Predigt Nr. 8 – Pr. 103 (DW IV,1) – St2(E) 34r-41r (vereinheitlicht); DW
IV,1 474-492
[34r]
Überschrift
1 bDiz ist gantze worheit und veste.
2 Ez dunket
noch das beste
ab.
Abschnitt 1
1 "Cum factus esset
Ihesus duodecim annorum"
cet cetera
c.
Abschnitt 2
1 Men liset in dem
ewangelio:
2 "Do unser
herre zwelf
ior alt wart, do gienc er mit
dMarien unde
mit
Josebed zuͦ
Jerusalem in den tempel.
3 Und do sú
dannen
giengent, do bleib
Jhesus in dem tem-
pele und des enwustent sú nút.
4 Und do sú
heim koment und sin vermissetent, do suͦhtent
sú in under den bekanten
und under den mogen
und bi der menige und enfunden sin do nút
e.
5 Sú
hettent in verlorn under der menige.
6 Und der um-
be muͤstent sú wider umbe
f gon, do sú her
worent komen.
7 Und do sú wider in den
ursprung
koment, in den tempel, do fundent sú in."
Abschnitt 3
1 Also
in der worheite: soltu dise edel geburt vinden,
gdu muͦst
g alle menige lozsen und muͦst wider
in
din
h ursprung und in den
grunt
i, do du her
jkomen bist.
2 Alle dú krefte der selen und alle
ir
werc, das sint alles menige: gehúgnúzse,
verstentnúzse und wille.
kDisú alle vermanig-
valtigent
k dich.
3 Der umbe muͦstu
sú
l lozsen:
sinnelicheit, bildunge und alles das, do du dich
selber inne meine
st
m oder vindest.
4 Der nach so
n[34v]mahtu vinden disú geburt
o und anders nút,
gewerliche.
5 Er enwart nie funden under frunden
noch under mogen noch bi den
bekanten
p, men ver-
lúrt in alles do.
Abschnitt 4
1 Eine
q vro
ge
r, ob der mensche di-
se gebúrt út
vinden múge in etlichen dingen,
dú doch goͤtlich sint und aber von uzsen in
getra-
gen sint durch dú sinne als etteliche bil-
dunge von
gotte, als das got guͦt si, wise, er-
barmherzig oder was des ist, das dú
vernunft in ir
geschephen mag, das doch goͤtlich ist in der wor-
heit.
2 Ob men in disem allem dise geburt út
vinden múge?
3 In der
worheit: nein, wie
s ez doch
allez guͦt und goͤtlich si.
4 Wan ez ist
t der in getra-
gen von uzsen dúrch
dú sinne hinin
u.
5 Ez muͦz
alleine von
vindewendig heruf
v von gotte heruz
quellen, sol dise
geburt eigenliche und lúterliche
do lúhten, und
muͦz alles din wircken geli-
gen und muͤzsent alle dine crefte
wden sin-
nen
w dienen und nút den
x dinen sinnen
y.
6 Sol diz
werc vollekomen sin, so muͦz ez got
allei-
ne wircken und du solt ez alleine liden.
7 Do du dins willen und dins
z wussendes ge-
werlich uz gest,
do get er
aa gewerliche und
ge-
[35r]williche in mit sime wussenne und lúhtet do
klerliche.
8 Do sich got also wol wuzsen,
do
ab enmag din
wussen
nút geston
ac noch der zuͦ gedienen.
9 Dú ensolt
das nút wenen, das dine vernunft dar zuͦ gewa-
sen múge,
das du got erkennen múgest.
10 Sol
adgot goͤtliche in dir lúhten, do
ae enfúrdert
af din
naturlich
liht zemole nút zuͦ
ag.
11 Ez muͦz
zuͦ
eime lutern nihte werden und sin sel-
bes
zuͦ mole uz gon.
12 Und denne so mag got
in gon mit sime
liehte und bringet alles
das mit ime
ah, dem du uz gegangen bist und
tuͦsent
werbe me, derzuͦ eine nuwe forme,
dú al in ir
beslozsen het.
Abschnitt 5
1 Des haben wir ein glich-
núzse in deme ewangelio:
2 Do unser herre bi
ai dem brun-
nen vil minnenclichen
gesprach mit der heidenine
aj,
akdo liez
ak sú iren kruͦg
alund lúf in dú stat unde
kundete dem volke, das
der gewor messyas komen
were.
3 Das volk geloͧbete
amiren worten
am und giengent
anmit ir hin
an uz und
gesohent in selbe.
4 Do spro-
chent sú
ao:
5 "Von dinen worten geloben wir nú
nút
me,
apwir geloͧbent nú
ap von dem, das wir in selber
hant
gesehen."
6 Als, in der worheit: aller
creaturen
[35v]kunst noch din eigen wisheit noch alles
aq din wus-
sen enmag dich dar
zuͦ nút bringen, das dú got
goͤtlich muͤgest wussen.
7 Soltu
arin also
ar wussen,
so muͦz din wussen komen in
ein luͦter unwus-
sen und in ein vergessen din selbes und aller cre-
aturen.
Abschnitt 6
1 Nu
moͤhtestu sprechen:
2 "Eya, herre, was sol denne
mine vernunft duͦn, so sú also gar lidig muͦz
ston one alles wurken?
3 Ist diz dú neheste
wise,
das ich erhabe min gemuͤte in ein unbe-
kantes bekantnúzse, das doch
nút gesin enmag?
4 Wan bekant ich út, das enwere nút ein
unbekant-
heit
as noch enwere nút lidig und bloz.
5 Sol ich
denne zuͦ mole ston in einre dunsternúzse?"
6 Jo,
sicherliche!
7 Dú enkanst niemer bas geston,
denne das dú dich zuͦ
mole setzest in ein dunster-
núzse und in ein unwúzsen.
8 "Ach, herre, muͦz
ez alles abe?
9 Mag
do denkein widerker sin?"
10 Nein, entruwen, do enmag
kein reht
atwider-
keren sin.
11 "Was ist aber das
dunsternúzse?
12 Wie heiz-
set es oder was ist sin
namme?"
13 Sin namme en-
ist nút anders denne eine múgeliche
enpheng-
licheit, dú zuͦ mole wesennes nút enmangelt
noch oͧch
darbende ist, mer: allein ein muͦge-
[36r]lich enphenglicheit, in dem du vollebroht solt
werden.
14 Und
au dar umbe enist kein widerkeren dan-
nen uz.
15 Ist aber, das dú wider kerest, das enmag
von keinre worheit wegen nút sin, es muͦz
ein anders sin: dú
av sinne oder dú welt
oder der tuͦfel.
16 Volgest
aw dú dem kere, von not vellest du in ge-
bresten,
und du maht dich
ax so verre keren, das du
hest den ewigen
val.
17 Dar umbe enist do
ay kein
widerkeren, nuwen
az ein fur sich
dringen und dú
múgelicheit erlangen und ervolgen.
18 Sú
geruͦ-
wet niemer, sú enwerde erfúllet
ba mit aller
bb formen,
dú ir múgelich sint.
19 Also geruͦwet dú ver-
nunft niemer, sú
enwerde
bc erfullet mit allem
dem,
das ir múgelich ist.
Abschnitt 7
1 Her uf sprichet ein heide-
nischer meister:
2 "Dú nature enhet nút, das sneller
si denne der himel; der ubersnellet
alle ding an
sime loͧfe."
3 Aber sicherliche des menschen
bdsin
ubersnellet in
bdan sime loͧfe.
4 Were, das ez
in sime
vermúgende
be blibe wurkelich und das ez sich
hilte
unverhoͤnet und unzerriszen von nidern
dingen und von groben dingen, er
bf úberliefe den
oͤbern
bg himel und erwúnde
niemer, er
bh keme in
das
allerhoͤhoste und wúrde do
bi gespiset und
[36v]gefuͦret von dem allerbesten guͦte,
bjdas got ist
bj.
5 Und
dar umbe, wie nútze dirre múgelicheit na
ze volgende si und sich lidig und bloz halte
bkund alleine disem dúnsternúzse
blund diseme
unwúzsende
bl nach hange
bm und nach spúr
bnund nút wider kere
bo, so ist
dir
bp wol múgelich
ze
bq gewinnende den, der
br alle ding ist.
6 Und
ie
bs du din
selbes
wuͤster stest und unwússender
bt aller dinge,
ie du disem naher kummest.
7 Von dirre wuͤste
bustet
bvin
Jheremiabv geschriben:
8 "Ich wil mine frun-
din fuͤren in dú wuͤste und wil
bwmit ir sprechen
bwin ir hertze."
9 Das gewore wort der ewikeite, das
bxwirt alleine gesprochen in der ewikeit
by, do der
mensche verwuͤstet und
verellendet ist sin sel-
besund aller manigvaltikeit.
10 Dirre verwuͤs-
teten ellendikeite begerte der
prophete, do er sprach:
11 "Ach,
wer git mir federn als der tuben, das ich ge-
fliegen múge, do ich
ruͦwe vinde?"
12 Wo vindet
men ruͦwe und
raste?
13 Das tuͦt men werliche in
der verworfenheit und in
der wuͤstenunge
bz und
in der
verellendikeit
ca aller creaturen.
14 Her uf sprichet
David:
15 "Ich erwelte me verworfen zuͦ sinde
und versmohet in mines gottes huse denne mit
[37r]grozsen eren und richtoͧm ze habende in der sun-
der thaberne
cb."
Abschnitt 8
1 Nu
moͤhtestu sprechen:
2 "Eya, herre, muͦz das
imer also
cc sin von not, das men aller dinge
verel-
lendet und verwuͤstet si uzserliche und innerli-
che, krefte und ire werc,
3 muͦz das allez abe?"
4 Das
ist ein swere ston, ob got den menschen also
lot ston one sin enthalden, als der prophete sprichet:
5 "We
mir, min ellende ist mir erlenget."
6 "Ob got min
ellende also lenget, das
cd mir weder
lúhtende noch
zuͦ sprechende noch in mir
wirckende ist, als
ir hie lerent
ce und meinent
cf, so der
mensche also
stet in eime lutern nihte, ist denne nút beszer,
er tuͦ
etwas, das ime das dunsternúzse und das el-
lende vertribe, also das der mensche bette oder lese
oder predie
hoͤre oder ander werc tuͦ
cg, dú doch tugen-
de sint, das
men sich do mitte behelfe?"
7 Nein!
8 Das wússest in der worheit:
9 Allerstillest ston
und
allerlengest, ist do min
ch allerbestes,
cidas mercke
ci.
10 One schaden
enmahtu nút dennen gekeren
zuͦ keinen dingen, das ist sicher.
11 Du woltest ger-
ne bereit
werden ein teil von dir und ein teil
von ime, das doch nút enmag gesin.
12 Du
cj enkanst
des bereitennes niemer so schiere
gedenken noch
[37v]begeren, got der si
ck vor do, das er dich bereite.
13 Nu si, das
es geteilet si, das ez
cl din
cm und sin si,
cndas
bereiten
cn,
das wircken
co oder das
cp ingiezsen, das doch muͦgelich
cqist, so wússest das, das
cr got wirckenn und ingiezsen
muͦz, alse
schiere er dich bereit vindet.
14 Nút
enwene, das ez si mit gotte als mit eime lip-
lichen
zimbermanne, der wircket und enwircket
nút, so er wil.
15 csDas stet
cs in sime willen
ct, wie in ge-
lustet ze tuͦnde
und ze lozsende.
16 Also enist ez
nút umbe
cu got:
17 Wo eder wenne dich got bereit
vindet, so muͦz er wircken und sich
in dich er-
giezsen.
18 Zuͦ glicher wiz, als so
cv der luft luter
und reine ist, so muͦz
sich dú sunne ergiezsen
und enmag sich des
cw nút enthalten.
19 Sicherliche:
ez weer ein ser
cx groz gebreste an gotte, ob
er nút
grozse werc in dich wirckete und
grozses guͦt in
dich nút gúzse, so er dich
also lidig und
also
cy bloz vindet.
20 Also
schribent
uns
cz dú meisteer, das in deme selben punten, so
dú matiere des kindes ist bereit in der muͦter
li-
be, in deme selben oͧgenblicke so gúzset got
in
daden lip
da den lebenden geist,
dbdas ist
db dú sele, dú
des libes forme ist.
21 Ez ist ein blik ze
dcbereiten-
[38r]de und in ze
dd giezsende.
22 Wenne dú
nature uf ir hoͤhestes
kummet, so git got gnode.
23 In dem
selben puncten,
so der geist bereit ist, so get got in one ufziehen
und one
beiten.
24 In dem buͦche der
toͧgenheit
de stet
geschriben, das unser herre dem vo
lcke
df embot:
25 "Ich ston
vor der
túr klophende und beitende.
26 Wer mich in lot,
mit dem
wil
dg haben eine
obentwirtschaft."
27 Du endarft in nút suͦchen, weder hie noch do.
28 Er
enist nút verrer denne vor der túr
dhdes hertzen
dh.
29 Do
stet er
und beitet und wartet, wen er bereit vin-
det, der im uf tuͦ und in in
lo.
30 Du endarft ime nút
verre ruͦfen, er mag ez
kumer
di erbeiten
djdenne du
dj,
das du uf tuͦst.
31 Im ist tusent stunt noͤter
dknoch dir
dkdenne dir
dlnach ime
dl.
32 Ez enist nút den
ein puncte
das uftuͦn und das ingon.
Abschnitt 9
1 Nu
moͤhtestú sprechen:
2 "Wie
mag das gesin?
3 Ich enbevinnde sin doch nút."
4 Nu mer-
ke:
5 Das bevinden ist nút in diner gewalt
dm, ez ist in
sinre
dn.
6 So ez ime
fuͤget,
doso zuͤget er sich
do und mag
sich
verbergen
dp, so er wil.
7 Diz meinde
dqCristus zuͦ
Ni-
chodemodq, do er sprach
dr:
8 "Der geist,
der
ds geistet, so
dt er wil.
9 duDu hoͤres sine stimme
du, du enweist
aber
dv, wen-
nen er kummet oder war
er vert."
10 Er sprach
dw alhie
und wider sprichet nu
dx:
11 "Du hoͤrst
und weist doch nút".
12 Mit
[38v]hoͤrende wirt men wissende.
13 Cristus meinde:
14 Mit hoͤrende
nimet
men in oder men zúhet in in, als ob er sprechen
wolte:
15 "Du enphohest in und enweist des nút."
16 Das wissest:
17 Got, der
dy enmag nút lere gelozsen
noch itel.
18 Das
dz útsút itel oder lere si,
ebdas enmag der
naturen got nút geliden
eaeb.
19 Dar umbe: wie das si, das
dich des dunket, das du
sin nút bevindest und das
du
ecsin alles
ec itel sist, des
enist doch nút.
20 Wenne
were út itels under dem himel, ez
weer, was ez wolte
ed,
groz oder kleine, antweder der himel
zúges uf an
sich oder er muͤste sich her nider neigen und muͤste
ee ez
erfúllen mit ime selben.
21 Got, der meister der
naturen,
enlidet des
efbi núte
ef, das útsút
eg lere si.
22 Dar umbe
stant
eh stille und enwenke
nút
ei.
23 Wenne du maht dich
zuͦ der stunden
ej von
ekgotte
keren
ek, du enkummest
elnie-
mer wieder
el dar zuͦ.
Abschnitt 10
1 Nu
moͤhtest du sprechen:
2 "Eya, herre,
ir meinent alles, ez sulle ir
em der zuͦ kummen, das dise
gebúrt
geschehe, das der sun geborn werde in mir.
3 Eya, moͤhte
ich des ein zeichen haben, do bi ich
moͤhte wissen, das
en ez geschehen weer?"
4 Jo, sicherliche!
5 Worrer zeichen
woll drú.
6 Der wil ich nú eins sa-
gen:
7 Men vroget mich dicke, ob der mensche der zuͦ
komen múge, das in
dú
eo zit nút enhindere, noch me-
[39r]nige noch matiere.
8 Jo, in der worheit:
9 Wenne dise
geburt in der worheit geschehen ist, so enmúgent
dich alle creaturen nút gehindern
ep.
10 Sú wisent dich
alle zuͦ gotte und zú dirre geburt, als wir
vindent ein glichnúzse an dem tunre
eq:
Abschnitt 11
1 Wen
erer
es trifet, so
eter slet
et, was das
eu ist, ez si boͧm oder tier
oder
mensche, das kert er mit
evdem slage
ev gegen
ewim.
2 Und het ein mensche den rúcken dar geke-
ret, uf der stunden wirfet er in umbe mit dem
antlútze.
3 Hette ein boͧm tusent bletter, dú
exkerent sich alle umbe gegen dem slage mit dem
eyrehten ende.
4 Sich, also
beschit allen den, dú von
dirre geburt werdent
ez troffen:
5 Dú werdent snellekli-
che gekert zuͦ dirre
gebúrt in eime iegeliche-
me, das
gegenwertig ist.
6 Jo, wie grop ez joch ist,
jo, das dir
vor ein hindernúzse was, das furdert dich
nu alzemole
fa.
7 Das antlútz wirt
also gar gekert
zuͦ dirre geburt.
8 Jo, alles, das du
sihest oder hoͤrest,
was das si, so enmahtu in allen dingen nút anders
enphohen
fb denne disú
geburt.
9 Jo, alle ding werdent
dir luter got, wan in allen
dingen so enmeinest
fcdu nút wenne luter got.
10 Rehte alse ob ein men-
sche dú sunne lange an sehe
fd, was er
dar nach
[39v]sehe, do bildete sich dú sunne inne.
11 Wo dir dizses
gebristet, das du got nút ensuͦchest noch enmei-
nest
fe in allen
dingen
ff, in eime
iegelichem dinge,
do gebristet dir dirre geburte.
Abschnitt 12
1 Nu
moͤhtest
du vrogen:
2 "Sol der mensche út
penitencien uͤben,
der in disem stet, oder versumet er út, ob er sich
nút
enuͤbet in penitencien?"
3 Nu merkent:
4 Alles
penitencien leben ist under andern sachen dar
umbe
funden, ez si vasten, wachen, betten, ve-
nien
fg, discipline nemen, herine hemmede
fh, herte
ligen
und was des ist, das ist alles da
rfi umbe erdoht
fj,
wan der lichome und das fleisch
fk stellet
flsich alle
zit
fl wider dem geiste.
5 fmDer lip
fm ist im dicke ze st-
arg.
6 Rehte als ein kamph ist alleweget
fnunder in, ein ewig strit.
7 Der lip ist hie kuͤne
und
starg, wan er ist hie heime
fo:
8 Dú welt, dú
fphilfet ime.
9 Diz ertrich ist sin vatterlant.
10 Ime helfent hie sine moge alle: dú spise, der
trank, dú zartheit.
11 Das ist alles wider dem
geiste.
12 Der
fq geist ist hie ellende, aber in dem hie-
mele sint alle sine moge und alles sin ge-
slehte.
13 Do ist er vil wol gefrunt
fr. Das men dem
geiste ze helfe kome in disem ellende
und
[40r]men das fleisch etwas krenke in disem strite,
das ez deme geiste nút an
gesige, her umbe tuͦt
men ime den zoͧm an der penitencien unde be-
drucket
fs in dar umbe, das sich der geist sin erwe-
ren múge.
14 Sit das
men ime diz
ft tuͦt umbe ge-
vencnúzse, wiltu in denne tusent
werbe baz
vohen und beladen, so lege ime an den zoͧm
fu der
minnen.
15 Mit der minnen uberwindest du in aller-
schierestund mit der minnen beladest dú in al-
lersereste.
16 Und
fv dar umbe enlaget got
fwden-
keinen dingen
fw so sere an uns als mit
fx der min-
nen.
17 Wan ez ist rehte mit der minnen als mit
dem angele des vischers.
18 fyDem
vischer
fy mag der
visch
nút werden, er enhafte denne an deme
angele.
19 Wen er den
angel gevohet, so ist der
vischer des visches sicher,
w
ar
fz sich joch der visch
keret, hin oder her, so ist sin
ga der vischer
alles
gbsicher.
20 Also spriche ich
von der minnen:
21 Wer von ir wú-
rt gevangen, der
het das allersterckeste bant und
doch eine suͤzse búrde.
22 Wer dise suͤzse búrde
uf sich het genomen,
der ervolget me und kummet
oͧch do mitte noher
denne mit aller
gcder uͤbungen
gcund hertikeit, dú alle menschen geuͤben moͤhtent.
[40v]
23 Er vermag
gd oͧch suͤzsecliche getragen und geliden alles
das, das in an get und got uber in verhenget
ge.
24 Noch
gfkein ding machet dich gotte
ggalse eigen
gg noch
got
wurt
gh dir als eigen alse diz suͤzse bant
gi.
25 Der disen weg funden habe, der ensuͦche kein an-
dern
gj.
26 Wer an disem angele haftet, der ist also ge-
vangen, das
der fuͦz und dú hant, der munt, dú oͧgen,
das
gk hertze und alles
gl, das an dem menschen ist, das
muͦz
alles
gm gottes eigen sin.
27 Und dar umbe
enmahtú disen viant niemer bas uberwinden,
das er dir nút
enschade, denne mit der minnen.
28 Dar umbe stet geschriben:
29 "Dú minne ist stark
als der tot, herte alse dú helle."
30 Der tot scheidet dú
sele von deme libe, aber dú minne
scheidet alle
ding von der selen.
31 Was got oder goͤtlich nút
enist, des enlidet sú
gnbi núte
gn.
32 Der in diseme
stric-
ke gevangen ist und in disem wege wandelt,
was werckes er
iemer gewircket
go, das
gpwircket dú
minne, der
gp ist
gqez oͧch
alzemole
gq.
33 Er tuͦ út oder nút,
do enlit zemole nút an.
34 Doch ist des menschen
minneste
werc oder uͤbunge nútzer und fruht-
berre im selber und allen menschen und ist
gotte
behegelicher
gr denne aller menschen uͤbunge, dú
[41r]joch one totsunden sint und aber in minre min-
nen stont.
35 Sin ruͦwen ist nútzer denne eins an-
dern wircken.
36 Dar umbe warte
gs alleine disen
gtangele, so wúrst du selicliche gevangen und
ie
gume
gevangen
gu, ie
gvme gefriet
gv.
Abschnitt 13
1 Das wir alsus
gevangen und gefriet werdent, des helfe uns
der, der
selber
gw dú minne ist.
2 gxNu ist der rede hie ein
ende.
Abschnitt 14
1 Ach, herre got, nu sende gnode und du minne
din in dú arme, ellende sele
min, wenne das ich
ersterbe, das dir dú sele ze
teile werde, das sú ko-
me in dú
himelstat, dar wir alle sint gelat.
gx