Predigt Nr. 5/4 – Vetter 4/3 – W1 94ra-100va (diplomatisch)
Überschrift
[94ra]
dyeſen ſermō ſpͣch bruͦd͛
Johan thauler···
Abschnitt 1

Uvbi eſt q̍natꝰ
eſt rex iudeor̄
wa iʒ der geboren
iſt der iudē kunig
wir willen ẏn anebeA[b]
dē vn̄ irē mẏt mẏrrē
vn̄ wirouche vn̄ golde·
Abschnitt 2

die ſele weiʒ wol daʒ
got iſt vā naturlichē
lichte· mer wie he ſi
obe wa he ſi daʒ iʒ
ʒvͦ male ir vnbekāt
vn̄ verborgē vn̄ in
weiʒ dan abe ʒvͦ male
niet· nuͦ ſteit vf
eẏne minekliche beg͛-
vnge vn̄ ſvchet vn̄
vraget vliʒlichē vn̄
wiſte gerne vmbe
iren got der alſus
ir bedecket vn̄ verbor-
gē iſt· In diſeme vliʒ-
lichem ſvchē ſo geit
ẏr vf eẏn ſtere daʒ
iʒ eẏn ſchin vn̄ eẏn gl-
antʒ gotlicher genadē
eẏn gotlich licht wāt
diſer ſprichet daʒ
liͤcht· he iʒ iͤtʒvͦ gebo-
ren vn̄ wiſet die ſele
vf die geburt da die [94va]
iſt· want dar īkv̄de
ſia keẏnb naturlich
licht niet vf gewiſē·
wa iſt he· etʒliche
clude wollent bit ir-
me naturlichē lichte
her na taſtēc na diſer
geburt vn̄ alle die
muʒen verblibē vnd
verderbē. vn̄ īwirt
niet dar vz· 10 diſe ge-
burt inmach niet
vundē werdē 11 dan
daʒ ſelve liͤcht daʒ die
geburt geſait hait
daʒ muͦʒ ouch die ge-
burt bewiſend welch
ſi ſi vn̄ wa ſi geſchiͤ·
12 nuͦ diſe dorechtige
lude īkūnent noch
inwillēt niet alſo
lange erbeidē daʒ ī
dit licht geluchte
da ſi inne vunden
wirt 13 ane ſi brechē-
t ſich her vʒ vnd
willent bit irme
naturlichē lichte
dit vindē. 14 vn̄ des
inmach niet ſin· 15 ſi
muͦʒen der ʒit erbei-
den die iniʒ noch niet·
16 diſe begervnge wir-
ket ſich vn̄ wirt
alſe groʒ in etlichē
daʒ ſi geit dvrch vleiʒ
vn̄ durch blut· vn̄
dvrch daʒ mark in
deme gebeine· 17 wan
daʒ die nature gelei-
ſtē mak daʒ muͦʒ dit
koſtē ſal diſer beger-
vngē gnuͦch geſchiͤn
vn̄ ſal diſe geburt
in der warheit vūdē
werdē 18 alle natur-
lich liͤcht inwiſet
ſi dich niet.
Abschnitt 3
hie ſint
dru dink ʒvͦ mirkē·
daʒ eẏne iʒ daʒ da
ſvchet daʒ iſt die
begerunge· daʒ and͛ [95ra]
iʒ die wiſe des ſuc-
hens. daʒ dritte d-
aʒ vindē der geburt·
nuͦ ſint dru dink hie·
daʒ eẏne klebet an
der naturē an
vleiſchee vn̄ inblude
alſe die lipliche ſinne
vn̄ ſinlicheit. daʒ an-
der daʒ iſt die vernu-
nft· daʒ dritte daʒ
iʒ eẏn luter bloʒe ſer-
ba der ſelen· diſe al-
le ſint vngelich vn̄
intphaint ouch vnge-
lich ẏklich na ſinre
wiſen·
Abschnitt 4
der ſchin der
ſv̄nen der iſt gar
eẏnveldich an ẏme
ſelver aber der ſelbe
ſchin wirt vngelich
intphangē īdeme gla-
ſe daʒ eẏne glaiʒ daʒ
iſt ſwartʒ vn̄ daʒ
ander geẏl vn̄ daʒ
dritte wiʒ· bi deme [b]
ſwartʒē glaſe mag
man nemē die ſin-
licheit vn̄ bi deme
geilen die vernūft
vn̄ bi deme wiʒen
den luterē bloʒen
geiſt· daʒ nuͦ die ſin-
licheit ſich inʒv̍ge
in die vernunft· vn̄
die vernunft in den
geiſt· ſo wurde daʒ
ſwartʒe glaiʒ geil
vn̄ daʒ geile wiʒ vn̄
wurde eẏne luter
eẏnveldeckeit. da diʒ
liͤcht alleine īluchtet
vn̄ anders nyͤrgen
vn̄ wirt dit licht
rechte intphangē
inder warheit· vn̄
da vallent alle bilde
vn̄ forme vn̄ ge-
lichniſſe abe vn̄
wiſit alleine
die geburt in
der warheit. der [95va]
himel iſt nuͦ īſinre
naturlicher dvnkerc-
heit. wirt he nuͦ ge-
wandelt in eẏne lu-
ter clare ſvnne alt-
ʒvͦ male ſo inmochte
nẏman des anderen
bilde geſehen vur
der clarheit· so wāne
dit clare licht lucht-
it in der ſelenf ſo īt-
wichēt alle bilde vn̄
formen· vn̄ wa dit
licht ſal erſchinen
da muͦʒ daʒ natur-
liche licht vnd͛gan
vn̄ verleſchen· 10 wan
der ſterre der diſe
kuͦnige diſe geburt
wiſte daʒ inwaʒ nit
eẏn naturlich ſterre
alſeg and͛ ſterren
11 he inſtunt ouch
niet an deme
himel natur-
lichen alſe die anderē
12 die ſinne nemēt
die bilde vā natur-
lichē dingē vn̄ doch
vil edelre in dē ſinnē
wan die dink vā in
ſelver ſin· 13 daʒ ſwart-
ʒe glaiʒ meinet die
ſinne. 14 die vernunft
kuͦmet da inboben
vn̄ intkleit die ſin-
liche bilde van irre
ſinlicheit vn̄ machet
ſi vernvnftich 15 da
wirt iʒ gel. 16 alſe die
vernunft iriʒ ſelbes
intweſet vn̄ ſi iriʒ
ſelves verleunīt vn̄
wandelt ſich inden
luterē bloʒen geiſt
da wirt iʒ wiʒ. 17 da
luchtit dirre ſterre
alleine vn̄ her vf
geit alre menſchē
leben ʒvͦ male bloʒ-
lichen 18 vn̄ diſeh dru ant-
wertēi den drin [96ra]
offerē die die kun-
ige offertē alhie
Abschnitt 5
ſi
offertē mirre wirou-
ch vn̄ golt·
Abschnitt 6
nuͦ nim
ʒvͦ deme erſtē die mir-
re die iʒ bitter vn̄
meinit die biterheit
die dar ʒvͦ gehorit
daʒ der menſche god
vinde alſe d͛ mēſche
ʒvͦ deme erſtē ſich
keret van d͛ werilde
ʒvͦ gode ee he dan
alle die luſt vn̄ ge-
nugde vʒ gedribe
want daʒ muͦʒ van
not ſin· daʒ alliʒ daʒ
vʒ muͦʒ daʒ d͛ mēſch-
e bit luſt beſeʒʒen
hait· daʒ iſt ʒvͦ deme
erſtē gar bitter vn̄
ſwartʒ· ee· alle die
dink alſe bitt͛ wer-
den alſe groʒ die
luſt e waʒ· daʒ dit
ee ſin muͦʒ da geho [b]
rit eẏn groʒ ſin vn̄
eẏn behende vliʒ ʒvͦ
dar na die luſt groʒ
waʒ dar na ſo wirt
ouch die mirrej bitter
vn̄ eẏne bitt͛ bitter-
heit· nuͦ mochte mā
ſprechē wie mak d͛
menſche ane genugde
ſin die wile he in d͛
ʒit iſt· Mich hungert
ich eʒʒen· 10 Mich dvrſtit
ich drinkē 11 mich ſlafe-
rt vn̄k ich ſlafen· 12 Mich
fruſet vn̄ ich wermē
mich· 13 intruwē dit
inkan mir niet ge-
ſchin daʒ mir dit
bitter geſin moge
noch ſvnder genugde
der naturē 14 daʒ in
kan ich nūmer ge-
machē alſe verre
nature nature iſt
15 ane diſe genugde
inſal niet inl gan [96va]
noch kein ſtat inder
inrecheit niet habē
16 ſi ſal ſin in eẏme hin
vliʒine bit dē werkē
vn̄ kein bliben mit
nyͤde· 17 ſi inſal niet luſt
dar ſetʒē ſvnder
hine vliʒē· vn̄ niet
in eẏnicher beſitʒv̄ge
daʒ man ẏt dar vf
raſte mitm genvgden
oder bit luſt 18 ane laʒ
hine vliʒen alle die
genvgde die dvͦ in
dir vindeſt ʒvͦ der
werilde vn̄ ʒvͦ den
kreaturē· 19 da muſtuͦ
nature bit naturē
dodē· vn̄ vber windē
20 ẏa die genugde die
dvͦ vindes bit dē
godeſ vrundē vnd
gudē menſchē ʒvͦ
reden· daʒ vn̄ alliʒ
da duͦ dich geneigit
vindes daʒ muſtu
alre ʒvͦ male vber
kuͦmē· alle die wile
biʒ daʒ herodes vn̄
alle ſin geſinde die
des kindes ſele ſvc-
htē in dir ʒvͦ male
werlichē vn̄ ſich͛lich
doit iſt· 21 darvmbe
niet inbetruch dich
ſelber 22 beſich vil ebē
wie iʒ bit dir ſte vn̄
niet inbiʒ ʒvͦ vri
Abschnitt 7

noch iſt eẏn ander
mirre die verre vb͛
geit diſe erſte daʒ iʒ
die mirre dein got
giet iʒ ſi welcher
kunne lidē daʒ ſi ine
wendich od͛ vʒwēdich·
ocho der die mirre
neme in der mīnen
vn̄ vʒ deme grunde
da ſi got vʒ giet
welch eẏn wunneclich
weſen wurde da ge-
boren in deme mēſchē [97ra]
och welch vreude
welch eẏn vride wie
edil eẏn dink daʒ w͛e
daʒ minſte vn̄ daʒ
meiſte liden daʒ god
vmm͛ vf dich leiſt
gevallen daʒ git
he vʒ deme grunde
ſinre vnſprechlicher
mīnē alſe in groʒer
mīnē alſe die hohiſte
vn̄ beſte gabe die
he dir geben mochte
obe ẏe gegab kvn-
des du iʒ ocker ge-
nemē ſi were dir alt-
ʒe nutʒe ẏa alliʒ daʒ
liden daʒ alre minſte
hair daʒ van dime
heubete ẏe geviel deʒ
duͦ niet inachtes ſpͣch
vnſe herre eẏn har
inſal niet vngeʒalt
blibē ia iʒp īmach nūm͛
ſo kleine lidē vf dich
gevallen got inhabe
iʒ ewelich angeſihē
vn̄ daʒ gemīnet vn̄
gemeinet vn̄ alſo ge-
gewolt daʒ iʒ vf
dich alſo viele· 10 dir
ſwere din vinger diq
dvͦ din heubet we
dich vreſe dich hung͛
obe dich dvrſte·
man betruͦbe dich
bit wortē mit
werkēr od͛ waʒ dir
vmmer gewerren
mag dʒ dv node
hais daʒ bereit dich
alles vn̄ dyͤnet alliʒ
ʒvͦ deme edelen wun-
eklichē weſen iʒ iſt
alliʒ van gode alſosgeor-
dent daʒ dir daʒ alſo
werdē ſullet iʒ iſt ge-
meʒʒen gewigē vnd
geʒalt vn̄ inmach
niet minre ſin noch
anders ſin· 11 daʒ mir
min ouge ſteit in
mime heubete daʒ
iſt ewelich van deme [97va]
himelſchē vader alſouane
geſihē· 12 nuͦ daʒ vare
mir vſ vn̄ werde bli-
nt oder doub daʒ
hait der himelſche
vader ewelichē ane
geſihē alſo daʒ daʒ
alſo kuͦmē ſolde vn̄
hait eẏnē ewelichen
rait dar vmbe gehat
vn̄ hant ewelichen
in ẏme verlorē 13 īſal
ich dan niet mẏne
inreliche oren vf
dvn obe ougē vnd
dankē des mime gode
daʒ ſin ewich rait
an mir vollenbrach-
t iʒ 14 ſolde mir daʒ
leit ſin 15 iʒ ſal mir w-
underlich ʒvͦ danke
ſin· 16 Dit iſt anvver-
luſt der vrunde oder
des guͦdes· obe der
erē obe des troſteʒ
oder waʒ dir got
git· 17 dit bereit dich
alliʒ wvn̄ dinet dirw ʒvͦ warme vri-
den kans dv iʒ alleine
genemē
Abschnitt 8
sox ſprechēt
ſi och herre iʒ geit
mir ſo vbil vn̄ lidē
ſwerlichē· ſo ſprechē
ich ime ſi vil recht
alſo. ſoy ſprechēt ſi neī
herre ich han iʒ ver-
dẏnet ich han eẏn
boſe bilde in mich ge-
ʒogen. In ruͦche nit
vil libe kint iʒ ſi ver-
dyͤnit oder vnv͛dint
vn̄ nim ocker daʒ li-
den van gode vnd
danke gode· lit dich
vn̄ la dich· alle die
mirre die got git
die ſint īrechter
ordenenūge dasz he
den menſchē da mide
ʒvͦ groʒē dingē wil
ʒiehē· 10 durch lidēs
willen ſo hait he
alle dink geſaʒt in
ↄtrͣie wider den [98ra]
Menſchē· 11 alſe wol vn̄
alſe lichtlichē hette
got laʒen daʒ brot
waiʒenaa alſe daʒ korn·
dan daʒ der menſche
muͦʒ in allen dingē ge-
vbet werdē· 12 vn̄ eẏn
ikliche dʒab hait he in der
ewiger wiſcheit alſo
geordent vn̄ vuͦrſihē·
daʒ der meler nūmer
ſo vuͦr ſihet in ſinen
ſinnē wie he eẏnen
ẏklichē ſtrich geſtric-
he an deme bilde wi
kurtʒ vn̄ wie lank vn̄
wie breit daʒ niet
anders inmach ſin
ſal daʒ bilde eẏne
meiſterliche forme
gewīnē vn̄ die rode
vn̄ blae varwe gele-
ge· got inſi dvſent-
werbeac vervliʒʒē wie
he den menſchē mit
manichme ſtriche
des lidens vn̄ māch͛
varwē der dogende
brenge ʒvͦ der formē
daʒ he ẏme vf daʒ
hohiſte bevellich w͛de·
Der diſer gabē vnd
diſer mirrē recht dede·
13 ſvnder etʒlichē luden
ingenuͦgit niet bit
der mirrē die ī got
git 14 ſi inwillen ir ouch
me vf ſich laden vn̄
machēt boſe heubit
vn̄ kranke fantaſien
vn̄ hant lange gelidē
vn̄ vil vn̄ indvnt den
dingē niet recht vn̄
wirt wenich genadē
dar vʒ· vn̄ verblibēt
rechte· wan ſi buwēt
vf ire eẏgē vfſetʒe
iʒ ſi inpenetencien obe
abſtinēcien ſi ſin ge-
bet oder gedacht·
15 vmmer muͦʒ got ire
muͦʒen beidēad biʒ ſi daʒ
ire gedvnt 16 da in
wirt niet vʒ· 17 got [98va]
hait ſich des beradē
daʒ he niet īwil lonē
dan ſine eẏgenē w͛kē
· 18 indeme himelrich īkro-
net he niet dan ſine
werk niet die dine·
19 waʒ he niet indir in
wirket da inhelt he
niet abe·
Abschnitt 9
nuͦ iſt ouch
eẏne gar bitter mirre
die got git· inewēdich
gedrenge vn̄ dvſt͛niſſe·
Der des wol war nimit
vn̄ ſich dar in leʒʒit
daʒ verʒert vleſch vn̄
bluͦt vn̄ die nature vn̄
ver wandelt die var-
be vil me daʒ inewēd-
iche werk dan groʒe
vbunge van inbuʒen
wan got kvͦmet bit
gruwelichē bekorvngē
vn̄ wunderlichē ſund͛lic-
hen wiſen· die nẏman
bekēnit dan der ſi be-
vindet· Iʒ hant ſolich
menſchē alſe wūd͛liche [b]
liden vn̄ alſe ſund͛liche
mirrē daʒ kuͦme ẏman
ſich dan abe verrichtē
kan ane god weiʒ wol
war he mẏde wil· och
daʒ man diʒ niet war
innimet daʒ iſt altʒe
ſchedelich den ſchadē
mak nimā vollen achtē·
In welch͛ mīnē got
die mirre git· vnd
leiʒit man daʒ hine
gan in ire ſlafheit·
vn̄ vnachtſamecheit
ſo inwirt niet druʒ·
10 So kvͦmēt ſvlichē ouch·
11 och herre ich bin ſo
dvrre ſo dvſter van
inbinnē 12 vil libe kint
deme warte ſo biʒ dvͦ
vil baʒ drane dan obe
dvͦ ingroʒer ſvʒcheit
weres·
Abschnitt 10
diſe mirre
wirt ane getaſtet
ʒweirleie wiʒ· Mit
den ſinnē vn̄ bit d͛
vernunft die vʒer [99ra]
mirre wirt ane ge-
taſtet bit dē ſinnen
alſo dʒ ſullich lude wi-
llent alſe wiſe ſin vn̄
wenēt iʒ bit ire wiſc-
heit alliʒ bewarē vn̄
gebēt diſeme vʒwēdigē
ʒvͦ vallend glucke vn̄
vnglucke vn̄ meinēt
alliʒ ſi ſuldē die liden
wol bewart han were
iʒ alſvs vn̄ alſo kumē
ſo were iʒ wol kvmē
vn̄ were bewart· Si
willent gode ʒvͦwiſe
ſin vn̄ inlerē vn̄ meiſt-
erin vn̄ inkv̄nēt niet
die dink van ẏme ge-
nemē· die hant groʒ
lidē vn̄ wirt in die
mirre ſ͛e bitter·
Abschnitt 11
Die
anderē taſtēt die ine-
wendige mirre ane
bit ire naturlich͛ be-
hendecheit vn̄ brechēt
ſich vʒ diſeme gedren-
ge daʒ in ẏn iſt bit [b]
vernunftigē bilden
vn̄ werken· vn̄ gient
dicke eẏnveldge lude
vil ſnelicher ʒvͦ· wā
die bit den vernūftigē
groʒen dingē vmbe
gient· wan die eẏn-
veldigē volgent gode
eẏnveldiclichē ſi in
wiʒʒēt niet anders·
sunder intruwē vol-
gendē die vernunft-
igē vn̄ lieʒen ſichae ſi que-
mē vil edelicher vn̄
wuneklicher in· wan
ire vernunft dinet
in zvͦ allen dingē mīe-
cliche· och der ſich
ocker lieʒe diſeme ſo
inwere keẏn bludes
troppechen zuͦ kleine
iʒ indinte ſunderlichē
her zvͦ·
Abschnitt 12
hin vʒ weſet
dan eẏn edilafroche-
lin vn̄ eẏn ſwigelin·
Daʒ edil wirouch korn-
ichen daʒ wirouch [99va]
hat eẏnē gudē rouch
ſo wāne daʒ vuͦr daʒ
kornchē begrift ſo
lachet iʒ· vn̄ ſvcke
ocker den roch indeme
korne iʒ loſet dē ge-
vangē der in deme kor-
nag lach daʒ der vf gei-
t vn̄ wirt eẏn guͦt
roch dar vʒ· Dit vuͦr
in iʒ anders niet wā-
birnēde mīne ʒvͦ gode
Der indeme gebede
daʒ iſt der wirouch vʒ
leiʒit den rechtē gvdē
roch der heiliger an-
dacht wan alſe geſchr-
ibē ſteit gebet iniʒ
niet dan eẏn vf gank
des gemuͦdes ingot·
rechte alſe daʒ ſtro
iʒ vmbe deſ kornes
willen vn̄ niet me
indouch dv inwillis
dan eẏn bette dar vʒ
machē da dv vf
reſtes oder eẏn miſt·
alſo iniſt alle vʒwē-
dich gebet niet me
nutze dan alſe verre
iʒ den menſchē ʒvͦ
dirre edelre āda[cht]ah reiʒit
vn̄ dan vʒ brichet d͛
edil roch· 10 wan der dā
vʒ kuͦmet ſo la daʒ
gebet des mundes
kunlichē varē· 11 hie
ſcheiden ich die vʒ
die van gebode der
heiliger kirchē ʒvͦ
gebede verbunden
ſint·
Abschnitt 13
daʒ dritte offer
dʒ waʒ daʒ golt·
Die daʒ golt offerēt
daʒ ſint die aller-
wund͛lichſte ſvnd͛liche
lude. daʒ man van
den wuneklichē ludē
niet geſprechē īkan·
Si ſint ewelichen
geboren van deme
vader in den ſvͦn ſi [100ra]
geint hine bit anderē
luden vn̄ nẏmā īmak
ſi erkennē noch ſi ſich
ſelver niet wāt ſi
hant ſich vuͦr niet ſi
ſint vngenāt vnd
vnbekant got erkē-
nit ſi· Got offert
ſich ſelver in ẏn och
welch eẏn wund͛ iſt
vmbe diſe lude· Ge-
durēai wir her vmbe
yt bidē daʒ wir di-
ſer edelre lude yt
werden· 10 nein niman
dan deme dit van
inbinē irleubit wirt.
11 nein truwē kinder
ich han mich· diʒ baʒ
beradē· 12 nẏman īſal
noch inweiʒ noch in
muͦʒ her vmbe bidē
wan got muͦʒ ſich
ſelver her vmbe bidē
vn̄ muͦſaj iʒ ovch ſel-
ber gebē· niman
anders 13 he iʒ alhie
der beẏder vn̄ der
geber· vn̄ niet and͛s·
Abschnitt 14

eẏn ander golt des
muͦʒen wir wol bidē
daʒ vns god gebe
eẏnē gantʒē warē
abe keir van vns
ſelber vn̄ van allen
kreaturē vn̄ eẏnen
gantʒen warē keir
in ẏn· daʒ iʒ eẏn we-
ſelich keir des ſolē
wir wol bidē daʒ
diſer keir geſchit
da geit wol d͛ ſterre
vf vn̄ wiſet die
geburt·
Abschnitt 15
In truwē
aber die erste lude
da riʒʒit ſich d͛ himel
altʒe male vn̄ diͤnt
ſich ʒvͦ male intgen
die minekliche lude
vf vn̄ da vber die
lude ſo wirt die
vederliche ſtimme [100va]
gehorit· Dit iſt
min geminter ſun
indeme ich mir wol
behagē vn̄ d͛ heilige
geiſt wirt vf in ge-
ſiehē inder warheit
ingelichniſſe d͛ dubē·
dan wirt vollenbͣcht
daʒ dritte ʒeichen
dʒ alſe hude geſchak
dʒ waʒʒer wirt ʒvͦ
wine gemachet vn̄
die kreaturē durſt·
Ich ſprechē ʒvͦ gode
ſi werdēt ʒvͦ male
gotlich· vn̄ da in-
blibit noch īiſt da
niet dan eẏne bloʒe
ſele vn̄ eẏn bloʒe lut͛
got·
Abschnitt 16
daʒ wir nuͦ al-
le diſe geburt mit
den kvͦnigē ſuchen
daʒ wir ſi in d͛ war-
heit vindē des hel-
ve vns got amen

Textapparat

adanach wohl ein Buchstabe getilgt.
beẏ wohl auf Rasur.
c–cvon derselben Hand mit hellerer Tinte geschrieben.
di auf Rasur.
edavor durch Rasur getilgt der.
fschwer leserlich auf Rasur.
gals und e durch Loch im Pergament getrennt.
ham unteren Rand mit Einfügungszeichen ergänzt.
iwohl von späterer Hand gebessert zu antwertēt.
jerstes r von späterer Hand auf Rasur ergänzt.
kmit Einfügungszeichen über der Zeile ergänzt.
ldanach ein Buchstabe getilgt.
mi über der Zeile ergänzt.
ngebessert aus den oder der.
ozwischen o und c Buchstabe durch Rasur getilgt.
püber der Zeile eingefügt.
qvon späterer Hand gebessert zu dir.
rgebessert aus wortē.
sam rechten Rand mit Einfügungszeichen ergänzt.
tu auch als o lesbar.
umit Einfügungszeichen am oberen Rand ergänzt.
vgebessert aus ane.
w–wmit Einfügungszeichen am oberen Rand ergänzt.
xdurch Rasur gebessert aus also.
yüber der Zeile ergänzt.
zmit hellerer Tinte korrigiert aus des.
aai über der Zeile ergänzt.
abmit bräunlicher Tinte am linken Rand mit Einfügungszeichen ergänzt.
acdanach von späterer Hand über der Zeile ergänzt me.
adi über der Zeile ergänzt.
aeam rechten Rand mit Einfügungszeichen ergänzt.
afdavor gestrichen eẏn.
agr über der Zeile ergänzt.
aham rechten Rand mit Einfügungszeichen ergänzt, Wortende durch Bindung unleserlich.
aivon späterer Hand gebessert zu Gedurrē.
ajdanach Buchstabe getilgt.

Marginalien

A am unteren Rand: mit hellerer Tinte von späterer Hand vf den drutʒeynten dach.

Anmerkungen

Johannes Tauler
geb.: ca. 1300
gest.: 1361
Anm.: Dominikaner; Mystiker
weiterführende Informationen
Herodes I. Judäa, König
Anm.: König von Judäa
weiterführende Informationen
Jesus Christus
Anm.: biblische Person
weiterführende Informationen
XML: unbekannt
XSLT: unbekannt