre freundschaftliche Zuneigung und ihre Begierde mit diesen scheinbar guten Werken. 18 Nun, bei diesen Menschen mit dieser pharisäischen Verhaltensweise bleibt der ewige Gott nicht. 19 Denn das sind nicht die Menschen, die der himmlische Vater gepflanzt hat, sondern diese Menschen müssen mit der Wurzel ausgerissen werden, wie unser Herr selbst sagte: 20 "Der Mensch, der nicht für mich ist, ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut." 21 Wenn die Zeit der Ernte kommt, dass der ewige Gott sein Korn sammeln wird – das steht für die auserwählten Menschen –, dann werden die, die nicht mit ihm gesammelt haben, verlassen. 22 Und diejenigen, in denen er seine unberührte Anpflanzung im inneren Grund nicht [wieder]findet, werden ausgerissen. 23 Dies sind zwei falsche Grundlagen, die nun leider überall herrschen – vor ihnen hütet euch um Gottes Willen, wenn ihr gerettet werden wollt: 24 Das ist die natürliche Klugheit in der Art der Schriftgelehrten oder Pharisäer mit äußerem Anschein und Gesetzen. 25 Die Menschen sind heutzutage in dieser Art der Schriftgelehrten so geschickt, dass ein erfahrener Beichtvater ihnen beinahe nicht die Beichte abnehmen kann aufgrund ihrer Klugheit und wegen ihrer selbstgemachten Gesetze, denen sie stets verhaftet bleiben.
Abschnitt 5
Absatz 7
Absatz 8
FN-Anzahl: 67
Voncm disen menschen gieng Jesus, als ercn noch thuͦd alzeyt covon disen menschen, die darinnen schuldig seindtco. Wo hien gieng aber der herrcpJesus? cq"Er giengcq in das landt Tiri und Sydonis."22 WancrTiri istcs als vil als ein gejegtct.23 Ach kynder, das nemen leider wenig menschen laüterlichcu war in in selber. Und ist doch ein wunderlich, adelischcv, nützlich ding, daz dise zwey gedreng in dem menschen zuͦsamen kummen und im den der mensch wol unnd recht gethuͦn kan. Was wirt adels, nutzcw und guͦter frucht uß dysem cxscharffen gedrengcx geborn! Welichscy ist nuͦn diß jagen? Nit anders dan das der inwendig mensch alzeyt gern zuͦ gott were, da sein eygne stat ist, und treibtcz den den ußwendigen menschen allezeyt zuͦ gott und nach gott. 10 So jagt der ußwendig mensch den einen andern weg und wil alzeit ußwendig seinda, do auch sein eygen stat ist.24 11 Also istdb ein zweyung in dem menschen. 12 Des innern menschen eigen stat ist gott und zuͦ derselben stetdc sein begerung und sein freyer will und sein muͦtdd. 13 Und wirt darzuͦ alle zeyt gejagt und gefordert von gott dem herren.25 14 Aber das ist dem ußern menschen alzeyt deund stundde widerig nach seiner natur, diedf krieget darwider,26 alsdg sant Paulus spricht: 15 "Ich find in mirdh inwendig widerfechten. 16 Die natur widerstet dem diewigen guͦtdi des geysts. 17 Und darumb das ich nit wil, das thuͦn ich, und das ich wil, das thuͦn ich nit."27 18 Also djjagent und fechtenddj die natur28 und der geist wider einander. 19 Darzuͦ kompt denn gottdk und jaget sie beid mit seiner gnad. 20 Unddl do diß jagen dmrecht und woldm verstanden wirt, da stet es fast wol in dem selben menschen. 21 Wann alledn menschen, die von dem geyst gottes gejagt werdendo, seint die außerwelten kynder.29 22 Nuͦndp von disem jagendq kompt dem menschen groß bitter leiden und gedreng. 23 Wenn aberdr der mensch darine untroͤstlich steet undds des treybens in im gewar wirt, so kompt dendtJesus und geet duin ondu zweifel. 24 Unddv wo [25ra]man disem treiben nit nachvolgt und dises getrenges nitt gewar württ in im selbs, in dendw selben menschen kompt er nittdx. 25 Wann alledy menschen, die des treyben unnd schwaͤren gedrengs nit warnemen unnd nit warlich volgen im leben mit einem absterben im geyst und in natur,30 uß den selben menschen würt nymmer nichtsdz guͦts, die weyl sie eahie in diser zeyt lebenea. 26 So kommen auch dise menschen nit zuͦ in selber. 27 Und darumb wissen sie nicht von dem, das in in verborgen ist, wann es steet gar maͤnche bekerung auff in den menschen in natur unnd auch in dem geist. 28 Hieeb gegen solt maneceddemuͤtigklichen eingeened mit danckbarkeit eeund solt der mensch des leyden froͤlichen beytenee.31 29 Wann dennef ist der mensch sicher, daseg gott mit im ist ehmit synen genadeneh. 30 Und denn eizuͦmal soei kompt die welt mit iren starcken stürmen und ficht den menschen an. Undej darzuͦ der boͤß geyst mitt seinen behenden listenn undek des menschen eygen fleysch unnd die synn des menschen. 31 Unnd werdenel die nidersten krefftem mitt grosser kranckheit enund neyglicheiten umbgeben eoin allen unseren dingeneo.32 32 Und dadurch würt dann der inwendig mensch gedrucktep von got dem herren von der natürlichen neygung, die er zuͦ gott allezyteq hat.33 33 So wirt dann billich scharpffer, hert, bitter leyden und ein groß gedreng in dem menschen.
Von diesen Menschen ging Jesus weg, wie er noch heute weggeht von den Menschen, die dieser Dinge schuldig sind. Wohin ging aber der Herr Jesus? "Er ging in das Land Tiri und Sydonis." Denn Tiri bedeutet so viel wie 'eine Jagd'. Ach Kinder, das bemerken leider nur wenige Menschen in aufrichtiger Weise in sich selbst. Und doch ist es eine wunderbare, kostbare und nutzbringende Sache, dass diese beiden Arten von Bedrängnis im Menschen zusammentreffen und der Mensch ihr [= dieser Sache] auf angemessene Weise gerecht werden kann. Wie viel edle Gesinnung, Nutzen und gute Frucht wird aus dieser schweren Bedrängnis geboren! Was bedeutet nun dieses 'Jagen'? Nichts anderes als dass der innere Mensch jederzeit gerne bei Gott wäre, wo sein eigentlicher Platz ist, und er [= der innere Mensch] jagt deshalb den äußeren Menschen immerzu zu Gott und auf Gott zu. 10 Auf vergleichbare Weise jagt der äußere Menschen einen anderen Weg entlang und möchte immerzu draußen sein, wo [ja] auch sein eigentlicher Platz ist. 11 Und so entsteht eine Spaltung im Menschen. 12 Der eigentliche Platz des inneren Menschen ist Gott, und dort zu sein, ist sein Begehren und seine freie Willensentscheidung und seine Gesinnung. 13 Und dorthin wird er beständig von Gott, dem Herrn, gejagt und dazu aufgefordert. 14 Doch das ist dem äußeren Menschen aufgrund seiner Natur, die sich dagegen wehrt, immer und jederzeit zuwider, wie der heilige Paulus sagt: 15 "Ich spüre in mir einen inneren Kampf. 16 Die Natur wehrt sich gegen die Vollkommenheit des Geistes, die in Ewigkeit Bestand haben wird. 17 Und deshalb tue ich, was ich nicht will, und was ich will, das tue ich nicht." 18 In dieser Weise jagen und kämpfen die Natur und der Geist nach- und gegeneinander. 19 Dann kommt Gott [noch] hinzu und jagt sie beide mit seiner Gnade. 20 Und wo der Sinn dieses Jagens richtig und gut erfasst wird, da steht es sehr gut um den Menschen. 21 Denn alle Menschen, die vom Geist Gottes gejagt werden, sind seine auserwählten Kinder. 22 Nun erleidet der Mensch durch diese Jagd schweres bitteres Leiden und Bedrängnis. 23 Wenn sich der Mensch aber ohne jede Hoffnung darin befindet und die Treibjagd in sich bemerkt, dann kommt Jesus und zieht zweifellos in ihn ein. 24 Und wo einer dieser Treibjagd nicht gehorcht und das Gedränge in sich nicht bemerkt, in diesen Menschen kommt er [= Jesus] nicht. 25 Denn aus allen Menschen, die die Treibjagd und die schwere Bedrängnis nicht wahrnehmen und ihr in ihrem Leben nicht aufrichtig durch eine Abtötung von Geist und Natur gehorchen, kann niemals irgendetwas Gutes entstehen, solange sie hier auf der Erde leben. 26 Und deswegen gelangen diese Menschen nicht zu sich selbst. 27 Und deshalb wissen sie nichts von dem, was in ihnen verborgen ist, denn es entsteht manche Versuchung in den Menschen, in ihrer Natur und auch im Geist. 28 Vielmehr sollte man sich demütig in Dankbarkeit darauf einlassen, und der Mensch sollte das Leiden frohen Mutes ertragen. 29 Denn dann kann der Mensch sich dessen sicher sein, dass Gott mit seiner Gnade mit ihm ist. 30 Und dann mit einem Mal stürmt die Welt heftig auf den Menschen ein und führt ihn in Versuchung und dazu noch der böse Geist mit seiner klugen Hinterlist und der eigene [schwache] Körper des Menschen und die Sinne[swahrnehmungen] des Menschen. 31 Und die niedrigsten Kräfte werden in allen unseren [menschlichen] Angelegenheiten von großer Schwäche und Trieben umzingelt. 32 Und dadurch wird dann der innere Mensch weggetrieben von Gott, dem Herrn, von der natürlichen Neigung, die er stets zu Gott hat. 33 So entsteht in dem Menschen dann entsprechend schweres, hartes, bitteres Leiden und eine große Bedrängnis.
Abschnitt 6
Absatz 9
Absatz 10
Absatz 11
Absatz 12
FN-Anzahl: 76
Wases soll dann der arm ellend trostFloß mensch thuͦn, soet er in disem gejaͤg und getreng steet und in keinen weg entrinnen kann noch mag? So soll der mensch thuͦn, als diß lieb fraͤwlin thet, und soll geen zuͦeuJesu Christo unnd ruͤffen mitt lauterev stimm, das ist mit einer starcken begerung: "Herr, einew sun Davidis, erbarm dich über mich!"34 Inex disem gejaͤgt würt warey geboren ein unmuͤssiger ruͦff ezund freüdez35 der inwendigkeit. Unnd diß geystes ruͦff geet über tausent und tausent meyl mit einem getürstigen suͦchen, daz da ist über all maß mit einem grundt [25rb]lossen seüfftzen, das ist dann ferr über all natur. Sofa muͦß dennfb der heilig geyst das fcselb überigfc in unß vollbringen, fedas unßfd noturfftig ist fe, alsff sant Paulus sprach: "Der heilig geyst bittet für unß mit unaußsprechlichenfg seüfftzen."36 fhUnnd alsofh würt der grundt bereitet von dem heyligenn geyst mer dann von aller bereitung, die man ymmer in disen zeytenn erdencken fimag. Undfi wenn der mensch alsofj in disem gejaͤgtfk steet und in disem grundtlossen getreng und leyden außwendig und inwendig unnd dann mit einem unußsprechlichen seüfftzen zuͦ gott dem herren ruͦfft flmit einer lautern stimmfl, daz ist mit fmeiner soͤllichenfm begerung, das es recht durch denfn hymel uffdringt und das dann gott gegen den menschen foder gleychenfo thuͦtfp, als ob er es nitt hoͤr oder nütfq darumb wissen woͤll. 10 Wiefr muͦß sich hie in der mensch so gar zuͦgrundt lassen unnd wie bloßfs muͦß sichft seyn begerung hie fuwider in den grund gotts senckenfu und hie mitt gott ye mer und mer sichfv erbieten unndfw bereitten lassen fxgott unnd alle creaturenfx! 11 Ach, wie moͤcht gesein, das sich der brunn der vollkommenfy barmhertzigkeit zuͦschlüsse? 12 Do diß lieb fraͤwlin im nachruͦffet fzmit lauter stymm, "Herr, herr, Davids sun, erbarm dich über michfz!"37, der selbig barmhertzig brunn was zuͦgeschlossen gain dem ußfluß gegen disem fraͤwlinga. 13 Diegb38 jünger unsers herrengc battent für diß fraͤwlin. 14 Und zuͦletst sprach er zuͦ seinen jüngerngd hertigklich geund ernstlichge, wie das er nit wer gesant dann zuͦ den verdorben schaͤflin des hauß von Israhel39 und sprach: 15 "Es ist nit guͦt das man nimpt das brot der kinder unnd gibt es den hundenn."40 16 Er thet ir auch noch vil hertigklicher, das er ir nit allein versagt, sunder er beweyß es mit offenlichengf herten worten, daz er ir unbillich gnad und barmhertzigGkeit thuͦn solt. 17 Er versagt ir auch nit allein das brot, sundergg er versagt ir auchgh41 menschlichs natürlichs wesen und hieß [25va]diß fraͤwlin einen hund. 18 Wiegi moͤcht sie unser herr schaͤrpfflicher und hertiglicher versuͦcht haben und sie neher gejagt und gjgetriben unndgj vernichtet haben? 19 Was thet aber diß fraͤwlin in seinem grossengk getreng und leyden? 20 Es leydgl guͤtigklichen und senfftmuͤtigklichen und H ließ sich gott den herrenn jagenn nach seynem liebsten willen unnd jaget sich da vyl tieffer, dann er sie gejaget het. 21 Und gieng damit gejagt in den grundt und noch vil mer trang sie in den abgrund und sprach demuͤtigklich: 22 "Neyngm, lieber herr, nit ein hundt, mer: vil minder nur ein klein hündlin."42 23 Bey disem versincken und vernichten ir selbs blybgn sie in einnem waren vesten getrauwen zuͦ unserrem herrengoJesu Christo unnd fienggp an unnd sprach: 24 "O herre nuͦn geschicht es offtgq, das die vastgr kleinenn hündlings gespeyßt gtund gesettigetgt werden von den broßmen, die da fallen vonn dem tisch irer herrengu."43 25 Selig und heilig weren die menschenn, die also einen waren inschlag künden thuͦn in den grundt der warheit – nit mitgv glosen44 noch mit worten noch mit den sinnen, sunder in dem waren grundt gottesgw, das weder gottgx noch alle creatur in so tieffe künden versencken noch vernichten noch undertrucken, das der mensch in der warheit sich selber vil mer unnd mer tieffer versencke und undertruchegy und vernichte in im selbs in der warheit und denn in disem ellenden getreng und leyden und verschmechtnyß von allen creaturenn steet und vest beleybe in einer gantzen hoffnung und zuͦversicht zuͦ der milten guͤte gottes mit einem verharren on alles ablassen und das der mensch in disem getreng und lyden sein begyrd und seinen ernst ye mer und mer zuͦ gottgz ließ wachsen, als45 diß fraͤwlin thet. 26 Wie hertigklich im unser herr zuͦsprach und versagt sein milte gnad der barmhertzigkeit, dadurch ließ es doch nit ab in seinem guͦten getrauwen, die es het gen der gnad [25vb] unsers herrenha. 27 Darumb ward disem fraͤwlin gegebenhb alles, das es suͦcht unnd begert von unserm herren.46
Was soll dann der arme verlorene hoffnungslose Mensch tun, wenn er sich in dieser Jagd und Bedrängnis befindet und auf keinem Weg entkommen kann oder es vermag? Dann soll der Mensch so handeln, wie es diese gute junge Frau tat, und soll zu Jesus Christus gehen und mit lauter Stimme, das heißt mit großem Verlangen, rufen: "Herr, der du ein Sohn Davids bist, erweise mir Barmherzigkeit!" Bei dieser Jagd wird wahrhaftig ein unermüdlicher Ruf und eine innere Freude geboren. Und dieser Ruf des Geistes ertönt über viele tausend Meilen in einer mutigen Suche, die jenseits aller Maßstäbe mit einem abgrundtiefen Seufzen erfolgt, das weit über alle Natur hinausgeht. So wird dann der Heilige Geist alles Übrige in uns bewirken, das wir nötig haben, wie der heilige Paulus sagte: "Der Heilige Geist bittet für uns mit unaussprechlichen Seufzern." Und in dieser Weise wird der innere Grund durch den Heiligen Geist in größerem Maße bereit gemacht, als man sich in diesem Leben jemals vorstellen kann. Und wenn sich der Mensch in dieser Weise in dieser Jagd und innerlich und äußerlich in dieser abgrundtiefen Bedrängnis befindet und dann mit einem unaussprechlichen Seufzen zu Gott, dem Herrn, mit einer lauten Stimme ruft, das heißt mit einem solchen Verlangen, dass es geradezu durch den Himmel empordringt, und wenn dann Gott sich dem Menschen gegenüber in der Weise verhält, als ob er es nicht höre oder nichts davon wissen wolle: 10 Wie sehr muss der Mensch dann zutiefst von sich ablassen und mit welcher Reinheit muss sich sein Verlangen zurück in den Grund Gottes versenken und sich hierdurch Gott immer bereitwilliger darbieten und bereit machen lassen für Gott und alle Kreatur! 11 Ach, wie könnte es [denn] sein, dass sich der Quell der vollkommenen Barmherzigkeit verschlösse? 12 Als diese gute junge Frau ihm mit lauter Stimme nachrief, "Herr, Herr, Sohn Davids, erweise mir Barmherzigkeit!", war derselbe Quell der Barmherzigkeit mit seinem Strom zu dieser jungen Frau versperrt. 13 Die Jünger unseres Herren baten für diese junge Frau. 14 Und schließlich sprach er [= Jesus] zu seinen Jüngern mit harten und strengen Worten, dass er zu keinen anderen gesandt sei als zu den verdorbenen Schafen des Hauses Israel, und sagte: 15 "Es ist nicht richtig, dass man den Kindern das Brot wegnimmt und es den Hunden gibt." 16 Er behandelte sie [= die Frau] zudem noch viel strenger, indem er es ihr nicht nur abschlug, sondern er zeigte mit unverhohlen strengen Worten, dass sie von ihm unangemessene Güte und Barmherzigkeit erwartete. 17 Er verweigerte ihr nicht nur das Brot, sondern sprach ihr auch ab, von ihrer Natur her ein menschliches Wesen zu sein, und nannte diese junge Frau einen Hund. 18 Wie hätte sie unser Herr auf verletzendere und strengere Weise prüfen können und ihr noch näher [auf den Fersen] sein können, um sie zu jagen, zu treiben und zu zugrunde zu richten? 19 Was tat aber diese junge Frau in ihrer großen Bedrängnis und [ihrem großen] Leiden? 20 Sie erduldete es gutwillig und sanftmütig und ließ sich von Gott, dem Herrn, jagen, wie es seinem überaus geliebten Willen entsprach, und jagte sich [selbst] viel tiefer, als er sie gejagt hatte. 21 Und lief, auf diese Weise gejagt, in den inneren Grund, und noch weiter drang sie in den Abgrund [Gottes] vor und sagte voller Demut: 22 "Nein, lieber Herr, [ich bin] kein Hund, sondern eher viel kleiner, nur ein kleines Hündlein." 23 In dieser Erniedrigung und indem sie sich selbst zunichte machte, hielt sie an einem echten festen Vertrauen zu unserem Herrn Jesus Christus fest und setzte an und sagte: 24 "Ach Herr, es passiert aber oft, das die sehr kleinen Hündlein gespeist und gesättigt werden von den Brotkrümeln, die vom Tisch ihrer Herrn herunterfallen. " 25 Die Menschen wären selig und heilig [zu nennen], die in dieser Weise die richtige Richtung in den Grund der Wahrheit einschlagen könnten – weder mit gelehrten Kommentaren, noch mit Worten, noch mit Hilfe der Sinneswahrnehmungen, sondern in dem wahrhaften Grund Gottes, so dass weder Gott noch alle Kreatur den Menschen in eine solche Tiefe versenken, noch ihn zunichte machen, noch ihn hinunterdrücken könnte, [sondern] dass er [= der Mensch] sich wahrhaftig selbst immer mehr und tiefer versenke und hinunterdrücke und sich in sich selbst wahrhaftig zunichte mache, und dass er sich dann in dieser beklagenswerten Bedrängnis und in dem Leiden und der Verachtung durch alle Kreatur befindet und [dabei] in einer vollkommenen Hoffnung und Zuversicht auf die gnädige Güte Gottes beständig bliebe und darin unablässig verharre, und dass der Mensch in dieser Bedrängnis und diesem Leiden sein Verlangen und seine Aufrichtigkeit immer weiter zu Gott hin wachsen ließe, wie es diese junge Frau tat. 26 Ganz egal, wie streng unser Herr mit ihr redete und ihr seine gütige Gnade der Barmherzigkeit verweigerte, so ließ sie doch nicht ab von ihrem tiefen Vertrauen, das sie in die Gnade unseres Herren hatte. 27 Deshalb erhielt diese junge Frau alles, worum sie gebeten und was sie von unserem Herrn verlangt hatte.
Abschnitt 7
Absatz 13
Absatz 14
FN-Anzahl: 30
Liebenhc kinder, diß wer der war recht goͤtlich weg I zuͦ der ewigen warheit. Welcher mensch sich also guͤtlichen und senfftmuͤtiglich hdgelassen unndhd gehalten künde in allem seinem leyden unnd getrenghe inwendig undhf ußwendig und sichhg also demuͤtigklich gelassen künde zuͦgrund dem willen gottes in lieb undhh leid biß in den tod on alles widersprechen47 – diserhi weg leitet recht den menschen in gott den herrenn on alles mittel in der warheit. hjWann dise menschen meinen und haben liebhj48 ein grundtloß vernichten hkir selbs von got unnd allen seynen creaturen und darzuͦ vernichten sie sich selbs zuͦgrundt vor gott unnd allen creaturen. Und steend gelassen guͤtlich unnd willigklich allzyt in einem ellend mit einem waren vesten beleybenhk bey dem grundt hlder warheitt in einerhl verharrung in rechter warer zuͦversicht, als dißhm frewlin thet zuͦ unserm herren. Darumbhn ward ir guͤtigklich geantwurt von hodem herrenho: " O fraͤwlin, groß hpunnd vesthp ist deyn gelaub! hqWie du glaubesthq, also geschechhr dir nach allemhs deinem willen!"49 Unndht allehu menschen, die in diser weyß unnd in disem weg hvrecht undhv warlich gefunden werden, den soll on zweyfel also geantwurt werden von gothw: "Mein liebster freündhx, was du wiltt hyoder begeren magsthy, das soll dir gaͤntzlich geschehen nachhz deinem willen, wann du allzeyt iaund stundia williglichen bist ußgangen des deinen im geyst undib natur. 10 Darumb muͦst du glych ingeen in mich icon alles mittel unnd eins werden mit mir von gnaden als ich binn von naturic.50" 11 Diserid ingang in das ewig guͦt J mag nit warlich ieunnd lauterlichie geschehen, dann mitif einem blossen verleügnen seyn selbs und des seinen in geyst und in natur. 12 Wann als vyl der mensch im selbs ußgeet in allen dingen, also vil geet gott in mit seynen goͤttlichen gnadenig51.
Liebe Kinder, das wäre der wahre richtige gottgefällige Weg zu der ewigen Wahrheit: Jeder Mensch, der sich in allem seinen Leiden und seiner Bedrängnis innerlich und nach außen so gutwillig und sanftmütig benehmen und verhalten könnte und sich so demütig dem Willen Gottes in Freude und Trauer bis in den Tod hinein ohne jeden Widerspruch zutiefst überlassen könnte, den Menschen führt dieser Weg unmittelbar – das ist wahr – direkt in Gott, den Herrn. Denn diese Menschen trachten und sehnen sich danach, sich selbst in abgrundtiefer Weise zugrunde zu richten, getrennt von Gott und allen seinen Kreaturen, und dafür machen sie sich selbst vor Gott und aller Kreatur vollständig zunichte und befinden sich frei von sich selbst gutmütig und bereitwillig die ganze Zeit in einer Verbannung, wobei sie aufrichtig und fest bei dem Grund der Wahrheit bleiben und in der rechten Hoffnung verharren, wie es diese junge Frau gegenüber unserem Herren tat. Darum antwortete ihr unser Herr freundlich: "Oh, junge Frau, dein Glaube ist groß und beständig! So, wie du glaubst, so soll dir geschehen, ganz wie du willst!" Und alle Menschen, die sich in dieser Weise und auf diesem Weg als aufrichtig und wahrhaftig herausstellen, denen wird zweifellos von Gott ebenso geantwortet: "Mein sehr lieber Freund, was du willst oder was du verlangst, das soll dir geschehen, ganz wie du willst, denn du hast das Deine in Geist und Natur jederzeit und immer bereitwillig verlassen. 10 Darum wirst du sofort in mich ohne alles Trennende [zwischen uns] eingehen und mit mir aus Gnade eins werden, wie ich es von Natur aus bin." 11 Dieses Eingehen in das ewige Gut kann nur dann in Wahrheit und in Reinheit geschehen, wenn es durch eine unverhüllte Verleugnung seiner selbst und des Eigenen in Geist und Natur geschieht. 12 Denn in demselben Maße, in dem der Mensch in Bezug auf alle Dinge aus sich selbst herausgeht, in demselben Maße zieht Gott mit seinen göttlichen Gnaden in ihn ein.
Abschnitt 8
Absatz 15
FN-Anzahl: 75
[26ra]KihIch wilih euch sagen ein exempel:52 Ich weiß ein junge tochter, die mag wol geleycht werden an tugendii disem froͤwlinij. Und das ist geschehen innerthalb vier iaren.53 Unnd lebt noch heut diß tags. Die selb tochterik ward verzuckt uß iren synnen und kam also ferr und hoch, das sie gott sahe und unser frauwenil54 und all heiligen miteinander. Do sieim dißin sahe, do sach sy sich selber in einer unsprechlicher weyteio von gott unnd seiner lieben muͦter und von allen seynen heyligen.55 Do geschach disem geyst soip unsprechlich peynlichen wee, das sieiqisbeducht, sie muͤstir von stund vergeen. Unnd dadurch entpfande sie schmertzlicher is56, helischer, bitterlicher pyn iuvon der grossen weyteit wegen, die sie zuͦ gott hette iu. Wann wissent, das diß die L groͤst peiniv ist in der helle, die die selen haben, das sie sich selber bekennen geferret und gescheiden von gottiw57 und von allen seinen ußerwoͤlten izund bekennenix und wissen, dasiy es also ewigklichen weren soll, das sie gott ewigklich nimmer beschawen sollen iz.58 10 Nuͦja do dise tochterjb sich selbs bekant so ferr von gott gesündert jeund von allen sein ußerwoͤlten, in diser notjc, in der sie sich selber bekantjdje, do kert sie sich demuͤtigklich jfund ernstlichjf zuͦ unser frawenjg und zuͦ allen heiligen und bat sie allesampt ernstlichjh, daz sie ir gnad umm got erwürbe. 11 Do sach sie, das die lieben heyliMgen allji so gar großlich unnd einmuͤtigklichen injjgott erstarret waren und in im vereint, das sie sich jkallesamet einen einigenjk augenblick gegen iremjl ruͤffen jmund schrygen nie geneigtenjm, jnso übertrefflichen groß was ir wunne und ir freud, das sie ires ruͦffs nit hoͤrten, noch acht namenjn. 12 Do kert sie sich nach menschlicher weiß zuͦ dem heiligen bittern lyden und scharpffenjo todt unsers herrennjpJesu Christi. 13 Do ward ir geantwurt, was ir die solten angeruͦfft sein, den sie doch vollkommenlich59 nie ere und würdigkeit erzeigt hette. 14 Do sey das sach, das ir weder unser frawjq noch die jrheilgen auch diejr marter unsers [26rb]herrenjs nit zuͦ hylff wolten komen, do keret sie sich selb zuͦ gottjt mitt ernst unnd sprachju: 15 "Ach herr, jvdu mein ewiger gottjv, seydmal das niemant mir zuͦ hilff komen will, so syhe dujw, minnigklicher gott, an, daz ich dein arme creatur binn und du min ewiger gottjx herr und schoͤpffer bist jzmein und aller creaturen. 16 Darumm, dujy ewiger vatter jz, so fall ich demuͤtigklich in deyn gerecht urteil nach deynem willenka. 17 Ob du mich auchkb in diser hellischen greülichenkc pein woͤllest ewigklich haben, des laß ich mich demuͤtigklich inkd deinen aller liebsten willenke in zeit und in ewigkeit. 18 Wann was dir, himlischer vatter, von mir und in mir wol gefelt, darin wilkf ich mich in deyn willenn ewigklich ergeben."60 19 Nuͦnkg alsbald sie sich demuͤttigklich ergab zuͦ grundt kidem ewigen gott gelassentlich inkh ewigkeit ki, alsbald klward sie gezogen ferrkj über alle mittel und zuͦhandt in den lieblichen abgrundt der gottheit ingeschlossenkkkl.61 20 Die selb person würt noch all tag zuͦ dem minsten einmal gezogen von gottkm in das goͤttlich abgrund gotteskn.62 21 Ich meinko und glaubkp, das sie inkq allem irem lebenkr grosse sünd nieks gethan hab, damit sie ktgott ertzürnt habkt63 und muͦst doch die engstlichen pein undku leyden kverlitten von inwendig mitt einem gelassen willen, sich demuͤtiglich zuͦ geben in das verborgen urteil gotteskv.
Ich will euch eine kleine Beispielgeschichte erzählen: Ich kenne ein junge [geistliche] Tochter, die in Bezug auf ihre Tugend dieser jungen Frau gleichgesetzt werden kann. Und das ist vor etwa vier Jahren geschehen; und sie lebt heute noch. Diese Tochter wurde aus ihren Sinnen verzückt und kam so weit und so hoch, dass sie Gott sah und unsere Herrin [Maria] und alle Heiligen beieinander. Als sie dies sah, da erkannte sie sich selbst in einer unaussprechlichen Ferne von Gott und seiner lieben Mutter und von allen seinen Heiligen. Da erfuhr der Geist [dieser Tochter] so unaussprechliche und schmerzende Qual, dass sie dachte, sie müsste sofort sterben. Und sie empfand die schmerzende, höllische, bittere Qual aufgrund der großen Ferne, die sie zu Gott hatte. Denn ihr müsst wissen, dass es die größte Qual ist, die die Seelen in der Hölle haben, dass sie sich von Gott entfernt und getrennt wissen und von allen seinen Auserwählten, und sie erkennen und wissen, dass es ewig so bleiben soll, dass sie Gott in Ewigkeit niemals mehr schauen werden. 10 Als nun diese Tochter sich selbst so weit von Gott und von allen seinen Auserwählten getrennt wusste, da wandte sie sich demütig und aufrichtig an unsere Herrin [Maria] und an alle Heiligen und bat sie alle aufrichtig, das sie ihr Gnade bei Gott erwirkten. 11 Da erkannte sie, dass die lieben Heiligen so überaus erhaben und einträchtig in Gott unbewegt verharrten und in ihm vereint waren, so dass sich nicht einer von ihnen einen einzigen Augenblick ihrem Rufen und Schreien zuwandte. So überaus groß war ihr Genuß und ihre Freude, dass sie ihr Rufen nicht hörten, noch es wahrnahmen. 12 Da wandte sie sich, wie Menschen es tun, dem heiligen bitteren Leiden und dem grausamen Tod unseres Herren Jesu Christi zu. 13 Da wurde ihr geantwortet [und gefragt], was ihr die bedeuteten, die sie anrief und denen sie doch niemals höchste Ehre und Ehrerbietung bezeugt habe. 14 Als sie erkannte, dass ihr weder unsere Herrin [Maria] noch die Heiligen oder das Leiden unseres Herren zur Hilfe kommen wollten, wandte sich sich in Aufrichtigkeit zu Gott selbst und sagte: 15 "Ach Herr, der du mein ewiger Gott bist, weil mir niemand helfen will, so sieh du, liebreicher Gott, darauf, dass ich deine arme Kreatur bin und du mein ewiger Gott, Herr und Schöpfer aller Kreatur bist. 16 Deswegen, du ewiger Vater, unterwerfe ich mich demütig deinem Willen entsprechend deinem gerechten Urteil. 17 Auch wenn du mich für immer in dieser höllischen schrecklichen Qual halten willst, überlasse ich mich in diesem Leben und ewiglich demütig deinem hoch geliebtem Willen. 18 Denn dem, was dir, himmlischer Vatter, an mir und in mir wohlgefällig ist, ergebe ich mich für alle Zeit nach deinem Willen." 19 In dem Moment nun, in dem sie sich dem ewigen Gott für alle Zeit in Demut zutiefst überließ, wurde sie weit über alles Trennende [zwischen ihnen] hinweg entrückt und im selben Augenblick vom gütigen Abgrund der Gottheit umschlossen. 20 Dieselbe Person wird noch [heute] täglich mindestens einmal von Gott in den göttlichen Abgrund Gottes entrückt. 21 Ich bin der Meinung und glaube, dass sie in allem ihrem Leben nie eine größere Sünde getan hat, mit der sie Gott erzürnte, und sie musste doch in ihrem Inneren Angst machende Qual und Pein unter Aufgabe ihres [eigenen] Willens erleiden, um sich demütig dem unbekannten Richtspruch Gottes zu ergeben.
Abschnitt 9
Absatz 16
Absatz 17
FN-Anzahl: 44
Wiekw groß manigfaltiges mittel soll dennkx erscheinen an den menschen, die gott vil und offt schwaͤrlich er zürnet haben undkykzauch dabeykz noch in diser zeyt so vast mit lust undla genuͤgde an den armenlb creaturen kleben? Aber dise tochter ließ sich demuͤtigklich in den willen gotts in ein ewigkeit der hellischen pyn, ob es gottlc in seinem urteil von ir haben woͤlt.64 Also thuͦn die menschen nit, lddie in ein geistlich leben komenld.65 leDieselben duncktle recht in vier jaren oder fünffen sie sollen groß wunder mitt gott schaffen und sprechenlf zuͦ andern menschenlg: "Ach lieberlh, bit unseren herren für mich, das ich werd seiner liebsten fründ66 einer in zyt und in ewikeit!" Nuͦ [26va]wiß, wer dir recht, so lisoltest duli dich darzuͦ nit wirdig duncken, das du der minsten freünd gottes einer soltest werden. Darumblj setz dich demuͤtigklich in die aller nidersten statt, als dich das heylig evangelium lert,67 so würst du onlk zweyfel von gottll erhoͤhet. Aber die menschen, die sich selber erhoͤhen im geyst und in natur, die werden onlmvon gottln genidert.68 Darumblo beger von gotlp und von den menschen, als es im ewigklich gefalle vonn dir in seynem aller bestenlq willen, darinn dein statt unnd wonung sein solllr unnd nit anders. 10 ltInls disem weg und lt in diNser weiß geetlu got bloß on alles mittel in.69 11 Das ist, das man sich syn selbs gentzlich verziehe durch gotts willen in allen weisen, das ist in haben und in manglen, im geist und in natur, ußwendig und inwendig.70 12 Nuͦlv, welcher mensch in diser zeit des warlich einen einigen tropffen lyüberkommenlw moͤcht unnd imlx der liebe71 ein funck würde in seyner seelly, dadurch lzmoͤcht erlz mer und warlicher bereitt werden und ingefuͤrt main den grund der warheitma, mbdann ob ermb alle sein kleider von seinem leyb neme und sie geb durch gott armen menschen,72 ja, vil mer dann – mcob es wermc – das er stein und doͤrn esse, ob es anders die natur erleyden moͤcht. 13 Esmd wereme in disem weg ein augenblick nützer gelebt dann viertzig jar in seinen eygen uffsaͤtzen in thuͦn und in lassen.73 14 Dißmf were der edelst und der kürtzst weg und der aller leichtest und nützest vor allenmg wegen, diemh eygen vernunfft erdencken mag.
Wie groß und unterschiedlich geartet wird sich dann bei den Menschen das Trennende erweisen, die Gott häufig und immer wieder in hohem Grad erzürnt haben und zusätzlich auch noch zur selben Zeit so ganz und gar mit Freude und Genuss an der armseligen Geschöpflichkeit festhalten? Diese Tochter dagegen überließ sich, dem Willen Gottes entsprechend, demütig einer Ewigkeit höllischer Qualen, falls es Gott mit seiner Entscheidung von ihr erwartete. In dieser Weise handeln die Menschen nicht, die mit einem geistlichen Leben beginnen. Sie meinen, gleich in vier oder fünf Jahren würden sie große Wunder mit Gott erleben und sagen zu anderen Menschen: "Ach, mein Lieber, bitte unseren Herren für mich, damit ich einer seiner liebsten Freunde hier auf der Erde und in Ewigkeit werde!" Nun sollst du wissen, wenn dir recht geschähe, würdest du dich nicht für würdig halten, dass du einer der geringsten Freunde Gottes werden könntest. Deshalb setze dich demütig an den untersten Platz, wie dich das heilige Evangelium lehrt, dann wirst du zweifellos von Gott erhöht. Aber die Menschen, die sich selbst im Geist und in Natur erhöhen, die werden von Gott erniedrigt werden. Darum erbitte von Gott und von den Menschen, [dass dir geschehe], wie es ihm für dich in Ewigkeit in seinem allergütigsten Willen gefällt, in dem du deinen Platz und deine Wohnung haben sollst und sonst nirgends. 10 Auf diesem Weg und in dieser Weise geht Gott ungehindert [in dich] ein. 11 Das bedeutet, dass man sich um Gottes Willen ganz von sich selbst entfernt, in Reichtum und Armut, in Geist und Körper, äußerlich und innerlich. 12 Nun, der Mensch, der hier auf der Erde davon wahrhaftig einen einzigen Tropfen gewinnen könnte und in dessen Seele ein Funken dieser Liebe entzündet würde, der könnte dadurch eher und wahrhaftiger bereit gemacht werden für den Grund der Wahrheit und in ihn geführt werden, als wenn er seinen Körper aller seiner Kleider entledigte und sie um Gottes Willen den Armen gäbe, ja, viel mehr sogar als wenn er – wenn es möglich wäre – Stein und Dornen äße, wenn es denn die [menschliche] Natur aushalten könnte. 13 Es wäre [ihm] nutzbringender, auf diesem Weg einen Augenblick zu verbringen als vierzig Jahre mit seinen selbstgemachten Gesetzen bei allem Tun und Lassen. Dies wäre der edelste und der kürzeste und der leichteste und nützlichste Weg von allen Wegen, die der eigene Verstand ersinnen kann.
Abschnitt 10
Absatz 18
FN-Anzahl: 17
Achmi gott, womit geend vil menschen74 umb und verlieren die edlen wunnigklichen zeit der gnaden und versaumen damit das edelmjluter guͦt75, das in in solt und moͤcht on underlaß geboren werden76 unnd geend damit diemk langen jar umb gnadloß zuͦml gleycherweiß als in einemmm schlaff77 und kommen damit nit fürbaß. Und über manig jar als siemn gelebt haben, so seind siemo der rechten vollkommenheit als ferr, mpals obmp sie erst anfahen. Diß ist [26vb]wol ein kleglichmq erschrocklich ding allen geistlichen menschen, wan erkenten sie den grossen ferlichen schaden, den sie in selber thuͦnd mit iren mreygen auffsetzenmr, ir marck in irem gebeinms dorret und ir bluͦt schwimmtmt in irem lybmu.78
Ach Gott, womit beschäftigen sich viele Menschen und verlieren [so] die edle freudenreiche Zeit der Gnade und verpassen das edle reine Gut, das in ihnen unablässig geboren werden sollte und könnte, und verbringen damit lange Jahre ohne Gnade wie im Schlaf und kommen damit nicht voran. Und nach vielen Jahren ihres Lebens sind sie von der echten Vollkommenheit so weit entfernt, als ob sie gerade erst beginnen. Das ist wirklich eine beklagenswerte erschreckende Sache für alle geistlichen Menschen, denn wenn sie den großen gefährlichen Schaden erkennen würden, den sie sich durch ihre selbstgemachten Gesetze selbst zufügen, das Mark in ihren Knochen würde gerinnen und das Blut in ihrem Körper pulsieren.
Abschnitt 11
FN-Anzahl: 4
Das wir unßmv also sencken in den goͤtlichen abgrundt mwund in das urteil gottesmw, das wir also in im funden werden als dise tochtermx79, verleych unß gott der vatter und der sun und der heilig geist. Amen.
Dass wir uns nun in den göttlichen Abgrund und in den Richtspruch Gottes versenken, damit wir uns so in ihm befinden werden wie diese Tochter, verleihe uns Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Variantenapparat

a–ade finibus] secessit in partes KT
bet Sidonis fehlt LT
cSidonis] Sydonis Matt .xv. KT
dDer herr Jesus] unser lieber herre ihesus christus LT
e–eenden des lands] Judischen lande und kam in das land KT
fUß] und ausz LT
gruͦfft] rieff LT
hherren] lieben herren LT
i–iein suͦn David] dauits sun LT
jDer] unser lieber LT
kruͦfft] rieff LT
lunser] unser lieber LT
mIsrael] von israhel LT
n–nDas weyb kam] Do kam daz weip und LT
o–oAntwurt der] 13 Do antwort unser LT
pgibt] vorwirfft KT
qsprach] do sprach LT
rJa] Doch LT
sdem tisch irer herren] irer herren tisch LT
tJesus] unser lieber herre LT
u–uDir geschech als du wil] als du wilt also geschee dir LT
vDiß] O kinder disz LT
wweiset] weieset BT
xedelsten] aller edelsten LT
yDarumb] und darumb LT
zetlicher] in etlicher LT
aadas] daz daz dan LT
abin] und in LT
acwenig] gar wenig LT
ad–adgantz nichts] czu mal nichts nit LT
aeUnser] Unnser lieber LT
afHie] kinder hie LT
ag–ag gantz nichts] czu mal nichts nit in der warheit LT
ahdarinn] dar ynne mit yn selbs LT
aiBei] Kinder bey LT
ajda] dan do LT
akdarinn] dan dar inne LT
aldavon] dan do von LT
amler] dan eytel LT
anund fehlt KT
aovür LT AT KT] nür BT
aphalten] haben LT
aq–aqund halten vil fehlt AT
ardarzuͦ fehlt BT
asdan fehlt BT
atsteend] steen dan LT
aualle] alle die LT
avUnser] wisset unszer lieberLT
aw–awselben eygenwisigen] weisen diser menschen LT AT
axAlso] Also wiszet LT
ayUnd] und goͤttlichen willen und KT
azdie] die edelen LT
badie] die do LT
bbwoͤllen] mugen LT, koͤnnen umb das sie got in seine verborgen weyß muͤssen volgenn KT
bcalso] so LT
bdgrunde] grunde ob einige falsche heiligkeit sich darin verborgen habe die eynig end oder urspruͤng hat das auß gott nit geboren ist Wann von dennen geet Jesus auß sicherlich Er bliebt dar nit KT
bedie] die do LT
bfnuͦn fehlt KT
bgin] und in LT
bhso die guͦt ist so LT
biAber] Aber wisset LT
bjverwachsen] gewachsen LT AT
bkdarzuͦ fehlt KT
blAlso] Also czu gleicher weisze LT
bm–bmnemen disciplin] venien LT
bnvasten] sie fasten LT, und vastenn KT
bo–bosy wachen fehlt LT
bp–bpund zuͦ allem dem] Das ist alles wol gethon wenn ir grund inwendig dabei zu gott gekeret were so wer es alles recht Aber in disen allen KT
bqscheynenden] schwinden LT AT
brNun] nun wist in der warheit LT
bsso fehlt KT
bt–btbei disen menschen fehlt KT
buWann] Wann wysset LT
bvmenschen] pflantzen KT
bwsunder] sundern sicher LT
bxherr] lieber herre iesus christus LT
byzerstrewen] strawen wisset LT
bzernen] ernde LT AT
cawürt] sal LT
cbund] Und sicher LT, fehlt KT
cchaben] haben sonder mit eym anderen herren KT
cdwerden] werden dan LT
ce–ceverlassen Und] gelassen LT AT
cfwerden] werden dan LT
cgDiß] Kinder disz LT
chschreiberlicher] schreiberlicher weise LT AT KT
cioder] ader aber LT
cjDie] Kinder die LT
ckkaum] kam BT
cl–clund vor iren eigen uffsetzen fehlt KT
cmVon] Nun von LT
cner] er sicherlich LT
co–covon disen menschen die darinnen schuldig seindt fehlt KT
cpherr] milde susse LT
cq–cqEr gieng] Do ging er LT
crWan fehlt KT
csist] spricht LT AT
ctgejegt] geaͤngst und Sydon ist als vil als geiaͤgt KT
culaüterlich fehlt KT
cvadelisch fehlt KT
cwnutz fehlt KT
cx–cxscharffen gedreng] jagen KT
cyWelichs] In der warheit kinder Welchs LT
cztreibt] treibt und iagt KT
dasein] yn der LT, und neder sein KT
dbist] ist da LT
dcstet] ist KT
ddmuͦt] mutunge LT AT, meynunge KT
de–deund stund KT
dfdie] und KT
dgals] Als der lieb LT
dhmir] myr eyn KT
di–diewigen guͦt] gesetz KT
dj–djjagent und fechtend] czu gleicher weisz iaget LT
dkgott] der ewig got LT
dlUnd] Und wisset kinder LT
dm–dmrecht und wol] in der warheit KT
dnalle] wisset alle die LT
dowerden] werden das LT
dpNuͦn] Nu wysset kinder LT
dqjagen] iagen szo LT
draber fehlt LT AT
dsund] und dan LT
dtden] der milde susse LT
du–duin on] do in on allen LT
dvund] Und wisset LT
dwden] die LT AT
dxnitt] bey nichte nicht LT, mit nichte AT
dyalle] alle die LT
dznichts] nichts nit LT
ea–eahie in diser zeyt leben] dae in bleiben KT
ebHie] Ach hie LT
ecman] man sich LT
ed–eddemuͤtigklichen eingeen] sich neigen und sie entpfangen KT
ee–eeund solt der mensch des leyden froͤlichen beyten fehlt KT
efdenn] dan czu mal LT
egdas] das der ewig LT
eh–ehmit synen genaden fehlt KT
ei–eizuͦmal so fehlt KT
ejUnd] Und dan LT
ekund] Und dan LT
elwerden] werden dan LT
emkrefft] krefftt zu mal KT
en–enund neylicheit fehlt KT
eo–eoin allen unseren dingen] unnd neygenn sych nederwartt unnd außwart KT
epgedruckt] getreben KT
eqallezyt] getrben KT
erscharpff fehlt KT
esWas] Kinder was LT
etso] als LT
euzuͦ] czu unserm lieben herren LT
evlauter] grosser KT
ewein] herre LT
exIn] Ach kinder inn LT
eywar fehlt KT
ez–ezund freüd fehlt LT KT
faSo] unnd dan do so LT
fbdenn fehlt KT
fc–fcselb überig] seufftzen KT
fdunß] unsz dann LT
fe–fedas unß noturfftig ist fehlt KT
ffals] Als der liebe LT
fgunaußsprechlichen] unczelichem LT AT
fh–fhUnnd also] Kinder szo hie so LT
fi–fimag Und] noch vorsagen magk Do von Nemet des war in der warheyt ynn euch selbs Unnd wysset LT
fjalso fehlt KT
fkgejaͤgt] dejaͤgt BT
fl–flmit einer lautern stimm fehlt KT
fm–fmeiner soͤllichen] soͤlcher KT
fnden] die LT
fo–foder gleychen fehlt LT AT KT
fpthuͦt] gebaret gleycher weisze LT, gebaret AT
fqnüt fehlt LT AT
frWie] Ach Kinder wie LT
fsbloß fehlt KT
ftsich fehlt KT
fu–fuwider in den grund gotts sencken] weiter werden KT
fvsich fehlt KT
fwunnd] und sich KT
fx–fxgott unnd alle creaturen fehlt KT
fyvollkommen fehlt KT
fz–fzmit lauter stymm ...dich über mich fehlt KT
ga–gain dem ußfluß gegen disem fraͤwlin] und die revieren theten sich auff was wunders was das Got schweig und die junger sprachen KT
gbDie] Wie ein grosz wunder ist daz gott der herre in den menschen suchet Wan wisset die LT
gcherren] lieben herren LT
gdjüngern] liebenn jungeren LT
ge–geund ernstlich fehlt KT
gfoffenlichen] berlichen LT AT
ggsunder] das doch ein vornufftig dingk heist und darczu noch mer wan LT, das doch eyn gemeyn notturfftig dyng ist sonder KT
ghauch] fehlt LT, auch das sie nit eyn kyntt were er versaget ir KT
giWie] O lieben kinder wie LT
gj–gjgetriben unnd fehlt KT
gkgrossen fehlt KT
glleyd] leit sich KT
gmNeyn] neyn nicht LT
gnblyb] do bleib LT
goherren] lieben herren LT
gpfieng] fiengk do LT
gqofft] offt und vil LT
grvast] kleinen wolfflein die LT, fehlt AT
gshündlin] winczigen huntlein das die do durch LT, wintzigen hündtlin AT
gt–gtund gesettiget fehlt LT
guherren] herren das sie do durch gespeiszet und gesettiget werden Ach lieben kinder LT
gvmit] mtt BT
gwgottes fehlt KT
gxgott] der ewig got LT
gyundertruche] vordrucke LT AT
gzgott] got dem herren LT
haherren] lieben herren LT
hbgegeben fehlt LT
hcLieben] Ach lieben LT
hd–hdgelassen unnd fehlt KT
hegetreng] gedrenge von LT AT
hfund] und von LT AT
hgsich] sich dan LT
hhund] und in LT AT
hidiser] Ach kinder diser LT
hj–hjWann dise menschen meinen und haben lieb] Das ist ein KT
hk–hkir selbs von ... waren vesten beleyben] seyns selbs und eyn war beibleiben KT
hl–hlder warheitt in einer] mit KT
hmdiß] disz lyeb LT
hnDarumb] Ach kinder darumb LT
ho–hodem herren] unserm herren iesu cristo LT
hp–hpunnd vest fehlt KT
hq–hqWie du glaubest] wan als du glaubest LT, fehlt KT
hrgeschech] geschee auch LT
hsallem fehlt KT
htUnnd fehlt LT AT
hualle] Kinder ich sage euch in der ewigen warheit alle die LT
hv–hvrecht und fehlt KT
hwgot] dem ewigen got LT
hxfreünd fehlt LT
hy–hyoder begeren magst] ader nur begeren magst LT, fehlt KT
hznach] nach allem LT AT
ia–iaund stund fehlt KT
ibund] und in LT AT BT
ic–icon alles mittel ... bin von natur] und in all das meyne Wann allen willen mag mann nit haben dann in dem eynen das ist in gott nit in den creaturen All dastu wilt soll dyr geschehen KT
idDiser] Kinder diser edeler LT
ie–ieunnd lauterlich fehlt KT
ifmit] in LT AT
iggnaden] gnaden in der warheit LT, gnaden und dae fynd man all dannan alle dyng verleugnet KT
ih–ihIch wil] Auch wil ich LT
iitugend] tugenden LT
ijfroͤwlin] cananeschen froͤwlin KT
iktochter] liebe tochter LT
ilfrauwen] liebe frauwen LT
imsie] sie nu LT
indiß] disz also LT AT
ioweyte] ferre LT AT
ipso fehlt LT
iqsie] sie sich LT
irmuͤst] must und wolde LT
is–isbeducht sie muͤst ... entpfande sie schmertzlicher] empfandt KT
itweyte] ferre LT
iu–iuvon der grossen ... zuͦ gott hette] umb das sy sich so weit von got sahe KT
ivpein] pein und die meist LT
iwgott] dem ewigen got LT
ixbekennen] bekennen das LT
iydas] daz das LT
iz–izund bekennen und ... nimmer beschawen sollen fehlt KT
jaNuͦ] Nun wisset LT
jbtochter] liebe sellige tochter LT
jcnot] unsprechlichen notLT
jdbekant] bekant und fant LT
je–jeund von allen ... sich selber bekant fehlt KT
jf–jfund ernstlich fehlt KT
jgfrawen] lieben frawen LT KT
jhernstlich fehlt KT
jiall] allesampt LT
jjin LT, AT, KT, fehlt BT
jk–jkallesamet einen einigen] eynen KT
jlirem] allem irem LT
jm–jmund schrygen nie geneigten] und schreien und flehen nye geneigten gegen ir LT, nit geneigten KT
jn–jnso übertrefflichen groß ... noch acht namen] umb das got sie probieren wolt zuͦ irer grosser seligkeit wie das Cananeesche fraͤwlin KT
joscharpffen fehlt KT
jpherrenn] lieben herren LT
jqfraw] lieb frauw KT
jr–jrheilgen auch die] heilige pein und LT
jsherren] herren iesu christi LT
jtgot] dem ewigen got LT
jusprach] sprach also LT
jv–jvdu mein ewiger gott fehlt KT
jwdu] du ewiglicher LT
jxgott] got und LT
jydu] du gnediger LT
jz–jzmein und aller ... du ewiger vatter] darumb KT
kawillen] aller liebsten willen LT
kbauch] anders LT
kcgreülichen fehlt KT
kdin] ewiger gott in LT
kewillen] wolgefelichsten willen LT
kfwil] sal und wil LT
kgNuͦn] Nu wisset vor war LT
khin] sich selbst in LT
ki–kidem ewigen gott gelassentlich in ewigkeit fehlt KT
kjferr fehlt KT
kkingeschlossen] ingeswungen KT
kl–klward sie gezogen ... der gottheit ingeschlossen] sie sich demutiglichen ergab in den gottlichen willen und urteil uber disz ferre mittel allesampt in den gottlichen abgrunt gotes on alles mittel LT
kmgott] got auff den selben augenblick wirt sie geczogen von got LT
kngottes] gottes oder zum minsten uff den selbenn weg KT
komein] wene LT
kpglaub] glaub in der warheit LT
kqin] an LT
krleben] leben nie KT
ksnie LT AT, fehlt BT
kt–ktgott ertzürnt hab] den ewigen got solt erzornen LT
kuund fehlt KT
kv–kverlitten von inwendig ... verborgen urteil gottes fehlt KT
kwWie] Ach kinder wie LT
kxdenn] dan do LT
kyund] und noch LT
kz–kzauch dabey fehlt KT
laund] und mit LT
lbarmen] vergencklichenn KT
lcgott] der ewig got LT
ld–lddie in ein geistliche leben komen fehlt KT
le–leDieselben dunckt] die selben dunckt dan LT, die duncken KT
lfsprechen] sprechen dan LT
lgmenschen] menschen also LT
lhlieber] lieber menschLT
li–lisoltest du] sollestu sein nit thun du soldest LT
ljDarumb] und darumb lieber mensch so LT
lkon] an allen LT
lldem ewigen got LT
lmon] auch on allen zweyfel LT
lngott] dem ewigen got LT
loDarumb] und darumb so LT
lpgot] dem ewigen got LT
lqbesten] liebsten LT
lrsoll] solde LT
lsin] Kinder yn LT
lt–ltIn disem weg und fehlt KT
lugeet] so ghet LT
lvNuͦ] Nun wysset vor war LT
lwüberkommen] erkriegen LT AT
lxim] im dan warlich LT
ly–lyüberkommen moͤcht unnd ... in seyner seel] überkompt KT
lz–lzmoͤcht er] solde der mensch LT
ma–main den grund der warheit fehlt KT
mb–mbdann ob er] wan ob der mensche LT
mc–mcob es wer fehlt KT
mdEs] disz were ym tausent stunt wegerer und LT
mewere] were im LT AT
mfDiß] Kinder disz LT
mgallen] allen den LT
mhdie] die do LT
miAch] Ach lieber LT
mjedel] zarte edel minnigliche LT
mkdie] recht die LT
mlzuͦ] recht czu LT
mmeinem loffel ader LT
mnsie] sie dan LT
mosie] sie sicher LT
mp–mpals ob] dannoch als LT
mqkleglich] cleglich harte LT
mr–mreygen auffsetzen] eygenwilligkeit KT
msgebein] gebeine daz LT
mtschwimmt] schwunde LT AT
mulyb] leibe bisz das sie sich dar inne gancz besorgten LT
mvunß] uns nu LT
mw–mwund in das urteil gottes fehlt KT
mxtochter] tochter das LT

Marginalien

A Wohin unsz dis ewangelium weiset.
B Christus gieng usz von den glichsznern und schribern.
C Sút [!] dich vor boeser phariheyscher [!] wise. Die Anfangsbuchstaben der Silben hút und seyscher wurden beim Satz der Marginalie verwechselt, da sie untereinander stehen.
D Als die Juden.
E Und das ist de zyt des endchristen.
F Wie sich der mensch in solch ein gedreng halten soll.
G Also thuͦt gott mit den seinen.
H Laß dich gott den herren jagen, und jag dich selber ouch biß in den abgrundt.
I Der war recht goͤttlich weg zuͦ der ewigen warheit.
J Der yngang in das ewig guͦt.
K Exempel.
L Die groͤst pyn in der hell.
M Die heiligen seind in gott verstarret und vereint.
N Der allernútzlichest weg

Stellenkommentar

1 Der zweite Fastensonntag ist der Sonntag Reminiscere.
2 Vgl. Mt 15,21. - Mt 15,21-28 wurde am zweiten Fastensonntag als Evangelium gelesen (vgl. Ordinarium, S. 159, Nr. 614; zum Text der dort abgekürzt zitierten Perikope vgl. Missale [1484], Bl. 36vb).
3 Anders als in den frühen Drucken wird in den Handschriften des 14. Jahrhunderts Mt 15,25-26a nicht zitiert.
4 Vgl. Mt 15,21-28.
5 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist an dieser Stelle nicht vom Lassen die Rede.
6 Mt 15,21.
7 Der Text der Handschriften des 14. Jahrhunderts ist an dieser Stelle ausführlicher und geht auch auf die Pharisäer ein.
8 Hier wird der aristotelische Grundsatz aufgegriffen, dass Erkenntnis auf sinnlicher Wahrnehmung beruht (vgl. oben S. #, Anm. # in Pr. 1; vgl. auch oben S. #, Anm. # in Pr. 2).
9 Zu diesem Merkmal der "Pharisäer" vgl. auch Pr. 14, #,#, unten S. #, Z. #-#.
10 Mt 15,21.
11 Vgl. Mt 15,2f.
12 Zum Begriff "Gottesfreund" vgl. oben S. #, Anm. # in Predigt 4.
13 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts fehlt im LT, AT und BT an dieser Stelle Text, der im KT wieder ergänzt wurde.
14 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts fehlt im LT, AT und BT an dieser Stelle Text, der im KT wieder ergänzt wurde.
15 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts fehlt an dieser Stelle im AT, BT und KT wohl aufgrund von Homoioarkton Text, der im LT noch vorhanden war.
16 Im Vergleich zum Text der Handschrift F ist die negative Aussage über Juden in den frühen Drucken erweitert. Zu Taulers Rekurs auf jüdische Frömmigkeit als warnendes Beispiel für abzulehnende Werkgerechtigkeit vgl. Gnädinger, Tauler, S. 56-60; Gabriel, Rückkehr, S. 11f.
17 Die Handschriften des 14. Jahrhunderts überliefern statt "scheynenden" die Lesart "schwinden", die sich auch noch im LT und AT findet.
18 Vgl. Mt 14,13: "Omnis plantatio, quam non plantavit Pater meus caelestis, eradicabitur."
19 Mt 12,30.
20 Vgl. Mc 4,29; Apc 14,15f.
21 Dieser warnende Appell findet sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts.
22 Mt 15,21.
23 Vgl. die dem heutigen Stand der etymologischen Forschung nicht mehr entsprechende (vgl. zusammenfassend Knauf, Tyrus, Sp. 679; Saur, Tyrus, Kap. 1) Namensdeutung in Hieronymus, Liber interpretationis hebraicorum nominum (CChr.SL 72, S. 97,20-22): "Tyrus, quae hebraice dicitur Sor, et interpretatur tribulatio siue angustia uel fortitudo." In den Handschriften des 14. Jahrhunderts und im KT wird an dieser Stelle ausgeführt, dass Tyrus Bedrängnis und Sidon Jagd bedeute. Vgl. dazu Hieronymus, Liber interpretationis hebraicorum nominum (CChr.SL 72, S. 139,27f.): "Tyrus quippe lingua hebraea Sor dicitur, quod in nostrum sermonem transfertur angustia."; ebd., S. 138,9: "Sidon uenatio."; vgl. auch ebd., S. 88,9: "Sidon uenatio tristitiae uel inutilitatis." Zur Ableitung des Ortsnamens "Sidon" von der hebräischen Wurzel ṣwd ("jagen") vgl. Gesenius, Handwörterbuch, Sp. 1115, s. v. ṣîdon.
24 Zu Taulers Verständnis der Unterscheidung zwischen innerem und äußeren Menschen vgl. oben S. #, Anm. # in Pr. 10.
25 Dieser Satz findet sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts. In ihnen ist stattdessen von einer Neigung der Natur des inneren Menschen die Rede.
26 Wie in anderen Predigten Taulers ausgeführt wird, sollte sich der äußere Mensch dem inneren unterordnen (vgl. Vetter 67, S. 370,22-28), auch wenn ihm dies missfällt (vgl. Vetter 44, S. 193,6-8). Zu Taulers Darlegungen über das reale und ideale Verhältnis zwischen innerem und äußerem Menschen vgl. auch zusammenfassend Gnädinger, Tauler, S. 129-133.
27 Vgl. Rm 7,14-19.
28 Gemeint ist die durch die Sünde verdorbene Natur. In Predigt 11 betont Tauler, dass die Natur an sich gut sei (vgl. Pr. 11, #,#, oben S. # mit Anm. #).
29 Vgl. Rm 8,14: "Quicumque enim Spiritu Dei aguntur, hii filii sunt Dei."
30 Im Text der Handschriften des 14. Jahrhunderts ist an dieser Stelle nicht vom Absterben die Rede.
31 Dieser Satz enthält im LT, AT und BT vom Text der Handschriften des 14. Jahrhunderts abweichende Aussagen, was im KT weitgehend rückgängig gemacht wurde.
32 Im LT, AT und BT weicht der Text hier deutlich von dem der Handschriften des 14. Jahrhunderts ab, was im KT weitgehend rückgängig gemacht wurde.
33 Zum natürlichen Verlangen (desiderium naturale) nach Gott vgl. Pr. 11, #,#, oben S. #, Z. #-# mit Anm. #.
34 Mt 15,22.
35 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist an dieser Stelle ebenso wie im LT und KT nicht von Freude die Rede.
36 Rm 8,26.
37 Mt 15,22.
38 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts fehlt hier im AT und BT ein Ausruf, der im KT in modifizierter Form wieder ergänzt wurde.
39 Vgl. Mt 15,24.
40 Mt 15,26.
41 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts fehlt an dieser Stelle im LT, AT und BT Text, der im KT wieder ergänzt wurde.
42 Vgl. Mt 15,27.
43 Mt 15,27.
44 Die Lesart der frühen Drucke weicht hier von der der Handschrift F ab, stimmt aber mit der Lesart der Straßburger Handschriften überein.
45 Hier beginnt eine bis zum Ende des vorliegenden Abschnitts reichende Passage, in welcher der Text der frühen Drucke gänzlich von dem der Handschriften des 14. Jahrhunderts abweicht. Während die frühen Drucke auf das biblische Beispiel der jungen Frau verweisen, wird in den Handschriften des 14. Jahrhunderts bekräftigt, wie bedeutsam die zuvor beschriebenen Haltung ist.
46 Vgl. Mt 15,28.
47 Die bis hier reichende Anfangspassage des vorliegenden Abschnitts, welche die folgende Aussage ausführlich erläutert, findet sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts.
48 An dieser Stelle ergeben die verschiedenen Lesarten der frühen Drucke und der Handschriften des 14. Jahrhunderts deutlich voneinander abweichende Aussagen.
49 Vgl. Mt 15,28: "O mulier, magna est fides tua. Fiat tibi, sicut vis."
50 Zu der in den Predigten Taulers mehrfach aufgegriffenen Formel, dass der Mensch aus Gnade werden könne, was Gott von Natur ist, vgl. Pr. 10, #,#, oben S. #, Z. #-# mit Anm. #. In den Handschriften des 14. Jahrhunderts findet sich die Formel an der vorliegenden Stelle nicht. - Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts fehlt im LT, AT und BT im Folgenden Text, der im KT in modifizierter Form wieder ergänzt wurde.
51 Zu dem Grundsatz, dass Gott genau in dem Maße hineingeht, in dem der Mensch aus sich herausgeht, vgl. Pr. 1, #,#, oben S. #, Z. # mit Anm. #. - Im Vergleich zur Handschrift F fehlt im LT, AT und BT im Folgenden eine kurze Textpassage, die im KT ergänzt wurde.
52 Im Vergleich zum Text der Handschriften des 14. Jahrhunderts ist die Einleitung des vorliegenden Abschnitts in den frühen Drucken deutlich knapper.
53 Die in der vorliegenden Predigt folgende Beschreibung der Vision, die die junge Frau hat, weist gewisse Ähnlichkeiten mit einer Passage in einer einzelpersönlichen Vita einer Fünfzehnjährigen auf, die in einer Handschrift des 15. Jahrhunderts überliefert ist (vgl. unten, S. #, Anm. #). Daher liegt die Annahme nahe, dass hier von dieser Frau die Rede ist, die wohl im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts als Begine in Straßburg lebte (vgl. Schiewer, Paradies, S. 233-236).
54 Gemeint ist die Gottesmutter Maria. Zu deren Bezeichnung als Herrin vgl. die Belegsammlung in Salzer, Sinnbilder, S. 447-455.
55 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist hier nur von der Ferne von Gott die Rede.
56 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist der Text im LT, AT und BT hier ausführlicher.
57 Vgl. Thomas, Compendium theologiae 174 (Editio Leonina 42, S. 149,9-13): "Erit igitur extrema miseria hominis in hoc quod intellectus totaliter diuino lumine priuetur, et affectus a Dei bonitate obstinate auertatur: et hec est precipua miseria dampnatorum, que uocatur pena dampni."
58 Im Vergleich zum Text der Handschriften des 14. Jahrhunderts ist dieser Satz im LT, AT und BT deutlich erweitert, was im KT größtenteils wieder rückgängig gemacht wurde.
59 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts fehlt dieses Wort, so dass dort ein schwerwiegenderer Vorwurf erhoben wird.
60 Tauler greift hier ebenso wie in weiteren Predigten (vgl. Vetter 26, S. 108,12-28; 46, S. 205,13-206,5; 67, S. 367,32-368,12) das Motiv der resignatio ad infernum auf. Zu Taulers Verwendung des Motivs vgl. auch Gnädinger, Tauler, S. 281-285; Langer, Mystik, S. 383-385; Schiewer, Paradies, S. 226-228, 230-233, 235f. Zur Traditionsgeschichte des Motivs, das sich unter anderem bei Mechthild von Magdeburg findet (vgl. Das fließende Licht der Gottheit I,5; V,4 [ed. Vollmann-Profe, S. 28,13-15; 328,16-25]), vgl. zusammenfassend Schiewer, Paradies, S. 226-230, 233f., 239-243. - Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts fehlt in den frühen Drucken im Folgenden Text, in dem das Verschlungenwerden durch Gott thematisiert wird.
61 Als mutmaßliche Parallelüberlieferung zu Taulers Visionsbericht vgl. die Vita einer anonymen Fünzehnjährigen in Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. qu. 165, Bl. 228r-230v, auszugsweise ediert in Schiewer, Paradies, S. 233f. Zu den deutlichen Unterschieden zwischen den beiden Berichten, die wohl vor allem darauf zurückzuführen sind, dass Tauler die Schilderung der Geschehnisse an seine theologischen Überzeugungen anpasste, vgl. ebd., S. 235f. In der Vita ist anders als in der vorliegenden Predigt nicht vom göttlichen Abgrund die Rede. Zu Taulers Lehre von der Einheit von göttlichem und menschlichem Abgrund vgl. Vetter 41, S. 176,6-11; 45, S. 201,1-7; vgl. auch zusammenfassend Gnädinger, Tauler, S. 181-191.
62 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts fehlt hier Text, der im KT teilweise wieder ergänzt wurde.
63 Der anschließend folgende Teil des vorliegenden Satzes findet sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts und wurde im KT stark gekürzt.
64 Der Nebensatz findet sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts.
65 Die Identifikation der hier genannten Personen mit den Anfängern im geistlichen Leben findet sich nicht in den Handschriften des 14. Jahrhunderts und wurde im KT weggelassen.
66 Zum Begriff "Gottesfreund" vgl. oben S. #, Anm. # in Predigt 4.
67 Vgl. Lc 14,10.
68 Vgl. Lc 14,11.
69 Während in den frühen Drucken hier vom Eingehen Gottes in den Menschen die Rede ist, wird in den Handschriften des 14. Jahrhunderts vom Eingehen des Menschen in Gott gesprochen.
70 Im Vergleich zu den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist die Aufzählung in den frühen Drucken sark erweitert.
71 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist an dieser Stelle nicht von der Liebe die Rede.
72 Anders als die frühen Drucke erwähnt der Text der Handschriften des 14. Jahrhunderts an dieser Stelle Gott und die Armen nicht.
73 Vgl. die sehr ähnliche Aussage in Pr. 11, #,#, oben S. #, Z. #-#. Zur Bedeutung des vierzigsten Lebensjahres bei Tauler vgl. oben S. #, Anm. # in Pr. 11.
74 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts werden hier und im Folgenden die Zuhörer direkt angesprochen.
75 Zu der Bezeichnung Gottes als "luter guͦt", die in den Predigten Taulers häufig verwendet wird, vgl. Pr. 12, #,#, oben S. #, Z. #-# mit Anm. #.
76 Zur Gottesgeburt in der Seele als einem unablässigen Geschehen vgl. Pr. 1, #,#, oben S. # mit Anm. #.
77 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts wird hier statt des Schlafes ein Löffel als Bild verwendet.
78 Im Vergleich den Handschriften des 14. Jahrhunderts ist der Text hier deutlich erweitert.
79 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts fehlt dieser nochmalige Verweis auf das Beispiel der jungen Frau.
Matthäus
Anm.: Evangelist
weiterführende Informationen
Jesus Christus
Anm.: biblische Person
weiterführende Informationen
David
Anm.: biblischer König
weiterführende Informationen
Aristoteles
Anm.: antiker Philosoph
weiterführende Informationen
Paulus von Tarsus
Anm.: Apostel
weiterführende Informationen
Maria
Anm.: Mutter Jesu
weiterführende Informationen
Mechthild von Magdeburg
Anm.: Nonne; Mystikerin
weiterführende Informationen
Ordinarium juxta ritum sacri ordinis fratrum praedicatorum, hg. von Franciscus-M. Guerrini, Rom 1921Missale ordinis praedicatorum, Venedig: Nikolaus von Frankfurt 14848° [Digitalisat]Gnädinger, Louise, Johannes Tauler. Lebenswelt und mystische Lehre, München 1993Gabriel, Jörg, Rückkehr zu Gott. Die Predigten Johannes Taulers in ihrem zeit- und geistesgeschichtlichen Kontext. Zugleich eine Geschichte hochmittelalterlicher Spiritualität und Theologie, Würzburg 2013 (Studien zur systematischen und spirituellen Theologie 49)Knauf, Ernst Axel, Tyrus, in: Betz, Hans Dieter u. a. (Hg.), Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 4., völlig neu bearbeitete Aufl., Bd. 8, Tübingen 2005, Sp. 679f.Saur, Markus, Tyrus, in: Bauks, Michaela / Koenen, Klaus / Alkier, Stefan (Hg.), Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (www.wibilex.de), Stuttgart 2011 (Zugriffsdatum: 27.01.2021)Hieronymus, Sophronius Eusebius, Opera. Pars I: Opera exegetica. Bd. 1: Hebraicae qvaestiones in libro Geneseos. Liber interpretationis hebraicorvm nominvum. Commentarioli in Psalmos. Commentarivus in Ecclesiasten, hg. von Paul de Lagarde, Germain Morin und Marcus Adriaen, Turnhout 1959 ( CChr.SL 72)Gesenius, Wilhelm, Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, bearb. und hg. von Herbert Donner, 18. Aufl., Heidelberg u. a. 2013Vetter, Ferdinand (Hg.), Die Predigten Taulers aus der Engelberger und der Freiburger Handschrift sowie aus Schmidts Abschriften der ehemaligen Straßburger Handschriften, Berlin 1910 ( DTM 11) [Digitalisat]Schiewer, Regina Dorothea, Der zagel Luzifers und das Paradies in der Hölle. Abstiegs- und Aufstiegsmystik von Mechthild von Magdeburg über Johannes Tauler und Meister Eckhart zu Martin Luther, in: Meister-Eckhart-Jahrbuch 13 (2019), S. 221-244Salzer, Anselm, Die Sinnbilder und Beiworte Mariens in der deutschen Literatur und lateinischen Hymnenpoesie des Mittelalters. Mit Berücksichtigung der patristischen Literatur. Eine literar-historische Studie, Linz 1893Thomas von Aquin, Opera omnia. Iussu Leonis XIII P. M. edita cura et studio Fratrum Praedicatorum, Bd. 42: Compendium theologiae [...], Rom 1979 [Digitalisat]Langer, Otto, Christliche Mystik im Mittelalter. Mystik und Rationalisierung - Stationen eines Konflikts, Darmstadt 2004Mechthild von Magdeburg, Das fließende Licht der Gottheit, hg. von Gisela Vollmann-Profe, Frankfurt a. M. 2003 (Bibliothek des Mittelalters 19; Bibliothek Deutscher Klassiker 181)
XML: unbekannt
XSLT: unbekannt